Die Künstlerin Katharina Sieverding kam vom Theater zur Fotografie und zu sich selbst. Das Düsseldorfer K21 widmet ihr eine große Retrospektive, die von der spielerischen Wärme durchdrungen ist, die in der Kunst heute so oft fehlt.
Wer glaubt, das Selfie sei eine Erfindung der Smartphone-Ära, dürfte beim Besuch der Kunstsammlung NRW im Düsseldorfer K21 eine Überraschung erleben. Katharina Sieverding, damals Meisterschülerin von Joseph Beuys, machte Ende der Sechzigerjahre regelmäßig Selfies von sich. Vor dem Lovers Club an der Kö, wo Sieverding hinter der Bar jobbte, stand eine Kabine für Passfotos. Bisweilen stellte sie den Kunden einfach eine Flasche hin, ging raus und machte mit diesem „Photomaton“ Bilder von sich. „Maton“ heißt die Serie, die als Teil der großen Werkschau im K21 zu sehen ist. Mal streng gekämmt, mal mit wilder Mähne, mal starr, mal grinsend: Es ist eine Reihe von Momentaufnahmen und zugleich ein Dauerprojekt – das Dauerprojekt der Selbstbetrachtung, die im Zentrum des Werks der mittlerweile 83-Jährigen steht.