
Nicht brillant, manchmal fast ein bisschen nachlässig, aber am Ende verdient. Der FC Bayern hat am Samstag den ersten Titel der Saison gewonnen. Auch wenn der Franz-Beckenbauer-Supercup keine ganz große Bedeutung hat, so zeigte der 2:1-Sieg über den VfB Stuttgart, dass die Münchner nach kurzer Vorbereitungsphase und ein paar Verletzten für den Bundesligastart in einer knappen Woche zwar gerüstet sind, aber nicht in Topform. Der VfB war in diesem Jahr weiter entfernt von diesem vorsaisonalen Titel als im vergangenen Sommer, als er sich dem damaligen Double-Sieger Bayer Leverkusen erst im Elfmeterschießen geschlagen geben musste.
Kein Groll bei den Münchnern
Bayerns Sportdirektor Christoph Freund gab sich bei Sat.1 als guter Verlierer. Die Stuttgarter, sagte er, „haben das sehr gut gemacht.“ Anders als Woltemades Berater Danny Bachmann scheinen die Münchner keinen Groll auf den hart bleibenden VfB zu hegen. „Das sind Verhandlungen“, sagte Freund, in denen eben jeder seine Position vertrete. Dass Woltemade durch seinen Wechselwunsch keine Sympathien bei den Stuttgarter Fans eingebüßt hat sich schon bei der Aufstellungsankündigung vor Anpfiff gezeigt. Kein Name eines VfB-Spielers war da lauter, inbrünstiger gerufen worden als der des Stürmers.
Bayern-Trainer Vincent Kompany hatte in den vergangenen Tagen ohnehin lieber über die erste Titelchance der neuen Saison gesprochen als über einen Spieler, den er vermutlich nicht bekommt, zumindest nicht in diesem Sommer. Der Supercup sollte nicht nur eine bessere Standortbestimmung sein, als es die drei Testspiele zuletzt gewesen sind. „Wenn man ihn gewonnen hat, sagt man gerne, der Supercup ist superwichtig. Wenn man ihn verloren hat, heißt es, er ist nicht so wichtig“, fand Kompany.

Die Bayern begannen die Partie in Stuttgart jedenfalls so, als ob dieser Supercup-Titel ein super-superwichtiger wäre, dabei hatten sie ihn davor ja bereits zehnmal gewonnen, aber eben seit 2022 nicht mehr. Sie ließen den Schwaben mit ihrem Kombinationsspiel und dem hohen Tempo kaum Zeit, um zu verschnaufen.
Nur fehlte zunächst manchmal die Präzision. Einmal verfehlte Michael Olise, der auf der Zehnerposition den verletzten Jamal Musiala vertrat, dann Serge Gnabry. Als in der 18. Minute das hohe Zuspiel von Olise statt bei Harry Kane bei Luca Jaquez landete, schien die Chance vorbei. Aber der Stuttgarter Innenverteidiger ließ den Ball Richtung Kane abprallen. Der war schnell zur Stelle und schloss zum 1:0 ab.
Kein Nick-Woltemade-Pokal
Für die Stuttgarter war der Rückstand wie ein kleiner Weckruf. Sie erhöhten die Offensivbemühungen – und die Münchner behielten in dieser Phase nicht immer meisterliche Übersicht in der Abwehr. Und plötzlich stand Woltemade wieder im Mittelpunkt, dieses Mal allerdings auf dem Platz und nicht am Verhandlungstisch. Er hatte sich bis dahin redlich bemüht, ein paar gute Pässe gespielt, kam aber an Dayot Upamecano nicht vorbei.
In der 23. Minute hätte er diesen Franz-Beckenbauer-Supercup doch noch zu einem Nick-Woltemade-Pokal machen können. Zunächst wehrte Manuel Neuer einen Schuss von Joshua Vagnoman ab, dann landete der Ball über Angelo Stiller und Deniz Undav bei Woltemade, der aus zehn Metern nur noch den Münchner Torhüter hätte überwinden müssen, aber stattdessen genau in Neuers Arme schoss.

Diese verpasste Chance wirkte für Stuttgart wie ein Dämpfer. Die Münchner waren nun wieder dominierend, nahmen aber etwas Tempo aus der Partie und agierten manchmal fast ein bisschen nachlässig. Weil der VfB mit Fabian Bredlow für den verletzten Alexander Nübel im Tor sehr umsichtig verteidigte, blieben gute Chancen für die Münchner erst einmal aus.
Dagegen hatte Woltemade noch eine Gelegenheit, allerdings war die nicht so gut wie in der ersten Hälfte. Er köpfte den Ball in der 73. Minute über das Tor. Kurz danach probierte es Jamie Leweling mit einem Distanzschuss, den Neuer über die Querlatte lenkte. Und als die Stuttgarter Hoffnung auf den Ausgleich schöpften, schlugen die Bayern zu.
Ausnahmsweise beeilten sie sich beim Aufbauspiel, über drei Stationen gelangte der Ball von einer Strafraumgrenze zur anderen. Auf der rechten Seite schlug Gnabry eine Flanke, die der herbeieilende Luis Díaz per Kopf zum 2:0 verwandelte (77.). Der Kolumbianer hatte bis dahin auf der linken Angriffsseite eher unauffällig bei seinem ersten Pflichtspiel für den FC Bayern agiert.
Der VfB schaffte durch Leweling in der vierten Minute der Nachspielzeit noch den Anschlusstreffer, aber mehr war nicht mehr drin. Er sei „schon sehr stolz“, sagte der Münchner Mittelfeld-Antreiber Joshua Kimmich bei Sat.1: „Natürlich ging es heute um einen Titel, aber auch darum zu zeigen, dass wir da sind.“ Kapitän Neuer meinte bei Sky: „Man hat keine Müdigkeit gespürt. Wir können ein bisschen cleverer sein am Ende, aber letztendlich können wir happy sein.“