FC Bayern Basketball in der Euroleague: Das Spiel der Millionäre – Sport

Wohl kein anderer Teamsport lässt zu Saisonbeginn so wenige belastbare Aussagen über die Verfassung der Mannschaften zu wie Basketball. Das liegt zum einen an der Fluktuation in den Kadern, oft werden Spieler erst kurz vor Saisonbeginn verpflichtet. Oder es sind internationale Turniere zu bewältigen, wie die Europameisterschaft vor zwei Wochen, die eine ohnehin sehr kurze Sommerpause gegen null schrumpfen lässt. Nur die individuelle Qualität der Spieler ist seriös einzuschätzen, und diesbezüglich hatten die Basketballer des FC Bayern zum Euroleague-Saisonstart eine gewaltige Aufgabe zu lösen. Das Gastspiel bei Panathinaikos Athen ging zwar erwartungsgemäß verloren, das 79:87 beim Titelfavoriten hinterließ aber einige hoffnungsvolle Eindrücke.

Trainer Gordon Herbert musste nahezu ohne Vorbereitung in die Saison starten. Acht Stammkräfte waren bei der EM, von denen der Litauer Rokas Jokubaitis, der als Schlüsselspieler eingeplant war, und Europameister Johannes Voigtmann auch noch verletzt heimkehrten. Justus Hollatz pausierte noch, der Rest der EM-Teilnehmer ist, gelinde gesagt, noch nicht in körperlicher Topverfassung.

Das gilt natürlich auch für das Team der Griechen, das sich nahezu ausnahmslos aus Nationalspielern oder ehemaligen NBA-Kräften zusammensetzt. Panathinaikos verfügt über eine vom so umstrittenen wie schwerreichen Pharmaunternehmer Dimitrios Giannakopoulos finanzierte Ansammlung an Hochtalentierten, die selbst in der Euroleague für Staunen sorgt. Allen voran Kendrick Nunn, im Vorjahr zum wertvollsten Euroleague-Spieler gewählt und am Donnerstagabend mit 21 Punkten bester Werfer.

Die Münchner allerdings ließen sich weder von der Kulisse der 17 480 euphorischen Fans noch von der nominellen Übermacht beeindrucken. Gerade die Zugänge Xavier Rathan-Mayes, Isiaha Mike (die jeweils mit 18 Punkten Münchner Bestwert erzielten) und Wenyen Gabriel (13) wussten in einer hochklassigen Partie zu überzeugen. Auch das Zusammenspiel, beim Debüt in der Bundesliga gegen Aufsteiger Jena noch reichlich holprig, war mindestens bis ins letzte Viertel sehr ansehnlich, was vorwiegend an Rückkehrer und Regisseur Stefan Jovic lag. Bis dahin waren die Münchner gleichwertig. Dennoch spricht Trainer Gordon Herbert von einem Prozess, in dem sich sein Team befinde, jede Partie werde zur Besserung beitragen.

Noch wird ein Ausschluss der israelischen Teams nur diskutiert, sagt Euroleague-Medienchef Fernandez

In einem Prozess befindet sich auch die Euroleague, die zwar zweifellos den besten Basketball des Kontinents, der sich zusehends an das Niveau der NBA heranrobbt, bietet. Bei der sich aber auch einige offene Fragen in Bezug auf der Zukunft stellen. Dass immer mehr gute Spieler aus der Glitzerliga in Übersee auf den alten Kontinent wechseln, liegt an den stetig steigenden Etats – vornehmlich durch millionenschwere Mäzene, steuerliche Vorteile oder immense Verschuldungen. Jüngstes Beispiel sind die Teams von Hapoel Tel Aviv und Dubai BC. Der israelische Eurocup-Sieger drängt nun auch eine Ligaetage höher nach oben, ermöglicht durch den Multimillionär Ofer Yannay, der dem Vernehmen nach den Serben Vasilije Micic mit einem Sechs-Millionen-Vertrag aus der NBA lockte.

Hapoel setzte mit dem 103:87-Sieg gegen Barcelona sogleich das erste Ausrufezeichen, wie auch das neu konstruierte Team aus Dubai, das Partizan Belgrad 89:76 schlug. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben nicht nur einen neuen Klub auf die europäische Basketball-Landkarte gebracht, sondern in der staatlichen Tourismusbehörde und der staatlichen Fluglinie Etihad Airways auch zwei potente Hauptsponsoren. Das ist nicht nur geografisch fragwürdig, Dubai BC wurde erst vor zwei Jahren gegründet, und die Emirate begleitet der stete Verdacht des Sportswashing.

Ein großes Fragezeichen begleitet auch die israelischen Teilnehmer. Angesichts des Vorgehens in Gaza werden die Forderungen immer lauter, israelische Teams auszuschließen. Bisher ist dies nur eine Diskussion, wie Euroleague-Pressechef Diego Fernandez auf Nachfrage bestätigt: „Es gibt keine Sanktionen oder Beschränkungen durch nationale oder internationale Behörden, die die Teilnahme israelischer Mannschaften an internationalen Sportwettbewerben verhindern.“

Man werde die Situation beobachten, Prämisse habe die „Sicherheit aller Beteiligten bei unseren Veranstaltungen“, so Fernandez, weshalb Heimspiele der israelischen Teams sowie Partien zwischen türkischen und israelischen Teams „auf neutralem Boden“  ausgetragen werden. Hapoel spielte im bulgarischen Sofia, Maccabi trägt seine Heimpartien in Belgrad aus, und die Partie zwischen Efes Istanbul und Maccabi fand im montenegrinischen Podgorica statt. Wie es weitergeht, ist offen: Einerseits ist Maccabi Gründungsmitglied und Lizenzeigner der Euroleague; die aber hat ihren Sitz in Barcelona, und der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez hat den Ausschluss aller israelischer Teams gefordert.

Zudem drängt die NBA auf den europäischen Markt. Stefan Holz, Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL), berichtete kürzlich von einem Gespräch mit NBA-Vizepräsident Mark Tatum: „Das hat Hand und Fuß, mein Eindruck ist, das wird kommen.“ 2027 soll es so weit sein, mit welchen Teams und wie finanziert, ist bislang ebenfalls offen. Die NBA Europe wäre jedenfalls ein sehr ernst zu nehmender Euroleague-Konkurrent. Dort laufen die Lizenzen im kommenden Jahr aus, dann werden die Vereine ihre Zukunft im europäischen Basketball definieren müssen. Die Tendenz ist klar, wie Bayern-Präsident Herbert Hainer auf der Saison-Pressekonferenz erzählte: Zehn Klubs hätten die Lizenz bereits verlängert – darunter der FC Bayern.

Trainer Herbert bleibt kaum Zeit für Überlegungen, schon am Donnerstag gastiert Roter Stern Belgrad (20.30 Uhr) zum Heimdebüt der Münchner im SAP Garden.