Frankreich: Macron gedenkt der Opfer des islamistischen Angriffs auf Charlie Hebdo

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat der Opfer des islamistischen Anschlags auf die Satirezeitung Charlie Hebdo vor zehn Jahren gedacht. Er nahm gemeinsam mit Premierminister François Bayrou, mehreren Regierungsmitgliedern und der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo an einer Gedenkfeier vor dem ehemaligen Redaktionssitz von Charlie Hebdoteil und legte ein Blumengebinde nieder. Die Angehörigen der Opfer hatten sich gegen eine Ansprache des Präsidenten ausgesprochen.

Zwei islamistische Attentäter waren am 7. Januar 2015 in das Redaktionsgebäude eingedrungen und hatten dort und auf der Flucht zwölf Menschen getötet. Zu den Toten zählten die bekanntesten Karikaturisten des Landes: Charb, Cabu, Tignous, Honoré und Wolinski. Nach zweitägiger Suche erschoss die Polizei die beiden Täter nördlich von Paris in einem Schusswechsel. Es handelte sich um Franzosen algerischer Herkunft, die sich dem Terrornetzwerk Al-Kaida angeschlossen hatten.

Macron zeigte sich anlässlich des zehnten Jahrestags der Anschläge bereit, das Vorhaben einer zentralen Gedenkstätte für Terroropfer in dem Pariser Vorort Suresnes wieder aufzunehmen. Sie soll nun doch so umgesetzt werden wie ursprünglich geplant. Die vorherige Regierung unter Premierminister Michel Barnier hatte das Projekt ohne Absprache mit den Betroffenen aus finanziellen Gründen eingestellt. Es soll 95 Millionen Euro kosten und 2027 eröffnet werden. Nach Informationen der Zeitung Le Monde sind bis zu acht Millionen Euro bereits ausgegeben.

Anschlag auf die Meinungsfreiheit

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. „Wir fühlen heute wie damals mit unseren französischen Freunden. Der Angriff galt unseren gemeinsamen Werten von Freiheit und Demokratie – das akzeptieren wir niemals“, schrieb er auf X.

Charlie Hebdo war von Islamisten bedroht worden, seit sie 2006 als eine der wenigen Zeitungen weltweit die Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung Jyllands-Posten nachgedruckt hatten. Die Täter rechtfertigten sich mit religiösen Gefühlen und schrien bei ihrer Flucht: „Wir haben den Propheten gerächt! Wir haben Charlie Hebdo getötet!“

Die Tat wurde als Anschlag auf die Meinungsfreiheit aufgefasst und löste eine beispiellose Solidaritätswelle aus. Der Spruch „Je suis Charlie“ („Ich bin Charlie“) wurde weltweit aufgegriffen. Zu einem Gedenkmarsch am 11. Januar 2015 reisten zahlreiche Staats- und Regierungschefs nach Paris. Rund 1,5 Millionen Menschen gingen damals in Paris auf die Straße, landesweit fast vier Millionen.