Die RWTH Aachen hat gemeinsam mit Projektpartnern, darunter Mansio und ZeKju, sowie den Praxispartnern Maintrans und Hammer Road Cargo das Forschungsprojekt „DRivE“ offiziell beendet. „DRivE“ steht für „Datenbasierte Routenplanung im Straßengüterverkehr mit verschiedenen Energieversorgungstechnologien“. Herzstück des vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit 2,1 Millionen Euro geförderten Projektes war die Entwicklung eines Algorithmus, der Echtzeitdaten über den gesamten Logistikprozess hinweg integriert und dabei die vorhandene Infrastruktur für eine effiziente Routenplanung von Lkw mit alternativen Antrieben (Elektro, LNG, Wasserstoff) berücksichtigt.
Dieser vom Aachener Softwarehersteller Mansio entwickelte Algorithmus verarbeitet dabei nicht nur Positionsdaten zu den Fahrzeugen und zur Infrastruktur, sondern auch reichweitenrelevante Daten wie Topografie, und plant dynamisch Ladestopps ein. Dies umfasst auch eine digitale Reservierungsfunktion von Ladesäulen des Projektpartners „Park Your Truck“.
Das „Henne-Ei-Problem“ bei der Elektromobilität im Lkw-Fernverkehr war den Projektverantwortlichen dabei durchaus bewusst: „Wir verfügen in Deutschland derzeit über eine begrenzte Ladeinfrastruktur entlang der Autobahnen – insbesondere mit Ladeleistungen, die auch für Speditionen interessant sind“, stellte Henrik Cohnen vom Forschungsbereich Dienstleistungsmanagement am FIR an der RWTH Aachen bei der Präsentation der Abschlussergebnisse Mitte Dezember 2024 fest. Gleichzeitig sei die Marktdurchdringung mit Elektro-Lkw noch sehr gering. Daher habe man die Software technologieoffen gestaltet und von Beginn an den Austausch mit den jeweiligen Stakeholdern gesucht. Henrik Schlingmann, Projektmanager von Mansio, betonte ebenfalls, dass bei der agilen Entwicklung des Algorithmus die Bedürfnisse der Speditionsnutzer im Fokus standen: „Die Disponenten sollen sich möglichst wenig außerhalb ihrer gewohnten Umgebung bewegen“, so Schlingmann.
Die zu planenden Sendungen werden daher vom führenden System per Schnittstelle an die Lösung geschickt und als optimierte Tour wieder zurückgespielt. Auch die Buchung der Ladesäule könne direkt aus dem führenden System heraus getätigt werden. Exemplarisch wurde bei der Abschlussveranstaltung eine Routenplanung mit einem E-Lkw mit einer Reichweite von 250 Kilometern auf einer Strecke von Aachen nach Dessau demonstriert. „Hier mussten wir zwei Ladestopps miteinbeziehen, um die Strecke tatsächlich zu schaffen“, räumt Schlingmann ein.
Herausforderung fehlende FMS-Daten
Apropos Verbräuche: die aktuell verbaute FMS-Schnittstelle gibt die Erhebung und Übermittlung von Batteriedaten noch nicht her. Der Zugang zu Echtzeit-Fahrzeugdaten wie Batterieladezustand und Energieverbrauch bleibt also noch eine zentrale Herausforderung im Realbetrieb. „Solche technischen Hürden lassen sich bewältigen, wodurch digitale Lösungen wie der DRivE-Algorithmus Marktreife erlangen und eine tiefgreifende Transformation des Straßengüterverkehrs bewirken können“, betont derweil Professor Achim Kampker vom Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen in der Pressemitteilung zum Projektabschluss. Die generelle Funktionalität des Tourenplanungssystems sei während der Pilotphase unter Beweis gestellt worden.