
Das Wunderbare am Fußball ist, dass solche Erkenntnisse Woche für Woche falsifiziert werden können. Und auch wenn man sich in der wöchentlichen Bewertung dringend etwas weniger Absolutheit wünschen würde (sogar für Marcel Reif ist eine Heimniederlage der Bayern gegen Bochum mittlerweile wie selbstverständlich eine „Blamage“), muss man spätestens seit diesem Dienstag feststellen, dass die an dieser Stelle formulierte Hypothese aus dem Februar so nun nicht mehr haltbar ist.
Im deutschen Achtelfinale der Champions League hat München nach dem Hinspiel (3:0) nämlich auch das Rückspiel (2:0) gegen Leverkusen gewonnen. Weswegen die Antwort auf die Frage bis auf Weiteres sein muss, dass der FC Bayern wieder die beste deutsche Fußballmannschaft ist. Für eine Saison, aber auch für ein Spiel.
Leverkusens Individuen fehlt Klasse
Es sollte keine große Erkenntnis sein, dass der Klub mit den meisten Möglichkeiten die meisten Spiele gewinnt. Doch die Tatsache, dass das am Dienstagabend dann mindestens eine kleine Erkenntnis war, erinnerte ein weiteres Mal daran, wie weit die Leverkusener gekommen sind, seit sie den spanischen Trainer Xabi Alonso angestellt haben.
Er führt eine Mannschaft, die in dieser Saison vor dem Achtelfinale der Champions League mit einer Ausnahme, dem 0:4 in Liverpool, durch kollektives Verhalten kaschieren konnte, dass ihre Individuen für dieses höchste Level nicht die nötige Klasse haben.
Am Dienstagabend wurde das aber sehr deutlich sichtbar. Man sah, dass die Außenspieler Alejandro Grimaldo und Jeremie Frimpong ihre Fähigkeiten fusionieren müssten, weil dem einen die Geschwindigkeit und dem anderen die Genauigkeit fehlt. Man sah, dass die Probleme des Mittelstürmers Patrick Schick größer werden, wenn der Platz kleiner wird.
Aus deutscher Sicht dürfte man sich vor dem Viertelfinale nun aber für eine neue Frage interessieren: Wo wird die Grenze der Bayern sein? Fürs Erste kann man festhalten, dass die Mannschaft in der ersten Saison mit dem Trainer Vincent Kompany die Mindestanforderungen wohl erfüllen wird.
Sie wird mit großer Wahrscheinlichkeit die Meisterschaft gewinnen und sie wird davor schon um das Halbfinale des schwierigsten Wettbewerbs des Weltfußballs spielen. Der Gegner dort ist Inter Mailand, der italienische Meister, der unter dem Trainer Simone Inzaghi so stabil spielt, dass er schon die Grenze sein könnte, aber nach den neuesten Eindrücken auch nicht die Grenze sein muss.
Im Anschluss an das fünfte Saisonspiel zwischen Bayer Leverkusen und Bayern München durfte man sich am Dienstagabend dann noch eine letzte Frage stellen: Was bleibt vom Hype?
Man könnte nun darüber klagen, dass gerade die wichtigsten Spiele dem Hype nicht gerecht geworden sind. Doch man sollte sich stattdessen einfach darüber freuen, dass es den Hype gab. Weil es dauern könnte, bis man das nächste Mal so ernsthaft darüber diskutieren darf, wer die beste deutsche Fußballmannschaft ist.