Früherer FDP-Politiker: Thomas Kemmerich macht nun bei Frauke Petry mit

Thomas Kemmerich will noch einmal durchstarten. Der Thüringer Kurzzeit-Ministerpräsident, der in der vergangenen Woche aus der FDP ausgetreten ist, hat sich dem „Team Freiheit“ der früheren AfD-Vorsitzenden Frauke Petry angeschlossen. Es gehe ihm mit seinem neuen Engagement um „Freiheit vor dem übermächtigen Staat“, eine soziale Marktwirtschaft, die den Namen verdiene, und den Abbau der überbordenden Bürokratie, „durchaus mit der Kettensäge“, sagte Kemmerich der F.A.Z. Der 60 Jahre alte bisherige FDP-Landeschef ist nun Vorsitzender des Vereins „Team Freiheit“, der hinter der gleichnamigen „Bürgerbewegung“ steht.

Das „Team Freiheit“ verstehe sich als „Anti-Partei“, sagte Kemmerich, denn die klassischen Parteien seien heute Teil des Problems und nicht der Lösung. Dennoch müsse das „Team Freiheit“ eine Parteistruktur schaffen, um bei Wahlen anzutreten. Das soll schon bei den Landtagswahlen im Frühjahr 2026 in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz geschehen.

Die Parteimitglieder würden aber nur „als eine Art Aufsichtsrat“ tätig sein; ihre Aufgabe sei es, Fachleute als Kandidaten für Wahlen auszuwählen und in politische Verantwortung zu bringen. „Ich selbst werde nicht Parteimitglied, weil ich weiter politisch aktiv sein will“, sagte Kemmerich. Das Gleiche gelte für Frauke Petry. Das „Team Freiheit“ umfasst derzeit 22 Personen, darunter Marcus Pretzell, der Ehemann Petrys und ehemaliges AfD-Mitglied.

Eine Kraft, „die stur auf Freiheit und Marktwirtschaft“ setzt

Kemmerich sagte, er kenne Petry seit 2017, als sie beide in den Bundestag gewählt worden waren. Petry war kurz danach aus der AfD ausgetreten. Seit 2023 hätten sie erste Gespräche über eine Zusammenarbeit geführt, die sie im letzten Jahr intensiviert hätten.

Zur Begründung für seinen Austritt aus der FDP hatte Kemmerich gesagt, die Partei habe in der Ampelregierung alles falsch gemacht. Er wünsche sich eine Kraft, die wieder „stur auf Freiheit und Marktwirtschaft“ ausgerichtet sei und das Erbe von FDP-Politikern wie Walter Scheel, Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf Lambsdorff vertrete, sagte Kemmerich nun der F.A.Z.

Die Thüringer FDP hatte bei den Landtagswahlen 2024 nur noch 1,1 Prozent erreicht. Petry war 2019 mit ihrem Projekt „Die blaue Partei“ gescheitert; sie hatte mit Wahlergebnissen von 0,4 Prozent in Sachsen und 0,1 Prozent in Thüringen Schiffbruch erlitten. Kemmerich sagte, seitdem habe sich die politische Lage in Deutschland deutlich verändert. Die FDP habe in der vergangenen Bundestagswahl 1,3 Millionen Wähler an die CDU und fast 900.000 an die AfD verloren. Sie hinterlasse eine Lücke für eine neue politische Kraft.

Kemmerich war im Februar 2020 mit den Stimmen von CDU, FDP und AfD überraschend zum Ministerpräsident von Thüringen gewählt worden. Die Folge war eine Regierungskrise in dem Bundesland. Infolge einer Welle von Protesten und Druck aus seiner Partei war Kemmerich zurückgetreten.