
Bei der Lufthansa droht ein Streik der Pilotinnen und Piloten: Eine deutliche Mehrheit stimmte in einer Urabstimmung für einen Arbeitskampf bei der Lufthansa und der Frachttochter Lufthansa Cargo, wie die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) mitteilte. Mit dem Mandat
könnten „bei Bedarf alle notwendigen Maßnahmen bis hin zu
Arbeitskampfmaßnahmen“ eingeleitet werden.
Ein konkreter Streikzeitpunkt wurde zunächst nicht genannt. Über das weitere Vorgehen soll die Tarifkommission der Gewerkschaft entscheiden. In der Vergangenheit hatte die Lufthansa bei umfassenden Pilotenstreiks nahezu das komplette Programm im betroffenen Zeitraum abgesagt. Zuletzt hatten die Piloten der Lufthansa im Jahr 2022 für einen Tag gestreikt.
Der Lufthansa-Konzern plädierte für
„Lösungen am Verhandlungstisch“, bei denen aber auch die „wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit“ der Kernmarke berücksichtigt werden müsse.
Keine Einigung in sieben Gesprächsrunden
Im Tarifkonflikt geht es um die
Betriebsrenten der rund 4.800 Pilotinnen und Piloten. Die Gewerkschaft
war mit der Forderung nach einer Verdreifachung des Arbeitgeberanteils
in die Verhandlungen gegangen und hatte diese Forderung dann im Laufe von sieben
Gesprächsrunden reduziert. Eine Einigung wurde aber nicht erzielt.
„Die Altersvorsorge ist ein zentrales Fundament
der Lebensplanung für Pilotinnen und Piloten – mindestens genauso
wichtig wie die gesetzliche Rente“, sagte der Sprecher der
Tarifkommission, Arne Karstens. „Wir erwarten nun, dass Lufthansa
die Signale der Belegschaft ernst nimmt und endlich ein
verhandlungsfähiges Angebot zur betrieblichen Altersversorgung
vorlegt.“
Die zuletzt defizitäre Lufthansa-Kerngesellschaft
durchläuft gerade ein Sanierungsprogramm. Ihr Chef Jens Ritter
hatte mitgeteilt, schlichtweg keine Mittel zu haben, um die „ohnehin schon
sehr gute“ betriebliche Altersvorsorge aufzustocken. Am Montag kündigte die Lufthansa an, bis 2030 rund 4.000 Stellen in der Verwaltung abzubauen.
Lufthansa will Piloten teilweise in andere Betriebe auslagern
Am Montag hatte zudem der Lufthansa-Vorstand gegenüber Investoren seine Strategie bekräftigt, die kleineren Lufthansa-Flugzeuge
und damit auch Piloten-Jobs in andere Flugbetriebe mit deutlich
geringeren Lohnkosten zu verlagern. Bereits 2030 soll demnach rund die
Hälfte der Kurz- und Mittelstreckenjets von Flugbetrieben außerhalb des Lufthansa-Kerns geflogen werden. Dazu hat der Konzern eigens die Betriebe Discover und City Airlines gegründet.
Gegen diese Strategie sperren sich intern die VC
ebenso wie die Flugbegleiter-Vertretung Ufo, die ihre Tarifverhandlungen
ebenfalls für gescheitert erklärt hat. Gegen strategische
Unternehmensentscheidungen darf aber nicht gestreikt werden, weil sie
nicht Gegenstand von Tarifverträgen sind.