Frankfurt muss Anspruch auf das Finale der #WE29 erheben


Vor drei Jahren schon hat Mike Josef (SPD) seine Vision für Frankfurt als Austragungsort für internationale, große Sportereignisse formuliert. „Das Halbfinale bei einem großen Turnier sollte immer Frankfurts Anspruch sein“, sagte der heutige Frankfurter Oberbürgermeister, damals wie heute auch Sportdezernent der Stadt. Es ging Josef darum, dass die Infrastruktur in der Stadt so gut sein muss, dass Frankfurt bei allen großen Turnieren in den beliebtesten Sportarten bis in die entscheidenden Runden dabei sein kann.

Josef verband diese Forderung mit seinem Vorhaben, eine zeitgemäße Multifunktionsarena zu bauen, für deren Realisierung die politischen Grundlagen mittlerweile geschaffen sind. Mangels geeigneter Halle ist Frankfurt zuletzt nur bei Fußballturnieren als Gastgeber dabei gewesen und bei der Fußballeuropameisterschaft der Männer im vergangenen Jahr lediglich bis zum Achtelfinale. Die Konkurrenten Dortmund, Berlin und München mit ihren größeren Arenen ließen dem Waldstadion keine Chance auf eines der begehrten Spiele in der Finalwoche des Turniers.

Frankfurt braucht eine Vision

Für 2029 stehen nach der Vergabe der Fußball-Europameisterschaft der Frauen an Deutschland die Chancen deutlich besser. Das Waldstadion war schon Spielstätte für das Endspiel bei der WM der Frauen im Jahr 2011, damals profitierte die Stadt auch vom Nimbus als Europas Frauenfußball-Hauptstadt. Diesen Ruf hatte sie dem FFC Frankfurt und dessen Macher Siegfried Dietrich zu verdanken, der als Visionär den Fußball der Frauen im Jahrzehnt zuvor auf eine neue Stufe der Wahrnehmung gehoben hatte. Wenngleich der weibliche Kick von Turnier zu Turnier an Popularität und Aufmerksamkeit hinzugewinnt, so fehlt eine vergleichbare Vision bis heute.

Frankfurt könnte nun an alte Zeiten anknüpfen und sich in eine neue Vorreiterrolle vorwagen mit dem Rückenwind der Vergabe der EM an Deutschland. Die Stadt sollte selbstbewusst in den Kampf um die Austragung des EM-Endspiels ziehen. Das könnte zugleich in der Stadtpolitik den Blick dafür schärfen, welche Möglichkeiten die geplante Multifunktionshalle der Sportstadt Frankfurt über den Fußball hinaus eröffnen würde. Im Zusammenspiel mit der gesamten Region im Zen­trum Deutschlands und dem Flughafen als Drehkreuz wäre Frankfurt mit einer solchen Immobilie zwar vielleicht nicht titel-, aber zumindest endspielreif.