
In den ersten Wochen des Jahres 1993 schrieb Karl Schlögel für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel einen Text, in dem er eine alte Figur ins Gedächtnis zurückholte: den Landsknecht. Er stand damals sicher gerade unter dem Eindruck der beginnenden Kriege im zerfallenden Jugoslawien. Doch seine Schilderung eines Typus war eigentümlich schillernd, als wollte er auf etwas Größeres hinaus. Landsknechte waren Soldaten im frühneuzeitlichen Europa, also in einer Zeit, in der Kriege allgegenwärtig waren, und in der die Kämpfer sich häufig von diesen Kriegen selbst ihren Lohn holen mussten. Plünderungen gehörten zum Alltag, die Bevölkerung litt oft schrecklich unter den Heeren, die quer durch den Kontinent zogen. An diese Erfahrungen dachte Schlögel wohl, als er schrieb: „Landsknecht-Europa ist dabei, seine befreiten Zonen zu schaffen und die Gesetze der Verrohung auch dort allgemein zu machen, wo sie noch nicht gelten.“