
Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der Süddeutschen Zeitung, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.
Liebe Leserin, lieber Leser,
seit der Geburt meiner zweiten Tochter bin ich in Eltern-Teilzeit. Ich habe mein Pensum in den vergangenen Monaten schrittweise erhöht, arbeite aber immer noch jede Woche vier Stunden weniger als mein Partner.
Woran das liegt? Nun, ich halte unsere Beziehung für gleichberechtigt, was Kinderbetreuung und Haushalt anbelangt. Die Organisation des Familienalltags liegt aber hauptsächlich bei mir: Ballettstunden, Impftermine, Urlaube, Kinderklamotten – die Mental-Load-Falle ist real und ich bin komplett hineingegangen. (Ein aktuelles Interview zum Thema finden Sie hier.)
Wenn ich bald wieder vier Stunden mehr in meine bezahlte Arbeit investiere, werden vier Stunden weniger fürs Familienmanagement bleiben. Ich werde dann gestresster sein, mehr Dinge als jetzt werden hinten runter fallen und mein Freund wird mehr übernehmen müssen. Gleichzeitig frage ich mich, was los wäre, wenn alle Teilzeit-Frauen wieder Vollzeit arbeiten würden, wie der Bundeskanzler das gerne hätte? Auch die mit traditionellerer Rollenaufteilung, die sich alleine um Organisation, Kinderbetreuung und Haushalt kümmern und vielleicht sogar für ihre Männer Hemden bügeln und Arzttermine ausmachen.
Was würde bei ihnen runterfallen? Was müsste neu verteilt werden? Wie viele Männer könnten dann noch Vollzeit arbeiten? Ich möchte ihnen dazu einen Text meiner Kollegin Lara Fritzsche ans Herz legen. „Wir reden hier also über nichts weniger als veränderte Beziehungsdynamiken, neue Familienstrukturen, ungeklärte Machtverhältnisse, kurz: eine mögliche Gesellschaftsumwälzung“, schreibt sie angesichts der Vollzeit-Pläne der CDU.
Aus feministischer Sicht ist diese Umwälzung durchaus zu begrüßen. Für die Gleichberechtigung wäre sie ein großer Schritt. Bleibt die Frage, ob sich Friedrich Merz dessen bewusst ist.
Zum Schluss noch eine Bitte: Um unseren Newsletter noch besser zu machen, würde es uns helfen, wenn Sie an dieser kurzen Umfrage teilnehmen. Vielen Dank schon im Voraus!
Ein schönes Wochenende wünscht
Felicitas Kock