
Schon die Jahre seit dem russischen Angriff auf die Ukraine galten als herausfordernd für Finanzdienstleister, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen. Mit der Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten aber spüren sie regelrechten Gegenwind: Ausstieg seines Landes aus dem Pariser Klimaabkommen, systematische Ausgrenzung von ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) aus der Kapitalanlage für Pensionsfonds und mehr Ausbeutung fossiler Rohstoffe. Zudem will die EU-Kommission ihren Green Deal modifizieren und Unternehmen weniger zu Transparenz über Nachhaltigkeitsrisiken zwingen.
Die beiden großen Nachhaltigkeitsbanken in Deutschland, die genossenschaftliche GLS Bank und die auch hierzulande aktive niederländische Triodos Bank , spüren diesen Paradigmenwechsel. Geschäftlich aber hat er ihnen bislang nicht geschadet – eher hilft ihnen die klare Profilierung sogar, Kunden zu gewinnen. „Die Schäden durch Umweltkatastrophen sind gemäß der Versicherungsbranche so hoch wie nie zuvor“, sagte GLS-Vorstand Dirk Kannacher am Donnerstag, als er die Bilanzzahlen vorstellte. „Selbst wenn die USA sagen, wir können Gas und Öl weiterbetreiben, wird die Förderung noch so teuer werden, dass es sich ökonomisch nicht lohnt.“
Politik sollte sich mit Klimaschutz abgrenzen
Aus seiner Sicht sollte die europäische Politik am Fokus auf den Klimaschutz festhalten, da es nur eine Alternative gebe: Entweder werde der Umbau der Wirtschaft finanziert oder die anschließende Schadenbeseitigung. Nachhaltigkeit rechne sich finanziell. Auch seine Vorstandskollegin Christina Opitz riet dazu, Europa solle sich von den USA abgrenzen. „Die USA richten einen Scherbenhaufen an und werden ihn teuer bezahlen. Als kleine nachhaltige Bank wollen wir das stärken“, sagte sie.
Der Vorstandsvorsitzende der Triodos Bank aus Zeist bei Utrecht, Jeroen Rijpkema, räumte ein, das Netto-Null-Klimaziel angesichts veränderter Rechtsvorschriften überdenken zu müssen. Gleichwohl gelte das seit der Gründung im Jahr 1980 bestehende Ziel: „Es bleibt unser Bestreben, Lösungen für den Klimawandel zu finanzieren und den systemischen Wandel im Finanzsektor voranzutreiben.“
Triodos strebt an die Börse Euronext
In diesem Ziel sind sich beide Banken einig. Davon abgesehen sind die Zahlen durch Sondereffekte nicht vergleichbar. Die in Bochum ansässige GLS Bank hat ihre Bilanzsumme um acht Prozent auf 10,7 Milliarden Euro gesteigert. Ähnlich stark nahm die Kredittätigkeit auf 5,7 Milliarden Euro zu. 11.000 neue Kunden habe sie gewonnen, das Durchschnittsalter verspreche mit 41 Jahren lange Beziehungen. Zins- und Provisionsüberschuss sowie der Rohüberschuss wuchsen mit ähnlichen Raten, die Dividende fällt mit zwei Prozent etwas geringer als im Vorjahr (2,5 Prozent), aber höher als in der Niedrigzinsphase aus.
Die GLS Bank finanziert den Ausbau der Windkraft, der Energiespeicherung und ökologisch-sozialen Wohnungsbau. Erstmals sank das Volumen hauseigener ESG-Fonds – ein Anzeichen, dass die veränderte Debattenlage rund um Nachhaltigkeit nicht folgenlos bleibt. Das Ergebnis der Triodos Bank (Bilanzsumme 17 Milliarden Euro, plus 4,6 Prozent) ist geprägt von einer Rückstellung, die dazu dient, Anteilseigner abzufinden, weil die Bank eine Notierung an der Börse Euronext anstrebt. Deshalb wird keine Dividende ausgeschüttet. Während die Kundeneinlagen um fünf Prozent und der Provisionsüberschuss um 2,8 Prozent zunahmen, ging der zugrunde liegende Nettogewinn ohne die Rückstellung von 77,2 auf 71,9 Millionen Euro zurück.