FIFA-Friedenspreis: Ein Imitat für Trumps Begierde

Während Donald Trump die Invasion Venezuelas plant, soll hier kurz daran erinnert sein, dass es noch keine 14 Tage her ist, dass der Präsident der Vereinigten Staaten den „Friedenspreis“ überreicht bekam, den der Interna­tionale Fußballverband FIFA, konkret dessen Präsident Gianni Infantino, sich für Trump ausgedacht hatte.

Trump hängte sich bekanntlich die dazugehörige Medaille um. Die Skulptur selbst stellt Hände dar, die aus der Verdammnis, einem Sumpf oder einer sonstigen zu interpretierenden Tiefe nach der Weltkugel greifen. An dieser Stelle möchten wir ein Interpretationsangebot machen: Die Hände greifen aus den schlammigen Ölfeldern der ins Kaspische Meer ragenden Halbinsel Abscharon nach der Weltkugel. Denn der „FIFA Peace Prize“ ist, „drill, baby, drill!“, ein Geschenk Aserbaidschans an die Welt. Seit 2017 steht die Skulptur „Thoughts and Desires“ (was man mit „Gedanken und Begierden“ übersetzen kann) der „Künstler des aserbaidschanischen Volkes“ Salchab Mammadow und Ali Ibadullajew im Ariana-Park in Genf, auf dem Gelände der Vereinten Nationen, des Völkerbundpalastes. Sie ist die Vorlage der von der FIFA genutzten Miniatur.

Das wirft Fragen auf: Wieso, weshalb, warum? „Thoughts and Desires“ war ein Geschenk der Republik Aserbaidschan an die Vereinten Nationen im Jahr 2017, anlässlich der 25-jäh­rigen Mitgliedschaft des öl- und gasreichen Staats, der seit Jahrzehnten nahezu ununterbrochen vom Alijew-Clan beherrscht wird. Um keine falschen Hoffnungen zu wecken: Weder die FIFA noch die Botschaft Aserbaidschans in Berlin hat Fragen zur Friedenspreiswerdung des Präsents aus Baku beantwortet.

Die Skulptur „Gedanken und Wünsche“ steht in Genf.
Die Skulptur „Gedanken und Wünsche“ steht in Genf.Picture Alliance / Bildagentur-online/Fischer

Bemerkenswert aber ist die Wahl des Kunstwerks allemal.

„Trumps schlechtester Deal“

Trump ist Baku vertraut. 2017, im Jahr, in dem Aserbaidschan den öffentlichen Raum in Genf mit „Thoughts and Desires“ bereicherte, erschien im „New Yorker“ ein Artikel mit der Überschrift „Donald Trump’s worst deal“. Der Text über „Trumps schlechtesten Deal“ beschäftigte sich mit dem Bau eines Trump Towers in Baku, in den dessen Unternehmen 2012 eingestiegen war und mit der Familie des Transportministers Ziya Mammadow kooperierte.

Trump stieg aus, als er erstmals Präsident wurde. Inzwischen beherbergt der Bau Bakus Ritz-Carlton. Und das Land wird in der Korruptionsrangliste von „Transparency International“ auf Platz 154 von 180, auf der Pressefreiheitsrangliste von Reporter ohne Grenzen auf Platz 164 von 180 Staaten geführt.

Vor allem aber nimmt der Empfänger des „FIFA Friedenspreises“ für sich in Anspruch, den Krieg beendet zu haben, mit dem der seit bald 23 Jahren herrschende Präsident Ilham Alijew sein Nachbarland Armenien überzogen hatte. Wie der armenische Präsident Nikol Paschinjan sah auch Alijew in Trump nach einem gemeinsamen Besuch im Weißen Haus einen geeigneten Träger des Preises, um den dessen Gedanken und Begierden zu einem nicht eben kleinen Teil kreisen: des Friedensnobelpreises.

Vertrauen wir dem Wörterbuch Merriam-Webster („America’s most trusted dictionary“), dann hat Aserbaidschan der Welt, der FIFA und Donald Trump einen Volltreffer geliefert. Denn das der deutschen Sprache entlehnte englische Wort „ersatz“ steht für ein „üblicherweise künst­liches und minderwertiges Substitut oder Imitat“.