Formel 1: „Hirnlos“, „absoluter Blödsinn“ – Zoff zwischen Mercedes und Red Bull

Ein Überholmanöver sorgt für schwere Vorwürfe in der Formel 1. Red Bull unterstellt dem Mercedes-Piloten Kimi Antonelli, den WM-Führenden absichtlich vorbeigelassen zu haben – und sieht sich später zu einer Entschuldigung gezwungen. Toto Wolff hatte schon vorher zurückgeschossen.

Selten hat ein Überholmanöver um den vierten Rang für so viel böses Blut in der Formel 1 gesorgt. In der vorletzten Runde des Großen Preises von Katar versuchte Kimi Antonelli im Mercedes, seinen Platz gegen Lando Norris (McLaren) zu verteidigen.

In Kurve neun unterlief dem Italiener ein Fahrfehler, Norris konnte vorbeiziehen. Statt zehn Punkte holte der Brite zwölf für die WM-Wertung. Dort hat er nun zwölf Punkte Vorsprung auf Max Verstappen im Red Bull.

Das Manöver brachte Gianpiero Lambiase aus der Fassung. Der Renningenieur des Holländers funkte an seinen Fahrer: „Ich weiß nicht, was mit Antonelli passiert ist. Es sieht so aus, als wäre er einfach zur Seite gefahren und hätte Norris vorbeigelassen.“ Eine Sichtweise, die Red Bulls Motorsport-Boss Dr. Helmut Marko teilte. Der Österreicher: „Er hat ihn vorbeigewunken. Das war mehr als deutlich.“

„Wie kann man so hirnlos sein?“, fragt Toto Wolff

Den Vorwurf wollte Mercedes-Boss Toto Wolff nicht stehen lassen. Er feuerte gegen Marko: „Das ist absoluter Blödsinn. Wie kann man so hirnlos sein, so etwas zu sagen? Wir kämpfen um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM, Kimi hatte zu diesem Zeitpunkt noch die Möglichkeit, auf Platz drei zu fahren. Diese Aussagen nerven mich. Das Rennen hat mich genervt, der Fehler hat mich genervt. Und dann kommt einer mit einem solchen Unsinn um die Ecke.“

Und weiter: „Das kann man sich nicht ausdenken. Kimi hat einen Fehler gemacht. Das kann passieren. Aber warum sollten wir auch nur drüber nachdenken, in den Kampf um die Fahrer-WM einzugreifen? Vielleicht sollte er sich mal durchchecken lassen, er scheint Geister zu sehen.“

In einem offiziellen Statement entschuldigte sich Red Bull am Montag für die Aussagen. Die Kommentare, Antonelli habe Norris absichtlich durchgelassen, seien „eindeutig inkorrekt“. „Die Wiederholungen zeigen, dass Antonelli in dem Moment die Kontrolle über sein Auto verliert, wodurch Norris ihn überholen konnte.“

Antonelli sah sich nach dem Rennen im Internet Hetze und Hass ausgesetzt. Das Instagram-Profilbild des 19 Jahre alten Italieners, der ein ausgezeichnetes Verhältnis zu Verstappen hat, blieb am Montag zunächst schwarz.

Einem Bericht des Portals racingnews365.com zufolge will Mercedes die Angelegenheit dem Internationalen Automobilverband im Rahmen der Fia-Kampagne „Vereint gegen Online-Missbrauch“ übergeben. Red Bull drückte in der Stellungnahme am Ende auch noch „aufrichtiges Bedauern“ aus, dass Antonelli durch die Kommentare Hass im Netz ausgesetzt worden sei.

Auch Marko selbst äußerte sich noch mal. „Es tut mir leid, dass Antonelli so viel Ärger im Netz bekommen hat. Um das noch mal klarzustellen: Er hat Norris nicht mit Absicht vorbeigelassen“, wurde der 82-Jährige vom Portal f1-insider.com zitiert.