
Sandro Wagners erstes Cheftrainer-Engagement in Deutschlands Eliteliga dauert nur fünf Monate. Der 38-Jährige äußert nach seinem Ende beim FC Augsburg sein Bedauern. Eine Exit-Klausel sichert Wagner eine Millionensumme.
Um kurz nach 20 Uhr war es, als er am Montagabend noch einen Post bei LinkedIn absetzte. „Wir wollten alle gemeinsam viel verändern! Das braucht Zeit, aber Fußball ist ein Tagesgeschäft“, schrieb Sandro Wagner, der einige Stunden zuvor beim FC Augsburg als Trainer entlassen worden war. „Mein Trainerteam und ich durften in den vergangenen Monaten viel lernen, und wir werden darauf aufbauen. Die Liebe für den Fußball ist ungebrochen“, hieß es weiter. Am Ende seiner Zeilen wünschte Wagner dem FCA „alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft“.
Gerade mal 14 Pflichtspiele dauerte die Amtszeit des 38-Jährigen, der erst im Juli in Augsburg angeheuert hatte. Doch nach nur vier Siegen, einem Remis und neun Niederlagen war Schluss. Das finale Gespräch in der Klub-Zentrale dauerte am Montagmittag eine gute halbe Stunde. Geschäftsführer Michael Ströll und Sportdirektor Benjamin Weber hatten Wagner zum Gespräch gebeten. Als das Trio danach den Raum verließ, war das Aus von Sandro Wagner beschlossen.
Das 0:3 bei der TSG Hoffenheim am Wochenende hatte auf beiden Seiten Fragen aufgeworfen. Die Verantwortlichen des FC Augsburg hatten gespürt, dass bei Wagner die hundertprozentige Überzeugung fehlte, dass er der richtige Mann für den Klub sei. Darum stellten sie ihm in der Dreier-Runde eben diese Frage: Glaubt er, dass er weiter der richtige Trainer für die Mannschaft sei? Als Wagner nicht mit Ja antwortete, war allen klar: Es ist vorbei. Die Verantwortlichen waren dem 38-Jährigen dankbar für seine Ehrlichkeit.
Zwei Siege verhalfen Baum 2016 zur Beförderung
Die Verantwortlichen fürchteten, dass der FCA in den kommenden drei Spielen bis zur Winterpause gegen Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und Werder Bremen in die Abstiegsregion abrutschen werde, sollte Wagner weiter an seiner offensiven Spielphilosophie festhalten. Der Trainer selbst hatte diese zuletzt zwar ein wenig defensiver ausgerichtet, wollte aber sein Konzept, mit dem er angetreten war, um den FC Augsburg aus den mittleren Tabellenregionen herauszuführen, nicht komplett über Bord werfen.
Bei Wagner soll wiederum in den letzten Partien die Erkenntnis gereift sein, dass der Kader nicht über die nötige Qualität verfüge, um seine Auffassung von Fußball umzusetzen.
In Bezug auf das Finanzielle soll, so berichtet die „Sport Bild“, alles geklärt sein. Der Vertrag von Wagner, der bis Juni 2028 datiert ist, soll eine sogenannte Exit-Klausel beinhalten, die eine vorzeitige Auflösung regelt und Wagner Teile seines geschätzten Jahresgehaltes von rund 1,6 Millionen Euro sichert.
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Als Nachfolger wird Manuel Baum vorerst übernehmen – und am Dienstag die erste Einheit leiten. Für Baum, der sich seit Sommer als Leiter Entwicklung und Fußballinnovation beim FCA um Themen wie Ernährung, Gesundheit und Training kümmerte, ist es die zweite Amtszeit als FCA-Trainer. Zuletzt sprang der damalige Nachwuchs-Coach auf den Monat genau vor neun Jahren (14. Dezember 2016) ein. Er übernahm das Amt von Dirk Schuster auf Tabellenplatz 13. Dank eines Unentschiedens gegen den BVB (1:1) und eines Siegs gegen Borussia Mönchengladbach (1:0) wurde er zum Cheftrainer befördert und stand bis 9. April 2019 an der Seitenlinie des Bundesligisten. Anschließend wurde er Cheftrainer der deutschen U20-Nationalmannschaft, in der Saison 2020/21 war er für zehn Spiele Trainer des FC Schalke, von denen die Mannschaft keins gewann.
In den 85 Pflichtspielen als Augsburger Cheftrainer holte Baum immerhin 24 Siege und 23 Remis, kassierte 38 Niederlagen. Nach Markus Weinzierl (1460 Tage), Jos Luhukay (1173) und Rainer Hörgl (1093) ist Baum mit 832 Tagen der FCA-Trainer mit der viertlängsten Amtszeit der Klub-Geschichte seit der Jahrtausendwende.
Die Amtszeit von Sandro Wagner dauerte dagegen nur 153 Tage.
