

Mirco Becker hat sich in den vergangenen Jahren in Frankfurt einen Namen gemacht als Geschichte-Erzähler. Auf Instagram mit seinem Kanal „Damals in Frankfurt“, aber auch auf der Bühne berichtet er flott von historischen Ereignissen in der Stadt und bisweilen auch von ihrer Gegenwart. Und seine Erzählweise gefällt auch, aber keineswegs ausschließlich einem jüngeren Publikum.
Das Interesse an der Vergangenheit ist jedenfalls beachtlich: Auf Instagram hat Becker inzwischen 112.000 Follower. Zwei Bücher über „101 Tatorte“ und „101 historische Orte“ in der Stadt hat er schon veröffentlicht. Jetzt hat der Societäts-Verlag Beckers bisher aufwendigstes Buch veröffentlicht, einen großformatigen Bildband über Frankfurt in den Jahren von 1846 bis 1945.
Wer Geschichtsvermittlung als ein ehrwürdiges Geschäft begreift, wird ein bisschen staunen, wie Becker im Vorwort sein Publikum direkt anspricht und duzt („ich hoffe, der Bildband gefällt euch, lasst es mich gerne wissen“), und man darf auch nicht erwarten, dass Becker zu langen Erklärungen unter den Fotos anhebt. Politische, wirtschaftliche und kulturelle Wechsellagen werden nur gestreift.
Der Bildband endet mit Fotos vom zerstörten Frankfurt
Aber Becker nimmt seine Leser mit auf eine interessante Reise durch das sich ständig ändernde und 1945 zu einem guten Teil verlorene Bild der Stadt. Man sieht dem Band an, dass er sich viel Mühe gegeben hat bei der Auswahl der Fotos, mancher überraschende Fund ist darunter; vielen wäre allerdings eine bessere Wiedergabe zu wünschen gewesen.
Frankfurt nahm vor allem nach der Reichsgründung einen gewaltigen Aufschwung, der das überkommene Stadtbild umformte. So entstanden von Ende der Siebzigerjahre des 19. Jahrhunderts an in rascher Folge das Städel-Museum, die Börse, die Oper und schließlich 1888 der Hauptbahnhof, und die Zeil wurde zu einer Prachtstraße mit einer Reihe von Wohn- und Geschäftshäusern sowie einem beeindruckenden Hauptpostamt.
Becker zeigt aber auch ausführlich die damalige Altstadt, aus der – wer es sich leisten konnte – mit guten Gründen wegzog. Der Bildband endet mit Fotos vom zerstörten Frankfurt. Der unermüdliche Mirco Becker wird sicherlich auch die atemberaubende Geschichte der kleinen Metropole seitdem bei Gelegenheit in einem weiteren Band vorstellen.
Damals in Frankfurt. Die Jahre 1846 –1945. Mirco Becker, Societäts-Verlag, Frankfurt 2025, 288 Seiten, 40 Euro.
