Borussia Dortmund und die Champions League – das passt einfach. Beim 4:0 (1:0) gegen den FC Villarreal reichte dem BVB schon wieder relativ wenig für sehr viel. Die Leistung war lange überschaubar, aber nicht nur bei den Toren von Serhou Guirassy (45.+2 und 54. Minute), Karim Adeyemi (58.) und Daniel Svensson (90.+5) lief fast alles für die Mannschaft von Trainer Niko Kovac.
Beim BVB hatte vor der Partie so einiges im Argen gelegen. Neben den Stressthemen um Adeyemi (Strafbefehl wegen unerlaubten Waffenbesitzes) und Hans-Joachim Watzke (ohne Gegenkandidat mit nur 59 Prozent zum Präsidenten gewählt) war es sportlich zuletzt nicht mehr gut gelaufen, in den vorigen drei Pflichtspielen hatte es keinen Sieg und vor allem gegen den VfB Stuttgart zum wiederholten Male verlorene Punkte in der Schlussphase gegeben. Die Mannschaft war gegen Villarreal also noch mehr zum Wohle des Klubs gefragt.
Guter Dortmunder Start, aber dann geht fast nichts
Der Wille, dies umzusetzen, war dem Team von Niko Kovac zu Beginn anzumerken. Sie spielte mutig und offensiv, hatte allerdings keine Mittel gegen die kompakte Defensive der Spanier, die in den vergangenen sechs Pflichtspielen nur zwei Gegentreffer kassiert hatten. Für den aufregendsten Moment sorgte so Villarreal, als Tajon Buchanan traf, allerdings zuvor im Abseits gestanden hatte (11.).
Dem BVB fehlte das Tempo oder er machte es sich in den engen Räumen zu kompliziert. Und die seltene Einfachheit funktionierte auch nicht, in der 23. Minute gab es durch Marcel Sabitzer aus 30 Meter den ersten Schuss aufs Tor – der keinerlei Aussicht auf einen Torerfolg hatte. Dafür hatte Dortmund aber Glück, dass Buchanan einen guten Konter aus 14 Metern völlig frei total überhastet abschloss (28.) und Pape Gueye nach einer Freistoßvariante aus ähnlicher Distanz genauso frei drüber schoss (31.).
Guirassys Glücksmoment aus dem Nichts
Mit fortschreitender Dauer der ersten Halbzeit enttäuschte der BVB immer mehr, wirkte behäbig und sehr verkrampft, die Spieler leisteten sich viele unnötige Fehler. Und trotzdem ging Dortmund mit einem Jubelmoment zurück in die Kabine, denn nach einem Eckball erzielte Guirassy per Kopf das schmeichelhafte 1:0 (45.+2), nachdem der Ball glücklich zu ihm gekommen war. Wie so oft, wenn es nicht läuft, half ein ruhender Ball.
Was auch passte, war die Tatsache, dass der BVB schon während des gesamten Verlaufs der Gruppenphase in der Königsklasse eine ungeheure Effizienz vor dem gegnerischen Tor gehabt hatte – das war angesichts der sehr mauen Offensivkraft auch in den ersten 45 Minuten gegen Villarreal so. Dass das aber nicht reichte, um allzu zufrieden zu sein, zeigte die Reaktion von Kovac, der den Treffer an der Seitenlinie äußerlich emotionslos wahrnahm.
Ein Konter löst viele Probleme für den BVB
Große Emotionen gab es dann aber in der 50. Minute. Dortmund konterte erstmals richtig stark, die Großchance von Felix Nmecha wurde zunächst noch geblockt, dann kam Adeyemi zum Nachschuss, den Verteidiger Juan Foyth mit dem Oberarm auf der Linie abwehrte – es gab Elfmeter und Gelb. Und diese Einschätzung korrigierte Schiedsrichter Davide Massa sogar, er gab dem Argentinier zu Recht Rot.
Weil weder Ramy Bensebaini noch Emre Can auf dem Platz waren, durfte Guirassy den Job vom Punkt mal wieder übernehmen – und den löste er mit Hängen und Würgen. Den Strafstoß selbst verschoss der Stürmer extrem schwach, der Ball kam von den Füßen von Luiz Junior aber zurück zu ihm, so konnte Guirassy doch noch zum 2:0 einschieben (54.). Eine Bewerbung für künftige Elfmeter, um die der 29-Jährige auch schon vergeblich auf dem Platz zuletzt gekämpft hatte, dürfte das aber nicht gewesen sein.
Adeyemis Tor als Sinnbild eines Dortmunder Abends
Das 1:0 in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs, das 2:0 zum Start der zweiten Halbzeit, dazu die Überzahl – ganz schnell geriet in Vergessenheit, dass Dortmund eigentlich ein schwaches Spiel gemacht hatte. Und es blieb dabei, dass irgendwie alles für den BVB lief, so war auch das 3:0 großes Glück. Denn Thomas Partey schoss Adeyemi bei einem Klärungsversuch gegen das Knie und von dort sprang der Ball ins Tor (58.).
So glücklich der Verlauf auch gewesen war, die Geschehnisse der ersten Stunde brachten den Dortmunder Profis sehr offensichtlich das Selbstvertrauen zurück, denn nach dem Dreierpack spielten sie deutlich besser Fußball und traten dominant auf. Die Spielfreude war zurück, die Kreativität und auch die Bereitschaft, dem Ballführenden Optionen zu bieten. Der BVB kontrollierte das Spiel souverän, hatte gar nicht mehr den Drang, weitere Tore zu schießen.
Wichtiges Doppel gegen Bayer Leverkusen
Es war auch ein Haushalten der Kräfte, denn angesichts der eindeutigen Lage im Spiel war es verständlich, den Blick auf die kommenden sehr wichtigen Aufgaben zu lenken. Denn Dortmund steht ein wegweisender „Doubleheader“ gegen Bayer Leverkusen (gewann zeitgleich bei Manchester City) vor, in der Liga treffen sich die beiden Teams, die sich wieder für die Champions League qualifizieren wollen, am Samstag (18.30 Uhr) in der BayArena, drei Tage später im Achtelfinale des DFB-Pokals im Westfalenstadion (21 Uhr, live in der ARD und im Stream auf sportschau.de).
In das Leverkusen-Doppel geht der BVB mit einem deutlichen Sieg in der Champions League im Rücken, der sogar noch deutlicher ausfiel – obwohl Fabio Silva einen weiteren Elfmeter an die Latte schoss (82.). Denn wenige Sekunden vor dem Abpfiff traf Svensson aus kurzer Distanz per Kopf zum Endstand (90.+5). Und mit diesem Sieg ist Dortmund mit zehn Punkten nach fünf von acht Gruppenspielen der K.o.-Runde ein großes Stück näher gekommen ist.

