
AZ: Frau Dahlmeier, vor den letzten Rennen der Saison am traditionsreichen Osloer Holmenkollen hat Ihre ehemalige Mannschaftskameradin Franziska Preuß die Chance, als sechste Deutsche den Gesamt-Weltcup zu gewinnen. Nach ihrem Sprint-Sieg am Freitag mit 0,2 s Vorsprung auf die zweitplatzierte Lou Jeanmonnot liegt sie 35 Punkte vor der Französin – in zwei Rennen ist das nicht viel, oder?
LAURA DAHLMEIER: Das ist schon ein Krimi. Es ist alles offen.
Franziska Preuß hatte den besseren Saisonstart, führte zum Jahreswechsel die Gesamtwertung mit mehr als 200 Punkten Vorsprung an, doch bis Freitag hatte die Französin mit fünf Weltcupsiegen mächtig aufgeholt, hat derzeit die klar bessere Form und damit sozusagen das Momentum auf ihrer Seite. Wie bekommt man das als Athlet aus dem Kopf?
Das Wichtigste dabei ist, sich auf sich selbst zu konzentrieren, von Rennen zu Rennen zu versuchen das Beste rauszuholen, das zu zeigen, was man kann und gar nicht auf das große Ganze zu schauen. Natürlich spricht jetzt jeder über die Punkte und den Gesamtweltcup, aber als Sportler ist es einfach das Beste zu sagen: ‚Okay, ich mache es im nächsten Rennen einfach so, wie bisher auch, bereite mich genauso vor, arbeite Stück für Stück meine Routinen ab.‘ Am Ende kann man dann die Punkte zusammenzählen. Es bringt nichts, sich im Vorfeld zu sehr zu verkopfen. Man muss die Situation so annehmen wie sie ist, einfach sein Rennen machen.
Dahlmeier über Preuß: „So eine Situation hat sie auch noch nie erlebt“
Was für ein Typ ist Franzi Preuß? Macht sie sich viele Gedanken?
Das ist natürlich jetzt ein Blick in die Glaskugel. Sie hat bei den Weltmeisterschaften in Lenzerheide ja bewiesen, dass sie mit Druck umgehen kann. Da ist sie als Favoritin in die Rennen gegangen, hat super abgeräumt, ist Verfolgungs-Weltmeisterin geworden, hat dem Druck sehr wohl standhalten können. Aber man weiß natürlich nie, was passiert. So eine Situation hat sie auch noch nie erlebt. Sie kennt das aber, weil es sich ja die ganze Saison über aufgeschaukelt hat. Sie hat sehr viele Rennen im Gelben Trikot der Führenden bestritten, und da wird man natürlich immer wieder mit der Frage nach dem Gesamtweltcup konfrontiert: ‚Wäre das nicht dein größter Traum? Wie gehst du das an?‘ Ich glaube, es ist schwieriger, wenn man plötzlich in das Gelbe Trikot schlüpft und die Situation ganz anders ist. So hat sie es schon den ganzen Winter über gehabt, was es vielleicht einen Tick einfacher macht.
Als Sie 2017 den Gesamtweltcup gewonnen haben, war es am Ende nicht so spannend, oder?
Beim vorletzten Rennwochenende in Kontiolahti bin ich im Gelben Trikot gelaufen, komme dann ins Ziel und in die Mixed Zone, wo mir Nils Kaben vom ZDF dann sagte: „Du hast den Gesamtweltcup gewonnen!“ Und ich so: „Was? Wie? Echt?“ Ich hatte selber überhaupt nicht mitgerechnet und konnte es gar nicht fassen. Das hätte mich auch nur abgelenkt. Da war das letzte Rennen dann natürlich superentspannt, wenn nichts mehr anbrennen kann. Damals gab es allerdings noch die Regelung mit Streichergebnissen, was es nun nicht mehr gibt und es damit noch mal anstrengender macht.
Dahlmeier glaub an enges Saisonfinale im Biathlon: „Bis zum Ende hin sehr spannend“
Es ist in der Tat eine lange Saison – da bleiben Formschwankungen nicht aus.
Aber das Gute ist: Die kommen ja bei jedem. Generell ist Jeanmonnot im Vergleich zur Franzi ein bisschen wechselhafter. Wenn man sich die Statistik anschaut: Sie schießt einen Tick schlechter, läuft ein bisschen besser, Franzi ist im Allgemeinen noch konstanter.
Es wird sich wohl eher im Kopf als in den Beinen entscheiden. Wie ist Preuß im mentalen Bereich aufgestellt? Macht sie alles mit sich aus oder holt sie sich externe Hilfe?
Es ist schon so, dass man sich im Laufe der Karriere verschiedene Techniken antrainiert hat, sei es über verschiedene Ansprachen des Biathlon-Coaches, über externe Mentaltrainer oder wie auch immer. Da richtet man sich auf jeden Fall ein Handwerkszeug zusammen. Die Franzi ist in den letzten Jahren ja schon durch viele Täler geschritten, was immer auch die Möglichkeit bietet sich weiterzuentwickeln, um gestärkt aus der Situation hervorzugehen. Ich habe sie im Interview auch mal explizit gefragt, ob sie mit einem Mentaltrainer arbeitet, aber da hat sie nur darauf verwiesen, dass sie weiß, wie sie mit verschiedenen Situationen umgehen muss, hat es also weder bejaht noch verneint. Ich drücke ihr auf jeden Fall ganz fest die Daumen! Es würde mich super freuen, wenn wir wieder eine deutsche Gesamt-Weltcupsiegerin hätten. Ich habe aber irgendwie das Gefühl, dass es bis zum Ende hin sehr spannend wird.
Gelaufen wird am Freitag der Sprint, am Samstag der Verfolger und am Sonntag der Massenstart – in welcher Disziplin ist Franziska Preuß am stärksten?
Massenstart ist, glaube ich, ihre Lieblingsdisziplin. Das kann sie am besten, und das ist das letzte Rennen, was nicht so schlecht ist für die Franzi. Die Zeichen stehen gut.
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