
Mit Formaten aus dem „Bachelor“-Universum, „Adam sucht Eva“ oder auch „Reality Queens – Auf High Heels durch den Dschungel“ kennen sie sich bei Warner Bros. ITVP Deutschland aus. Etliche Staffeln hat man bereits produziert, nun ist mit „FBoy Island“ ein neues Format hinzugekommen. Prime Video will damit seinen Fußabdruck im nach wie vor boomenden Reality-Genre vergrößern und eine Fangemeinde ansprechen, von der Sender- und Streamingverantwortliche offenbar noch immer glauben, sie würde sich ungefragt alles ansehen.
Und weil aktuell bekanntlich auch Strategieshows im Trend liegen, haben sich Produktionsfirma und Streamingdienst einen kleinen Twist einfallen lassen. Den Single-Ladys Aurelia Lamprecht, Lavinia Angelito und Alexandra Leonhard werden auf einer Insel 20 Männer vor die Nase gesetzt, jeweils zehn von ihnen suchen tatsächlich nach der großen Liebe („nice guys“), die anderen sind die titelgebenden „fuckboys“.
Wobei, streng genommen sind es keine „fuckboys“, sondern „FBoys“, wie alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht müde werden zu betonen, sodass man spätestens nach fünf Minuten denkt: Fuck, ist das anstrengend. Am Wort „fuck“ kann diese Titel-Verstümmelung jedenfalls nicht liegen: Schon in der Auftaktfolge fällt dieses Wort unzählige Male.
Prüde darf man als Zuschauerin oder Zuschauer von „FBoy Island“ jedenfalls nicht sein: Immer wieder sind nackte Männer-Ärsche bildschirmfüllend zu sehen und immer wieder spielt auch eine goldene Aubergine eine Rolle. Das macht den Neustart bei Prime Video zum vielleicht sexualisiertesten Reality-Format Deutschlands – und das will schon was heißen bei den vielen Bikini-Realitys, die es landauf und landab mittlerweile gibt.
Bikini-Realitys: Kennst du eine, kennst du alle
Das Problem: Es fehlt an genügend Eigenständigkeit, um sich gegen die vielen anderen Realitys zu behaupten. Früher wäre „FBoy Island“ mit seinem Ansatz vermutlich eine Show gewesen, die aufgefallen wäre. Heute treibt sie im Reality-Einerlei umher, ohne groß aufzufallen. Das liegt vielleicht auch daran, weil die große Frage, wer es ernst meint und wer nicht, ohnehin automatisch bei jedem Format mitgestellt wird. Bei „FBoy Island“ können die Zuschauerinnen und Zuschauer zwar bei einigen Kandidaten mitraten, wer von ihnen ein fuckboy ist und wer nicht – das wirkt aber alles wenig durchdacht. Es ist im Prinzip wie bei allen Bikini-Realitys: Die Teilnehmenden lernen sich kennen, es gibt Dates, Streit und jemand wird rausgeworfen.
Generell hat man versucht, „FBoy Island“ mit einem gewissen Humor zu versehen. Da läuten dann die Glocken, wenn einer der Männer mit seinen trainierten Brüsten spielt. Und Moderatorin Lola Weippert spricht von „Spritzgeräten“, die die Jungs bei einem Spiel erhalten (gemeint sind Wasserpistolen). Und auch sonst es ist immer wieder bewusst schlüpfrig, es bleibt aber immer auf dem Niveau einer Teenager-Pyjamaparty. Verschiedene Einblendungen und Animationen vervollständigen das eher trashige Bild, das die Produktion abgibt.
Wenn die Füße einschlafen…
Als die Frauen später in einem Spiel die Männer in ihre Teams wählen müssen, beschleunigt Lola Weippert das mit dem Satz: „Bei so einer Wahl schlafen mir immer die Füße ein, deswegen spule ich für euch vor.“ Danach sieht man die final zusammengestellten Teams – das ist ein schöner Kniff, der ein bekanntes Problem charmant löst. Leider ist das für die gesamte Show nicht möglich: Vorspulen, um zu sehen, für wen sich die Frauen am Ende entscheiden. Davon hängt es nämlich ab, ob sie sich zusammen mit ihrem jeweiligen nice guy 50.000 Euro teilen – oder ob diese Summe an einen der fuckboys geht. Alles dazwischen ist, zumindest nach den ersten drei Folgen, ziemlich erwartbar und daher verschmerzbar, sollte man es nicht gesehen haben.
Die Siegprämie ist möglicherweise ein guter Grund für die drei Single-Damen, nach den Männern Ausschau zu halten, die tatsächlich auf der Suche nach Liebe sind. Es gibt aber auch noch einen weiteren, wie eine der Frauen gleich zu Beginn der ersten Folge zu Protokoll gibt: „Ich habe keinen Bock mehr auf Fboys, weil wenn man nicht aufpasst, landet man ganz schnell mit einer Geschlechtskrankheit im Krankenhaus“. Und damit: Frohes streamen, stellen Sie sich nur nicht auf irgendwelche Höhepunkte ein.
Die ersten drei Ausgaben von „FBoy Island“ stehen ab sofort bei Prime Video zum Abruf bereit. Weitere Episoden folgen immer montags.