FC Bayern: Dreesen kontert in der AZ den DFB

AZ: Gerade erst haben 14 Klubs, darunter der FC Bayern, den neuen Ligaverband der Frauen-Bundesliga gegründet – ohne Beteiligung des DFB. Wie sehen Sie die Rolle des DFB bei diesem wichtigen Thema?
JAN-CHRISTIAN DREESEN: Wir hatten über viele Monate sehr intensive Gespräche mit dem DFB und aus unserer Sicht eine in den wesentlichen Kernpunkten getroffene Vereinbarung für ein gemeinschaftliches Unternehmen, das die wirtschaftlichen Aspekte des Frauenfußballs vermarkten sollte. Genauso wie es bei den Männern mit der DFL der Fall ist. Zuvor war es Voraussetzung, dass wir als Klubs einen eigenen Verein, unseren Verband gründen. Das haben wir getan. Ursprünglich sollte an demselben Tag anschließend auch das Joint Venture, also die gemeinsame GmbH mit dem DFB, gegründet werden. Doch die vom DFB kurz zuvor vorgenommenen Änderungen in für uns wesentlichen Vertragspassagen konnten wir so nicht akzeptieren.

„Ich glaube, dass wir in diesem Bewusstsein trotzdem vernünftige Gespräche mit dem DFB führen“

Wie geht es weiter?
Wir werden weiterhin daran arbeiten mit dem DFB, in welcher Art und auch immer, einen Weg zu finden. Schließlich ist es der DFB, der die Bundesligisten international meldet, also etwa uns als FC Bayern in der Champions League. Aber es sollte keiner glauben, dass wir deswegen nicht auf unseren Positionen beharren. Und die richtige Position ist, dass der deutsche Profifußball der Frauen von den Klubs getragen wird, dass wir als Klubs ein Zigfaches an Investitionen betreiben und dass damit auch eine maßgebliche Richtung durch die Klubs vorgegeben werden muss. Das kann nicht anders sein. Und ich glaube, dass wir in diesem Bewusstsein trotzdem vernünftige Gespräche mit dem DFB führen und dann auch hoffentlich irgendwann eine vernünftige Lösung haben werden.

AZ-Chefreporter Maximilian Koch an der Säbener Straße mit Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen.
AZ-Chefreporter Maximilian Koch an der Säbener Straße mit Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen.
© Daniel von Loeper
AZ-Chefreporter Maximilian Koch an der Säbener Straße mit Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen.

von Daniel von Loeper

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Welches Potenzial sehen Sie im Frauenfußball für die Zukunft? Der FC Bayern hat gerade erst den Sportpark Unterhaching als neue Spielstätte für die Frauen gekauft.
Allein diese Investition zeigt, in welchen Dimensionen die Klubs denken. Und es bleibt ja nicht bei der Bundesliga-Mannschaft. Wir entwickeln auch den Mädchenfußball, damit wir wettbewerbsfähig werden. Ganz klar: Wir müssen international besser werden und uns viel, viel besser vermarkten. Sonst werden die deutschen Talente zu den Klubs im Ausland gehen, weil sie dort mehr Geld verdienen. Aktuell ist es so, dass die Gehälter schneller steigen als die Einnahmen. Das ist eine Entwicklung, die dauerhaft nicht durchzuhalten ist.

Wird in den nächsten Jahren renoviert: Der Sportpark Unterhaching.
Wird in den nächsten Jahren renoviert: Der Sportpark Unterhaching.
© IMAGO
Wird in den nächsten Jahren renoviert: Der Sportpark Unterhaching.

von IMAGO

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Dreesen: „Wir müssen gemeinschaftlich dafür sorgen, dass wir mehr Fans in die Stadien bekommen“

Wie kann man das ändern?
Wir müssen gemeinschaftlich dafür sorgen, dass mehr Fans in die Stadien kommen.  Und wenn die Stadien zu klein sind, wie das jetzt bei uns mit dem Campus der Fall war, dann müssen wir für eine bessere Infrastruktur sorgen. Wir brauchen auch eine bessere Fernsehvermarktung, bessere Anstoßzeiten. Möglichst auch ohne Überschneidungen zum Männerfußball. Letztlich wächst die Attraktivität der Vermarktung des Frauenfußballs mit der Attraktivität des Spiels. Und der Frauenfußball ist heute dynamischer, physischer und viel schneller, als er das vor zehn Jahren war. Deswegen glaube ich fest daran, dass wir gemeinsam den Frauenfußball mittel- und längerfristig in allen Bereichen weiter voranbringen werden.