Fußball-Bundesliga: Leverkusen spielt nur 2:2 in Bremen

Als sein letzter Schuss leicht verzogen neben das Tor gerollt war und das Spiel wenig später nach 97 intensiven, rasanten Minuten endete, sackte Florian Wirtz auf dem sattgrünen Rasen zusammen: Das konnte doch nicht wahr sein! Wirtz war so viel gerannt, hatte so viel inszeniert, in jeder Aktion Spielfreude versprüht – und dann sollte dieses 2:2 der Ertrag des Abends sein?

Sein später Schuss ins Glück zum 3:2 wäre verdientes Resultat seines persönlichen Einsatzes gewesen; Bayer 04 Leverkusen wäre zumindest über Nacht tabellarisch punktgleich mit dem FC Bayern ausgewiesen, doch wie schon in der Champions League in Guingamp gegen Brest mussten sich Wirtz und seine Kollegen mit einem Punkt begnügen.

Das war besonders für Wirtz mehr als ärgerlich, denn nur der Pfosten stand seinem 3:1 in der 84. Minute im Weg – da konnte Michael Zetterer im Bremer Tor dem wuchtigen Schuss nur bang nachschauen. Da hätte Werder wohl nichts mehr zu entgegnen gehabt. So aber schlug Trainer Ole Werners Elf stark zurück und kam durch den munteren Romano Schmid in der 90. Minute zum 2:2-Endstand.

„So geht es nicht“, kritisierte später der Leverkusener Kapitän Granit Xhaka, „wenn du so viele Gegentore kriegst, führt der Weg nicht nach ganz oben. Und fehlt der letzte Biss im eigenen Sechzehner. Den hatten wir in der Vorsaison, und da müssen wir wieder hin.“ 15-Mal hat es im Bayer-Tor schon eingeschlagen in acht Partien. Xhaka klagte: „Wenn du auswärts zweimal führst, musst du gewinnen.“ Im Meisterjahr hatte Bayer 04 überhaupt nur 19 Gegentore bekommen.

Fliegender Stürmer: Werders Duksch bei seinem Treffer zum 1:1 gegen Leverkusen
Fliegender Stürmer: Werders Duksch bei seinem Treffer zum 1:1 gegen LeverkusenReuters

Den Punkt hatte sich Werder Bremen in einer schnellen, unterhaltsamen Partie verdient, rannte am Ende sogar an, um das 3:2 zu erzielen – Mut und Energie der Bremer waren bemerkenswert. Doch Bayer 05 hatte zweimal geführt; eigentlich eine Basis, von der aus sich gut gewinnen lässt. Zweimal aber waren es die nicht nachlassenden Werderaner, die Lukas Hradecky im Bayer-Tor überwanden.

„Am Ende können wir nicht zufrieden sein“

So musste sich Leverkusen mit dem dritten Unentschieden der Saison begnügen – dass die Bremer Fans am Samstagabend im mit 42.100 Menschen vollbesetzten Weserstadion wie einen Sieg feierten, immerhin waren es die ersten Heimtore der Saison und der erste Punkt zuhause.

„Am Ende können wir nicht zufrieden sein“, sagte Bayer-Trainer Xabi Alonso, „es passiert uns nicht zum ersten Mal, dass wir einen Vorsprung abgeben. Wir hätten das Ergebnis in den letzten Minuten stärker verteidigen müssen. Aber da waren wir zu soft. Wir müssen stabiler werden. Das ist unsere Herausforderung. Die Tabelle bedeutet mit noch nichts – es ist erst Oktober.“

Dass Victor Boniface in der 30. Minute das 1:0 für Bayer erzielte, war nicht zu erwarten gewesen. Nach dem Auto-Unfall, den er als Beifahrer am Sonntagmorgen erlitten hatte, war lange spekuliert worden, ob Trainer Alonso ihn einsetzen würde. Tat er, und Boniface traf – nach Frimpongs Hereingabe war er schneller als die Bremer.

Werder ließ den Ball laufen, wirkte gut auf diesen starken Gegner eingestellt, der seine Aufstellung verglichen zu Brest auf sieben Positionen verändert hatte, was der Qualität keinen Abbruch tat. Boniface hatte in der 55. Minute den zweiten Treffer auf dem Fuß, den Zetterer verhinderte. Immer wieder war es Frimpong, der antrieb, und auch nach dem 1:0 im Mittelpunkt gestanden hatte, als er das Trikot des verletzten Amine Adli hochhielt.

Doch statt Werder weiter zu distanzieren, war es Marvin Duckschs gezielter Kopfball, der Bremen das 1:1 brachte (74. Minute). Ducksch klopft mit solchen Aktionen an die Tür der Nationalmannschaft an. Dort wurde Robert Andrich längst eingelassen – auch wegen solcher Taten: Über links setzte er sich energisch durch, passte nach innen, dort wollte Agu vor Frimpong klären und traf ins eigene Tor (78.).

Wer dachte, das war es nun für Bayer 04, hatte die Rechnung ohne die wuchtigen Bremer gemacht. Als sie den Schuss von Wirtz an den Balken verdaut hatten, war es der gut vom eingewechselten Derrick Kühn eingesetzte Romano Schmid, der Bayer bös traf und mit dem 2:2 für tosenden Jubel in der stimmungsvollen Arena sorgte.

Da hatte Leverkusen mehrfach schwach, weil inkonsequent verteidigt und den Ball nicht wegbekommen. Ole Werner indes hatte mutig gewechselt und wurde belohnt – während der volle Ertrag der Leverkusener davontrudelte wie der letzte Schuss von Florian Wirtz.