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In Deutschland wurden im Jahr 2023 mehr als 50.000 Kinder zu früh geboren. Um die Frühchen zu versorgen, sind Inkubatoren, Monitore und viele andere Hilfsmittel nötig – und Krankenschwestern und Pfleger, die sich kümmern.
Ein Mittwochvormittag im November auf der Frühgeborenenintensivstation in der Asklepios Klinik in Hamburg-Barmbek. Für die Krankenschwestern und Pfleger auf der Station gehört das ständige Piepen der Monitore zum Arbeitsalltag. 35 Menschen kümmern sich hier im Dreischichtsystem um die allerkleinsten Patienten. Zu ihnen gehören Mandy Hubert und Antje Hiller, Teamleiterinnen der Neonatologie. Um die Kinder gut zu versorgen, sind Monitore, Inkubatoren und viele andere technische Hilfsmittel notwendig. Doch nicht nur die Maschinen melden, wenn etwas mit den Kindern nicht stimmt:
„Auch unsere kleinen Patienten melden sich durchaus lautstark und fordern ihre Rechte ein. Wenn sie eine Atemhilfe haben, gibt es auch kreative Kinder, die diese hin und her rutschen, so dass man sagt: ‚Ich glaube, du bist mit deiner Gesamtsituation hier nicht mehr zufrieden‘.“
Frühgeborenenstation: Zusammenarbeit mit Eltern wichtig
Die Pflegerinnen und Pfleger geben alles, um die kleinen Patienten so gut wie möglich durch die schwere Anfangszeit zu bringen – die bestmögliche medizinische Versorgung ist dafür wichtig, aber auch, den kleinen Babys eine trockene Windel anzulegen oder sie in eine bequemere Position umzulagern. zwölf Behandlungsplätze gibt es in hier. Von den etwa 3.000 Babys, die im Barmbeker Krankenhaus im Jahr 2024 bisher geboren wurden, wurden 180 Kinder hier versorgt. Einige bleiben nur ein paar Tage, manche viele Wochen. Dabei sind die Eltern auch schon im Krankenhaus die wichtigsten Bezugspersonen für ihre Kinder.
„Die Eltern sind immer willkommen. Und wir versuchen natürlich, die Eltern – so gut es geht – von Anfang an mit einzubinden. Sie sondieren die Mahlzeit, wechseln die Windeln, machen die Mundpflege. Kuscheln ist das Wichtigste für die Kinder. Das Känguruhen ist ein ganz wesentlicher Baustein, es hilft den Kindern auf dem Weg.“
Nach der Frühgeburt: Lebensmittelpunkt auf der Intensivstation
Viele Eltern von Frühgeborenen verlegen ihren Lebensmittelpunkt für die Wochen nach der Geburt ins Krankenhaus. So war es auch bei Vera Jordan, der Mutter der kleinen Mila. Sie wurde elf Wochen zu früh geboren mit nur 950 Gramm. Und obwohl sie so klein und leicht ist: Sie sieht aus wie ein perfekter, kleiner Mensch. Jetzt, am Vormittag, ist sie wach, ihre Mutter badet sie. Mila genießt das warme Wasser. Ganz selbstverständlich hält die Mutter dabei das kleine Mädchen mit einer Hand im Wasser fest. Doch das war nicht immer so.
„Am Anfang hatte ich großen Respekt davor, weil dann auch gefragt wurde: ‚Okay, wer möchte als erstes wickeln, Mama oder Papa?‘ Und wir beide so: ‚Äh, mach du.‘ Aber mit jedem Mal hat man sich mehr zugetraut und hat auch gemerkt, dass sie nicht so zerbrechlich ist, wie man denkt. Man war ja nie allein. Die Krankenschwestern waren immer dabei und haben das ganz toll überwacht und alles ganz toll erklärt.“
Vera Jordan hebt die kleine Mila vorsichtig aus dem warmen Wasser, trocknet sie ab, zieht sie an. Dann legt sie an die Brust. Sie hat viel gelernt von den Krankenschwestern auf der Frühchenstation. Bald kann Mila nach Hause. Doch auch in kritischen Situationen arbeiten die Pflegerinnen und Pfleger so eng mit den Eltern zusammen wie möglich: „Das Schaffen von Erinnerungen ist wichtig. Wenn eine kritische Situation überwunden ist, ist das ja auch für das Kind, für seine Biografie irgendwann wichtig zu wissen, was für Meilensteine es geschafft hat“, sagt Mandy Hubert.
Diese Meilensteine feiern sie gebührend, basteln zum Beispiel kleine Plakate, die sie an den Bettchen der Kinder aufhängen. Dabei heben sie scheinbar kleine Schritte besonders hervor.
„Das erste Mal eine volle Windel. Auch das ist durchaus ein Grund zu feiern. Das erste Mal die Flasche getrunken oder der Umzug vom Inkubator ins Wärmebett. Das sind Bausteine auf dem Weg. Und man sagt: ‚Okay, das haben wir jetzt auch geschafft‘.“
Unterstützung auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus
Und dann, wenn am Ende alles gut ist und die Kinder nach Hause entlassen werden, freuen sich Antje Hiller und Mandy Hubert, wenn sie die Entwicklung ihrer kleinen Patienten weiterhin ein wenig begleiten können.
„Es ist eigentlich wirklich das große Dankeschön der Eltern. Auf unseren Stationsfluren gibt es Collagen von unterschiedlicher Kreativität, von unterschiedlichen Kulturen. Wir freuen uns einfach, wenn die Eltern noch mal vorbeikommen und uns die ehemals kleinen Groß – womöglich laufend – über den Stationsflur begegnen. Das ist toll.“
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