Frauen-EM: Deutschland schlägt Dänemark und steht im Viertelfinale

Stand: 09.07.2025 00:40 Uhr

Deutschlands Fußballerinnen haben auch ihr zweites Gruppenspiel bei der EM in der Schweiz gewonnen. Das Team von Bundestrainer Christian Wück bezwang Dänemark am Dienstagabend in Basel mit 2:1 (0:1) und hat sich damit vorzeitig für das Viertelfinale qualifiziert.

Weil nach der DFB-Equipe auch Schweden sein zweites Spiel gegen Polen mit 3:0 gewann, durfte der Rekordeuropameister im Teamhotel den Sprung in die Runde der letzten Acht bejubeln. Gegen Dänemark grüßte dabei das Murmeltier. Wie bereits in der Auftaktpartie gegen Polen (2:0) drehte das Wück-Team nach durchwachsener Leistung in Abschnitt eins nach dem Seitenwechsel mächtig auf und entschied so das Spiel.

„Ich rechne der Mannschaft unheimlich hoch an, wie sie zurückgekommen ist und wieviel Willen und Einsatz sie gezeigt hat, um dieses Spiel zu gewinnen“, sagte der 52-Jährige im Sportschau-Interview. Viel Anteil am „Mentalitätssieg“ habe auch die verletzte Kapitänin Giulia Gwinn, so der Bundestrainer: „Sie hat uns vor dem Spiel noch bewegende Worte geschrieben. Mir war klar, dass das Team alles versuchen wird, das Spiel für sie zu gewinnen.“

Sjoeke Nüsken per Elfmeter (56.) und Lea Schüller (66.) waren vor 34.165 Zuschauern – darunter mindestens 17.000 deutsche Fans – für den Turnier-Mitfavoriten erfolgreich. Amalie Vangsgaard hatte Dänemark in Führung gebracht (26.).

Dänemark überrascht DFB-Frauen mit taktischer Änderung

Wück hatte wie erwartet nur eine Veränderung in der Startelf im Vergleich zum Auftaktspiel vorgenommen. Für die verletzte Kapitänin Giulia Gwinn rückte Carlotta Wamser ins Team, die ihre Sache nach ihrer Einwechslung in der ersten EM-Partie formidabel gemacht hatte. Dänemark startete sogar mit den selben elf Spielerinnen wie am vergangenen Freitag gegen Schweden (0:1). Aber sehr zur Überraschung des DFB-Teams mit einer anderen taktischen Ausrichtung.

Denn statt im defensiven 5-3-2-System schickte Coach Andrée Jeglertz seine Mannschaft in einer offensiveren 3-4-3-Formation auf den Rasen. „Danish Dynamite“ war es dann zwar nicht, was die Skandinavierinnen im ersten Abschnitt ablieferten. Aber immerhin strahlte die Jeglertz-Elf weitaus mehr Gefahr in der Vorwärtsbewegung aus als noch gegen Schweden aus.

Zudem generierten die Däninnen durch das frühere Anlaufen einige Ballgewinne, nach denen sie schnell umschalteten und zu Abschlüssen kamen. Kurzum: Dänemark stellte Deutschland vor Probleme, war ein echter Prüftstein.

VAR kassiert deutsches Tor und Elfmeter

Wück konnte zur Pause nicht zufrieden sein. Zum einen, weil seine Elf wie bereits in Hälfte eins gegen Polen nach vorne etwas zu kompliziert spielte und im letzten Drittel des Feldes nicht entschlossen genug zu Werke ging. Zum anderen, weil der Rekordeuropameister gleich zweimal Pech mit dem Videoschiedsrichter hatte.

Der hieß Alen Borošak und meldete sich erstmals in der 18. Minute, nachdem Klara Bühl das DFB-Team mit einem Schuss aus 20 Metern vermeintlich in Führung gebracht hatte. Doch der VRA hatte sich die Szene mehrfach an seinen Bildschirmen angeschaut und dabei bemerkt, dass Nüsken bei Bühls Abschluss im Abseits gestanden hatte. Dementsprechend entschied Schiedsrichterin Catarina Campos auf Freistoß für Dänemark statt Treffer für Deutschland.

Das Tor von Klara Bühl (r.) zum 1:0 wurde vom VAR einkassiert.

Kurz vor der Pause standen die Unparteiische aus Portugal und der Videoassistent aus Slowenien dann ein zweiten Mal im Mittelpunkt. Dieses Mal hatte Campos nach einem Handspiel von Frederikke Skjødt Thøgersen auf Elfmeter für das DFB-Team entschieden. Und wieder hatte sie nicht genau genug hingeschaut. Denn die Abwehraktion hatte kurz vor dem Strafraum stattgefunden, sodass es nur Freistoß statt Strafstoß gab. Der Standard verpuffte.

Dänemark legt deutsche Abwehrschwächen offen

Zu diesem Zeitpunkt lag Deutschland bereits mit 0:1 in Rückstand. Vangsgaard hatte in der 26. Minute gleich von einer ganzen Fehlerkette beim DFB-Team profitiert. Zunächst unterlief Linda Dallmann ein Fehlpass, dann spielte die zurückgeeilte Schüller unfreiwillig den Ball in die Füße der Dänin. Und Keeperin Ann-Katrin Berger machte beim Schuss der Stürmerin von Juventus Turin ins kurze Eck auch keine sonderlich gute Figur.

Amalie Vangsgaard (r.) brachte Dänemark in Führung.

Das Gegentor brachte Deutschland kurzfristig komplett aus dem Konzept. Dänemark kam ziemlich ungehindert zu zwei weiteren Abschlüssen durch Pernille Harder (28.) und Janni Thomsen (29.). Das Rückzugs- und Zweikampfverhalten seiner Elf konnte Wück nicht gefallen.

In Ballbesitz waren die DFB-Frauen zwar sehr bemüht und zeigten einige gute Ansätze. Der finale Pass und der Abschluss waren vor der Pause aber das große Manko.

Nüsken gleicht per Elfmeter aus

Wie bereits gegen Polen erhöhte Deutschland auch gegen Dänemark nach dem Seitenwechsel die Schlagzahl. Und nachdem Bühl und Wamser noch kurz nacheinander an Maja Bay Östergaard gescheitert waren (51.), bezwang kurz darauf Nüsken die Torhüterin vom Punkt aus.

Vorausgegangen war eine erneute Wortmeldung von Borošak. Diesmal hatte der Videoschiedsrichter bei einem Zweikampf von Katrine Veje gegen Dallmann ganz genau hingeschaut und gesehen, wie die Dänin der deutschen Spielgestalterin das Bein weggezogen hatte. Auch mit dieser Einschätzung lag der Slowene genau richtig, auch wenn das Foul unabsichtlich begangen wurde.

Schüller trifft mit dänischer Hilfe

Der Ausgleich beflügelte die Wück-Mannschaft zusätzlich. Und nach jeder Menge Pech in Hälfte eins hatte die DFB-Auswahl noch sehr viel Fortune. Denn auch beim zweiten Tor halfen die Däninnen kräftig mit. Diesmal sogar auf ebenso kuriose und schmerzhafte Art und Weise: Emma Faerge streckte mit einem Befreiungsschlag Emma Snerle nieder, von deren Kopf landete der Ball bei Jule Brand, die Schüller in Szene setze. Mit einem Linksschuss sorgte die Mittelstürmerin für das inzwischen verdiente 2:1.

Nur vier Minuten später hätte die Münchnerin freistehend erhöhen müssen, vergab diese Chance aber kläglich. Eine „Bude“ und eine „Fahrkarte“ – alles wie gegen Polen bei Schüller. Auch Keeperin Berger wurde vom Murmeltier gegrüßt, als sie in der 78. Minute gegen Signe Bruun rettete. Im Auftaktspiel hatte die 34-Jährige in der Schlussphase ebenfalls geglänzt.

Im Anschluss wurde die Torhüterin allerdings nicht mehr ernsthaft geprüft, sodass es beim knappen deutschen Erfolg bleib. Apropos bleiben: Nur zu gerne würde das DFB-Team gleich in Basel bleiben. Schließlich ist der St. Jakob-Park auch der Austragungsort für das EM-Finale. Der Weg dahin führt aber erst einmal am kommenden Sonnabend (21 Uhr, live im ZDF) über Zürich, wo das dritte Gruppenspiel gegen Schweden auf dem Programm steht. „Wir wollen Gruppenerster werden, da legen wir jetzt den Fokus drauf“, gab Nüsken im Sportschau-Interview die Marschroute aus.