Fünfte Partie der Schach-WM: Vorteile, die zu nichts führen

Auch in der fünften Runde der Schach-WM in Singapur hatte der Weltmeister Ding Liren aus China leichte Vorteile. Wie in den vorhergehenden Partien gelang es dem 32-Jährigen aber nicht, sie zu einem Gewinn zu verdichten, nicht einmal ansatzweise. Will er das dreiwöchige Duell gegen seinen 18-jährigen Herausforderer Gukesh aus Indien gewinnen, muss er seine Chancen deutlich besser verwerten.

Gukesh zeigte einmal mehr, dass er sowohl strategisch in Nachteil geraten als auch sich in Bedrängnis mit kraftvollen Zügen erfindungsreich verteidigen kann.

In dieser Partie hatte er die weißen Steine und spielte den Königsbauern im ersten Zug; Ding wählte zur allgemeinen Überraschung des Publikums, wie in der ersten Runde, die Französische Verteidigung, eine alte Eröffnung, die bei Weltmeisterschaften jahrzehntelang überhaupt nicht zu sehen gewesen war. Nach wenigen Zügen tauschte Gukesh die Damen ab; es kam zu einem tiefgründigen Mittelspiel, in dem der Denker aus China die Akzente setzte.

Nach einer Ungenauigkeit seines Gegners gelang es Ding, einen Freibauern auf der dritten Reihe zu platzieren. Aber er schaffte es nicht, ihn zur Dame zu führen. Gukesh räumte den Bauern ab, danach verflachte das Geschehen. Es ergab sich bei drei Stunden Spielzeit ein Remis durch Zugwiederholung im 41. Zug.

Ein gutes Drittel der WM ist gespielt. Wie sie ausgehen könnte, ist völlig offen. Nach fünf Runden steht es 2,5 zu 2,5.

Alle Berichte unseres Reporters Ulrich Stock von der Schach-WM in Singapur lesen Sie hier. Der Großmeister Niclas Huschenbeth liefert zudem für ZEIT ONLINE Videoanalysen aller Partien zu.