
Gefühlt geht die Klub-WM jetzt erst richtig los für den FC Bayern – und das gleich mit einem Auswärtsspiel. Für die Partie gegen die Boca Juniors in der Nacht auf Samstag (3 Uhr deutscher Zeit/Sat.1 und DAZN live) werden zehntausende Fans aus Argentinien im Hard Rock Stadium von Miami erwartet.
Schon seit Tagen haben Los Xeneizes, wie die heißblütigen Boca-Fans genannt werden, Miami eingenommen. Bei angekündigten 30 Grad und mehr als 70 Prozent Luftfeuchtigkeit droht den Münchnern ein hitziger Abend – in jeder Hinsicht.
„Wir erwarten auf alle Fälle eine gute Atmosphäre. Wir haben mitbekommen, wie das Spiel gegen Benfica gelaufen ist“, sagt Kapitän Manuel Neuer. Wichtig werde sein, „dass wir bei uns bleiben, dass wir cool bleiben und uns auf unsere Stärken konzentrieren“. Wie ernst die Münchner Boca nehmen, war auch daran zu sehen, dass Vincent Kompany und sein Trainerteam am Montag die etwa 350 Kilometer von Orlando nach Miami runterfuhren, um sich das Spiel der Argentinier gegen Benfica anzuschauen.

© IMAGO/Juan Ignacio Roncoroni
von IMAGO/Juan Ignacio Roncoroni
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Rote Gefahr in blau-gelben Trikots
Boca, das zum Start auf den an der Wade verletzten Torjäger-Routinier Edinson Cavani verzichten musste, ist ein gefährlicher, aggressiver Gegner, der den Bayern-Stars auch mal auf die Füße treten wird. Im ersten Spiel sahen Ander Herrera und Nicolas Figal jeweils die Rote Karte.
Kompanys Team muss sich auf diese Härte einstellen und damit umgehen können – sonst könnte es ungemütlich werden. Denn mit einem Sieg wäre Bayern zwar vorzeitig fürs Achtelfinale qualifiziert, bei einer Niederlage droht allerdings das große Zittern. Boca hätte in diesem Fall vier Punkte, Bayern drei und Benfica bei einem erwartbaren Erfolg gegen Auckland ebenfalls vier. Die Münchner müssten dann am Dienstag in Charlotte gegen Benfica gewinnen, sonst wären sie schon nach der Gruppenphase raus.
Daran denkt freilich noch niemand – und die gute Form spricht auch dagegen, dass Bayern gegen Boca patzt. Die Stimmung ist hervorragend, am freien Tag spielte eine Gruppe um Harry Kane und Thomas Müller Golf, andere Akteure wie Kingsley Coman besuchten mit ihren Familien die Disney World.
„Coman hat wichtige Tore geschossen in der Geschichte des Vereins“
Speziell Coman, der in den vergangenen Jahren schon oft abgeschrieben war, wirkt in den USA gelöst und top motiviert. Gegen Auckland spielte der 29-jährige Franzose bis zu seiner Auswechslung in der Halbzeit extrem stark, er erzielte zwei Tore, bei seinen Dribblings war er nie zu stoppen.
Es spricht wenig bis nichts dagegen, dass Coman auch gegen Boca startet. Leroy Sané dürfte erneut auf der Bank sitzen. „Wenn wir über seine Qualität sprechen, ist es wichtig, nicht zu vergessen, dass er wichtige Tore schießt“, schwärmte Kompany von Coman. „Ich weiß, manchmal schaut man nur auf das Volumen, 20 Saisontore, 15 Tore. Aber er hat wichtige Tore geschossen in der Geschichte des Vereins.“ Zum Beispiel 2020 im Champions-League-Finale gegen Paris Saint-Germain, als Coman zu Bayerns Mister Lissabon avancierte. Zur Wahrheit gehört aber auch: Der Außenstürmer war viel zu oft verletzt und deshalb außer Form. In dieser Saison kommt er trotzdem auf 42 Pflichtspiele, neun Tore und fünf Vorlagen.
Verkaufskandidat Coman – oder doch nicht?
„King bringt seine Leistung. Er ist ein außergewöhnlicher Spieler, der letztes Jahr eine sehr gute Runde gespielt hat, wie ich finde. Und er ist gesund geblieben, das ist beim King das Allerwichtigste“, sagte Eberl zuletzt. Dennoch, so hört man, gilt Coman als Verkaufskandidat. Da sein Vertrag noch bis 2027 läuft, könnte Bayern eine hohe Ablöse für Coman kassieren – vor allem aus Saudi-Arabien.

© Sven Hoppe
von Sven Hoppe
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Was dagegen spricht: Coman will gar nicht weg aus München. Und: Weil mit Sané und Müller im Juli zwei Offensivkräfte wegbrechen, kann es sich Bayern kaum leisten, auch noch Coman abzugeben. Zumal sich bei den möglichen Verstärkungen – Nico Williams, Bradley Barcola, Rafael Leão – kein Wechsel abzeichnet.
„Wenn er fit bleibt, haben wir einen top Außenspieler“, sagte Kompany treffend über Coman. Gegen Boca braucht Bayern den King in Topform – im Hexenkessel von Miami.