Expressionismus: Der Tanz der Hände

Wenn Finger zu Klauen werden: Wie Film und Kunst des Expressionismus die Zerrissenheit der 1920er-Jahre ausdrückten.



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Expressionismus: Im expressionistischen Film werden die Hände zu tödlichen Waffen. Conrad Veidt 1924 in "Orlac’s Hände"
Im expressionistischen Film werden die Hände zu tödlichen Waffen. Conrad Veidt 1924 in „Orlac’s Hände“
© Theatermuseum, Wien

Hände, Hände, überall Hände: Der dämonische Schausteller Dr. Caligari fuchtelt wild, wenn er am Rummelplatz Publikum in sein Kabinett locken möchte. Dort erweckt er den Schlafwandler Cesare, der in einer sargähnlichen Kiste liegt, aus der Todesstarre – zum Gaudium der Zuschauer. Bald aber wird die somnambule Kreatur zur tödlichen Waffe ihres Meisters, die missliebige Menschen beseitigt: Mit den Händen umklammert sie einen Messergriff, um einen letalen Stoß durchzuführen. Oder sie schlingt sie, zu grotesken Klauen verformt, um den Hals eines jungen Mädchens. Cesare, gespielt vom deutschen Stummfilmschauspieler Conrad Veidt, verbreitet im Cabinet des Dr. Caligari aus dem Jahr 1920 Angst und Schrecken vor allem durch jenen sorgfältig choreografierten Tanz der Hände, der ein wesentliches Merkmal der expressionistischen Kunst ist.