FC-Bayern-München-Aus in Champions League: Das Kompany-Paradoxon

In seiner ersten Saison mit dem FC Bayern ist der Fußballtrainer Vincent Kompany im Achtelfinale aus dem DFB-Pokal und im Viertelfinale aus der Champions League ausgeschieden. Das macht den Eindruck, der sich in dieser Woche trotz der Enttäuschung in Mailand weiter verfestigt, so erstaunlich: Dass der Trainer, der diese Spiele verloren hat, als Gewinner aus dieser Saison gehen wird.

Schon vor dem Rückspiel gegen Inter hat Uli Hoeneß in der „Welt am Sonntag“ gesagt: „Mit dem Trainer liegen wir sehr gut.“ Sehr gut – das kann man über die Ergebnisse von Kompanys Mannschaft, selbst wenn sie wie erwartet Meister werden sollte, noch nicht sagen. In dieser Saison haben die Bayern drei Spiele gegen europäische Spitzenteams für sich entschieden: eines gegen Paris Saint-Germain und zwei gegen Bayer Leverkusen. Das soll sehr gut sein? Die weiterführende Frage, die sich mit Blick auf die Situation beim FC Bayern stellt, ist daher diese: Sollte der Trainer auch als Gewinner gesehen werden?

Ja, man kann mit guten Argumenten sagen, dass Kompany, 39 Jahre alt, mehr Gewinner als Verlierer sein sollte. Weil seine Mannschaft nicht nur dominant, sondern auch attraktiv spielt. Und weil man die Niederlagen im DFB-Pokal gegen Leverkusen (Rote Karte für Neuer) und in der Champions League gegen Inter Mailand (Verletzungen von Neuer, Upamecano, Davies und Musiala) erklären kann. Es sollte daher trotz berechtigter Kritik dabei bleiben: Kompany und die Bayern – das kann etwas werden.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.



Doch wenn man wissen will, warum Hoeneß so schwärmt, muss man Kompany wohl mit seinen Vorgängern vergleichen: Am Abend vor dem Spiel in Mailand ist Kompany auf seinen Innenverteidiger Min-jae Kim angesprochen worden – und hat demonstriert, was ihn von Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel unterscheidet.

Man darf davon ausgehen, dass der Bayern-Nagelsmann und der Bayern-Tuchel die Diskussionen um Kim mit ihren Antworten weiter angefacht hätten. Und Kompany? Er wechselte, wie immer, wenn ihm etwas wichtig ist, die Sprache und sagte auf Englisch: „Das Letzte, was ich tun werde – nicht gestern, nicht heute, nicht morgen – ist es, mich gegen einen meiner Spieler zu wenden. Niemals!“

Es ist kein kleiner Teil von Kompanys Erfolg, dass er seine Spieler immer mit Worten schützt. Und doch ergibt sich daraus auch ein Widerspruch: Es ist Kompany, der Kim Woche für Woche aufstellt, obwohl diesen seit Monaten eine Achillessehnenentzündung plagt.

Wenn ein Trainer wie Kompany einen Spieler wie Kim wirklich schützen will, dann muss er das nicht nur mit seinen Worten machen, sondern manchmal auch mit seinen Entscheidungen. Er muss den Spieler wirklich schützen – und es sei es vor dem falschen Ehrgeiz des Spielers selbst.

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