Friedberg: Biokaiser und THM erarbeiten neues Ladenkonzept

Schon seit Mitte der Siebzigerjahre backt Biokaiser kontrolliert ökologisch. Der Teig durfte bei dem Handwerksbetrieb mit Sitz in Mainz-Kastel schon immer länger als bei vielen Mitbewerbern reifen. „Slow baking“ wurde schon praktiziert, bevor die Bezeichnung überhaupt zum Werbetrend wurde. Das Unternehmen jammert nicht über den Mindestlohn. Stattdessen hilft es Beschäftigten, die in finanzielle Notlage geraten sind, kurzfristig mit Darlehen aus.

Zu den Unternehmenszielen zählen laut Geschäftsführung nicht nur ein auskömmlicher Gewinn. Es gehe auch darum, Werte wie Menschlichkeit und Achtsamkeit vorzuleben. Sogar von Liebe ist die Rede. Kurzum: Bei der Biokaiser GmbH läuft manches anders als in anderen Unternehmen. Doch nicht nur dazu passt ihr einzigartiges Vorhaben in Friedberg gut.

Gemeinsam mit der Technischen Hochschule Mittelhessen will Biokaiser einen Laden neuen Typs entwickeln. Auf 200 Quadratmetern soll es mehr als nur eine Verkaufsfläche für Backwaren sowie ein paar Tische geben, an denen Kunden in einer von Kunst angereicherten Atmosphäre ein Brötchen oder etwas Süßes zum Kaffee genießen können. Vielmehr stellt das Unternehmen eine Begegnungsstätte in Aussicht. Einen Ort, an dem Studenten etwas über Gemeinwohlökonomie lernen. Dieser fühlt sich der Handwerksbetrieb nämlich verpflichtet.

Projekt fügt sich in Vision für die Kaiserstraße ein

Von Praktikern zu lernen, passt gut zum grundsätzlichen Ansatz der Hochschule, die für angewandte Wissenschaft steht. Umgekehrt will Biokaiser auch von neuen Ideen, etwa in der Betriebswirtschaftslehre, profitieren.

Zusammengebracht hat der parteilose Friedberger Bürgermeister die beiden Partner. Auch dies fügt sich: Kjetil Dahlhaus hat die Modernisierung der Wetterauer Kreisstadt sowie mehr Orte versprochen, an denen Menschen sich treffen und etwas für den Gemeinsinn tun können. Das große innerstädtische Vorhaben in diesem Sinn ist der geplante Umbau der Kaiserstraße. Noch atmet die zentrale Achse den öden Charme der autogerechten Straße der Sechzigerjahre. Überdies vergällen viele vernachlässigte Fassaden den Aufenthalt. Dereinst soll diese Zone aber ein Ort mit mehr Räumen für Menschen mit Muße sein.

Im Kleinen gelingt dies etwa schon an der zentralen Kaiserstraße mit dem Kreativhaus, zumal die in Gemeinsinn erfahrene gemeinnützige Butzbacher Genossenschaft „Das Gute Haus“ nun die Einrichtung betreibt. Der künftige Biokaiser-Laden wird im Wortsinn eine Nummer größer. Gelingt das Vorhaben, wird es Dahlhaus auch seinem Ziel näherbringen, Stadt und Technische Hochschule enger zusammenrücken zu lassen. Nicht zuletzt passt es auch ideell gut zum geplanten Umbau der Kaiserstraße.