
Trotz des ersten Scorerpunkts in der Premier League – die Kritik an Florian Wirtz hält an. Dietmar Hamann, der einst selbst für die Reds spielte, äußert Zweifel, dass sich der Nationalspieler beim FC Liverpool durchsetzen wird.
Ganze 16 Spiele in der Premier League dauerte es, bis ihm endlich der erste Scorerpunkt gelang: In der Partie gegen Tottenham Hotspur (2:1) bereitete Florian Wirtz das zwischenzeitliche 1:0 durch Alexander Isaak vor. Auf sein erstes Tor für die Reds, die im Sommer rund 135 Millionen Euro für den ehemaligen Leverkusener zahlten, wartet der deutsche Nationalspieler allerdings immer noch. Das sorgt für zunehmend Kritik.
Dietmar Hamann, der von 1999 bis 2006 für Liverpool spielte, fand am Sonntagabend bei „Sky“ deutliche Worte. „Wir haben jetzt Weihnachten und er hat noch kein Tor geschossen. Ich habe fast alle Spiele gesehen. Die besten Spiele hat er in der Champions League gemacht, wo der Fußball ein etwas anderer ist. Da ist es nicht so hektisch, schnell und körperbetont. Gegen Frankfurt hat er ordentlich gespielt (…) Er hat die meisten Torchancen vorbereitet. Aber was ist eine Torchance vorbereiten? Fakt ist: Dass er an keinem Tor beteiligt war, gestern (gegen Tottenham – d. R.) hat er eins aufgelegt, hat keines geschossen. Und er spielt nicht gut.“
Hamann, 52 Jahre alte, spielte 59 Mal für Deutschland und gewann 2005 mit den Reds die Champions League. „Wie lang willst du warten“, fragte er mit Blick auf Wirtz: „Er wird vom Verein geschützt. Slot sagt, er macht das wunderbar, ich bin zufrieden mit ihm. Ich glaube, dass sie irgendwann sagen müssen: Pass auf Junge, du hast jetzt noch sechs, acht Wochen, du musst jetzt zeigen, dass du bei uns spielen kannst. Im Moment kann er’s nicht. Vielleicht hilft ihm, dass Salah jetzt drei Wochen weg ist.“ Der Ägypter nimmt am Afrika-Cup teil.
„Das muss er sich erarbeiten“, sagt Völler
Hamann berichtete, dass ihn Leute angerufen und gefragt hätten, was Florian Wirtz für ein Spieler sei. „Dann habe ich gesagt, das ist der Beste, den wir in den letzten 30 Jahren hatten. So einen habt selbst ihr nicht. Die Tatsache, dass er es nicht schafft, war für mich ausgeschlossen. Nur wir haben jetzt Weihnachten und er hat kein Tor geschossen in über 20 Spielen. Mittlerweile, wenn du mich fragst, schafft er es noch oder nicht, tendiere ich zum Nein.“ Man hätte, ergänzte Hamann mit Blick auf die WM im kommenden Jahr, zuletzt auch in den Länderspielen gesehen, dass Wirtz kein Selbstvertrauen habe.
Angesprochen auf Wirtz und dessen ersten Monate in Liverpool hatte DFB-Sportdirektor Rudi Völler in einem Interview mit WELT AM SONNTAG gesagt, dass er auf dem Platz nicht so oft gesucht werde, wie das im Trikot von Bayer Leverkusen noch der Fall war.
„Doch das muss er sich erarbeiten. Ich denke, die hohe Ablöse, die für ihn gezahlt worden ist, ist nicht das Problem“, sagte Völler: „Die stört Florian nicht. Er hat sicherlich gedacht, dass es etwas einfacher wird, seinen Platz in der Mannschaft zu finden. Die Mannschaft hat in der vergangenen Saison perfekt funktioniert, dann wurde sie etwas verändert. Es dauert, bis sich alles fügt. Da muss Florian durch. Ich bin mir sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er sich dort richtig eingelebt hat – und dem FC Liverpool das gibt, was er geben möchte und vor allem geben kann.“
LaGa
