
Magenkrebs ist weltweit die fünfthäufigste krebsbedingte Todesursache – und wäre in den weitaus meisten Fällen vermeidbar. Denn rund drei Viertel dieser Erkrankungen gehen auf das Magenbakterium Helicobacter pylori zurück, wie Forschende der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) in Lyon im Fachjournal Nature Medicine berichten. Für die Geburtsjahrgänge 2008 bis 2017, weltweit etwa 1,3 Milliarden Menschen, rechnen sie mit rund 15,6 Millionen Magenkrebs-Fällen, sofern keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Für Deutschland rechnet das Team in diesen Geburtsjahrgängen mit etwa 96 000 Magenkrebs-Neuerkrankungen. Davon entstehen demnach knapp 61 500 Fälle durch Helicobacter pylori und wären somit durch eine Kombinationstherapie mit Antibiotika und Säureblockern – sogenannten Protonenpumpenhemmern – vermeidbar. In Deutschland kamen im genannten Zeitraum 7,7 Millionen Menschen zu Welt.
Die weitaus meisten der prognostizierten Fälle – mehr als zwei Drittel der weltweiten Erkrankungen – entfallen auf Asien. Auf Amerika entfallen der Prognose zufolge 13 Prozent, auf Europa 8 Prozent. Gerade für Afrika südlich der Sahara, wo die Inzidenz derzeit noch eher gering ist, erwartet das Forschungsteam einen deutlichen Anstieg – vor allem wegen der steigenden Lebenserwartung. Auf den Kontinent werden den Berechnungen zufolge 11 Prozent der erwarteten Magenkrebs-Fälle entfallen.
Empfehlungen für mehr Präventionsbemühungen wurden ignoriert
Überhaupt rechnet das Team für die meisten Weltregionen mit einer deutlichen Zunahme der Erkrankungen verglichen mit der derzeitigen Situation, auch hier vor allem wegen des prognostizierten Anstiegs der Lebenserwartung. Zwar hatte eine IARC-Arbeitsgruppe bereits im Jahr 2013 empfohlen, dass Staaten besonders gefährdete Populationen auf Helicobacter-pylori-Infektionen screenen und gegebenenfalls behandeln sollten. Passiert sei jedoch wenig, abgesehen von wenigen Ländern wie etwa Japan und Bhutan. Gerade in Amerika und Afrika gebe es kaum Bemühungen um eine Früherkennung für Infektionen mit dem Magenbakterium.
Dabei seien die Früherkennung und die Behandlung solcher Infektionen einfach, wirksam, sicher und kostengünstig – insbesondere dann, wenn man sie mit den Kosten von Krebsbehandlungen vergleicht, betont die Gruppe. Zudem sei es wichtig, die Bemühungen fortzusetzen, einen Impfstoff gegen den Magenkeim zu entwickeln. „Eine H.-pylori-Impfung würde den Kampf gegen Magenkrebs weit voranbringen“, schreibt die Gruppe. Derzeit sei erst eine Phase-3-Studie zu einem solchen Impfstoff abgeschlossen, heißt es weiter, unter Bezug auf eine Untersuchung an Kindern in China.
Vorbeugende Impfstoffe gegen infektionsbedingte Krebserkrankungen gibt es für das Humane Papillomavirus, das Gebärmutterhalskrebs verursachen kann, und gegen das Virus Hepatitis B, das Leberkrebs auslösen kann. In Deutschland erkrankten im Jahr 2022 nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD) knapp 14 600 Menschen neu an Magenkrebs, knapp 7800 Menschen starben in dem Jahr an der Erkrankung. Weltweit gab es in dem Jahr knapp 970 000 Neuerkrankungen.
Für die Studie ermittelte das Forschungsteam die künftigen Erkrankungen für 185 Länder anhand der weltweiten Daten des Global Cancer Observatory und demografischen Prognosen der Vereinten Nationen. Als Hauptursache für Magenkrebs gelten chronische Infektionen mit Helicobacter pylori, aber auch die Ernährung ist beteiligt, insbesondere eine Kost mit viel Fleisch oder gepökelten Lebensmitteln.