Eintracht Frankfurt bleibt auch in Dänemark auf Erfolgskurs und garniert den Sieg mit einer außergewöhnlichen Bestmarke. TSG Hoffenheim verpennt den Start, es setzt eine herbe Niederlage in Portugal. In der Conference League zeigt Heidenheim eine überraschend starke Leistung. Die Ergebnisse im Überblick.
Mit einem abgeklärten Auftritt hat Eintracht Frankfurt den Europa-League-Rekord des FC Chelsea eingestellt und einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale gemacht. Der Tabellenzweite der Fußball-Bundesliga gewann beim dänischen Meister FC Midtjylland mit 2:1 (1:0) und ist damit in diesem Wettbewerb saisonübergreifend seit 18 Spielen ungeschlagen.
Hugo Larsson in der 7. Minute und Omar Marmoush (57.) per Handelfmeter erzielten die Tore für die Hessen, die nach fünf Spielen mit 13 Punkten den dritten Tabellenplatz belegen. Nnamdi Collins (48.) traf unfreiwillig mit einem Eigentor zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Nächster Gegner der Eintracht, die 2022 die Europa League gewann, ist am 12. Dezember Olympique Lyon.
„Wir haben diesen Wettbewerb immer voll angenommen und genießen diese Bühne“, sagte Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche vor dem Anpfiff. Das zeigten die Hessen von Beginn an. Nach einer schönen Kombination über Hugo Ekitiké und Marmoush traf Larsson mit einem Schuss ins lange Eck zur frühen Führung.
Eintracht lässt Chancen liegen
Frankfurt kontrollierte die Partie und hielt die Hausherren geschickt vom eigenen Gehäuse fern. Ex-Nationaltorhüter Kevin Trapp musste in der ersten Halbzeit nur einmal bei einem Schuss von Adam Buksa ernsthaft eingreifen. Allerdings war auch die Eintracht im Angriff nicht wirklich zwingend und kam lediglich zu Halb-Chancen für Larsson und Arthur Theate. Beide scheiterten an Elias Olafsson im Tor der Dänen.
Ansonsten spielte sich viel zwischen den Strafräumen ab – bis Marmoush kurz vor der Pause die große Chance zum 2:0 vergab. Nach einem feinen Pass von Sturmpartner Ekitiké hatte der Top-Torjäger freie Bahn, lupfte den Ball aber knapp über das Tor. Olafsson wäre in dieser Szene machtlos gewesen.
Kurz nach dem Wechsel verpasste auch Niels Nkounkou den möglichen zweiten Treffer. Der Franzose traf den Ball in aussichtsreicher Position nicht richtig. Fast im Gegenzug fiel wie aus dem Nichts der Ausgleich, als Collins eine Flanke von Mikel Krüger-Johnsen unglücklich ins eigene Tor abfälschte. Der Ball senkte sich als Bogenlampe über Trapp hinweg ins lange Eck.
Die Eintracht schüttelte sich kurz und straffte sich sofort wieder. Als Midtjylland-Verteidiger Ousmane Diao einen Schuss von Marmoush im eigenen Strafraum mit der Hand abgelenkt hatte, entschied der englische Schiedsrichter Craig Pawson nach Ansicht der Videobilder auf Elfmeter. Marmoush schnappte sich das Leder und verwandelte eiskalt. Es war bereits der 15. Pflichtspieltreffer des 25 Jahre alten Ägypters in dieser Saison.
Nach 68 Minuten war Feierabend für den Stürmer, der durch Can Uzun ersetzt wurde. Und auch Rasmus Kristensen durfte an seiner alten Wirkungsstätte noch ran. Der Rechtsverteidiger gab nach auskurierter Oberschenkelverletzung sein Comeback. Beide hätten im Zusammenspiel beinahe für das dritte Frankfurter Tor gesorgt. Nach Flanke von Kristensen verfehlte Uzun per Kopf aber knapp das Ziel, so dass es beim 2:1 blieb.
Hoffenheim verliert nach schwachem Beginn in Braga
Die TSG 1899 Hoffenheim hat nach völlig verschlafenen Anfangsminuten bei Sporting Braga in der Europa League weiter an Boden verloren. Die Mannschaft des neuen Fußballtrainers Christian Ilzer unterlag am fünften Spieltag beim Tabellenfünften der portugiesischen Liga mit 0:3 (0:2). Damit warten die harmlosen Kraichgauer weiter auf den zweiten Sieg und müssen mit nur fünf Punkten ums Weiterkommen bangen.
Vier Tage nach dem furiosen 4:3-Sieg gegen RB Leipzig beim Bundesliga-Debüt von Ilzer wurden die Hoffenheimer vor 10.010 Zuschauern im Estádio Municipal de Braga mit seinem Felsmassiv eiskalt erwischt. Der Ex-Leipziger Bruma erzielte in der 2. Minute das 1:0, Roger Fernandes erhöhte kurz darauf auf 2:0 (8.). Vitor Carvalho gelang mit einem Gewaltschuss das 3:0 (90.+5). Am 12. Dezember muss die TSG nun unbedingt in Sinsheim gegen FCSB Bukarest gewinnen.
Ein haarsträubender Fehlpass von Nationaltorwart Oliver Baumann führte zum frühen Rückstand: Bruma traf ins lange Eck und feierte sein Tor, indem er einen knallroten Luftballon aufblies. Den Fehlstart für die Gäste komplett machte Roger: Bei einem schnellen Angriff von Braga hatte der Rechtsaußen viel Platz – dieses Mal landete der Ball im linken unteren Eck.
Ilzers Miene verfinsterte sich immer mehr. Der 47 Jahre alte Österreicher hatte fünf Neue in die Startelf gestellt, darunter den unter seinem Vorgänger Pellegrino Matarazzo in Ungnade gefallenen Mergim Berisha als Sturmspitze. Der blieb aber ebenso unauffällig wie Adam Hlozek, der Doppeltorschütze gegen Leipzig.
Für Baumann und Andrej Kramaric geriet die Partie schnell zu einem Déjà-vu. Vor sieben Jahren – damals noch unter dem heutigen Bundestrainer Julian Nagelsmann – standen die beiden TSG-Routiniers schon einmal auf dem Rasen von Braga, als Hoffenheim bei der 1:3-Niederlage aus der Europa League ausschied.
Auch diesmal wurde es nichts, obwohl sich die Hoffenheimer schnell von ihren Startschwierigkeiten erholten: Berisha (19.) und Anton Stach (22.) vergaben die Chancen zum Ausgleich (22.). „Es ist eine riesige Tabelle, wie ein großer Ozean, in dem wir mittendrin als kleiner Fisch mitschwimmen“, hatte Ilzer vor seiner internationalen Premiere mit den Kraichgauern gesagt.
Immerhin schwammen sich seine Profis vor 450 mitgereisten TSG-Fans etwas frei, konnten aber auch nach der Pause kaum Druck erzeugen und hatten keine wirklich klare Torchance. Roberto Fernandez hätte alleine vor Baumann sogar noch das 3:0 erzielen können, ehe dies dem Brasilianer Carvalho gelang.
Heidenheim unterliegt Chelsea
Im Ausnahmespiel für die Vereinshistorie hat der 1. FC Heidenheim nur knapp die große Überraschung gegen den FC Chelsea verpasst. Nach einem couragierten Auftritt im Duell mit dem Welt- und Milliarden-Club musste sich der Außenseiter aus der Fußball-Bundesliga in der Conference League mit 0:2 (0:0) geschlagen geben. Der frühere Leipziger Christopher Nkunku (51. Minute) und Mychajlo Mudryk (85.) versüßten dem Starensemble aus London an diesem nasskalten Abend den Kurztrip auf die Ostalb.
Angesichts einiger eigener Chancen hätte sich Heidenheim aber durchaus mit einem Punkt belohnen können. Zwei vermeintliche Heidenheimer Treffer des eingewechselten Maximilian Breunig wurden wegen Abseits nicht anerkannt (79./88.). In der Nachspielzeit sah Chelseas Cesare Casadei noch Gelb-Rot (90.+6), am Sieg der Gäste änderte das aber nichts mehr.
Die Heidenheimer Vereinschronik wird jedoch auch so um ein spezielles Kapitel reicher. Dieses Spiel bleibe auf „ewig“ besonders, hatte Trainer Frank Schmidt zuvor gesagt. Und trotz der ersten Europapokal-Niederlage kann der 1. FC Heidenheim nach zuvor drei Siegen in drei Spielen auch weiter auf die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale hoffen.
Heidenheim kann Mut für den Bundesliga-Abstiegskampf schöpfen
Inmitten ihrer schwierigen Phase in der Bundesliga lieferten die Heidenheimer vor 15.000 Zuschauer eine unterhaltsame Partie ab. Bis in die Schlussphase hielt Schmidts Elf das Duell der extremen Gegensätze mit dem Champions-League-Sieger von 2012 und 2021 offen und wehrte sich auch nach dem Rückstand eindrucksvoll.
Die erste Chance hatten tatsächlich die Gastgeber: Mikkel Kaufmann verpasste nach einem Freistoß knapp (2.). Auf der anderen Seite zeichnete sich Torwart Kevin Müller mehrfach aus gegen die Offensive des Premier-League-Clubs. Doch auch der krasse Außenseiter wusste die Abwehr des sechsmaligen englischen Meisters und Chelsea-Torhüter Filip Jörgensen zu beschäftigen.
Erneut bei einer Möglichkeit von Kaufmann (15.), nach einer feinen Aktion von Scienza (20.) oder bei Abschlüssen von Paul Wanner (25.) und Mathias Honsak (27.) hätte Heidenheim durchaus in Führung gehen können. Nach einer guten halben Stunde bekam Chelsea nach einem Zweikampf zwischen Patrick Mainka und Mychajlo Mudryk zunächst einen Elfmeter zugesprochen, der nach einem Videobeweis jedoch zurückgenommen wurde.
Heidenheim lässt Chancen liegen
Nach der Pause knackten dann zwei einstige Bundesliga-Profis die Heidenheimer Defensive: Die Gastgeber bekamen den Ball nicht aus der eigenen Hälfte, auf Vorlage des früheren Dortmunders Jadon Sancho traf der Ex-Leipziger Nkunku.
Doch ein Tor für die Gastgeber, die Chelsea ärgerten, war weiter drin. Zwar musste auch Müller immer wieder vor einem höheren Rückstand retten. Doch Scienza (57./63.) hatte ebenso die Chance auf den Ausgleich wie Wanner, der an Jörgensen scheiterte. Erst das 0:2 sorgte für die Entscheidung. In der Nachspielzeit sah Chelseas Cesare Casadei die Gelb-Rote Karte (90.+6). Heidenheim bleibt trotz des Rückschlags mit neun Zählern oben dabei. Nächster Gegner ist am 12. Dezember der türkische Club Basaksehir.
dpa/ll