Europa League gegen Lazio Rom: Halbfinale! Das Fußballmärchen von Bodö/Glimt geht weiter

Stand: 18.04.2025 01:40 Uhr

Ein kleiner Klub ärgert die großen: Bodö/Glimt hat gegen Lazio Rom als erster Klub aus Norwegen das Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs erreicht.

In den Tagen vor dem größten Spiel in der Vereinsgeschichten des kleinen Klubs FK Bodö/Glimt hat der Trainer Kjetil Knudsen einige Interviews gegeben. „Es ist groß“, sagte Knudsen einmal. „Wir werden uns wahrscheinlich noch daran erinnern, wenn wir alt sind.“

Falsch, das kann man wenige Tage später mit einiger Gewissheit sagen, lag Knudsen, 56, seit 2017 im Verein, mit seinen Worten nicht. Sie werden diese Europapokal-Saison in Bodö, einer Stadt mit gut 50.000 Einwohner, nördlich vom Polarkreis gelegen, so schnell nicht vergessen. Wer weiß schon, wohin das noch führt?

Erst einmal führt der Weg von Bodö/Glimt ins Halbfinale der Europa League. Das war zuvor noch nie einem Klub aus Norwegen in einem europäischen Wettbewerb gelungen. Es ist der vorläufige Höhepunkt eines Fußballmärchens. Nun trifft Bodö/Glimt am 01. und 08. Mai auf Tottenham, das Eintracht Frankfurt aus dem Wettbewerb warf.

Zwei Elfmeter gehalten – Bodö/Glimt feiert Torhüter Haikin

Im Viertelfinal-Rückspiel in der Europa League gewann Bodö/Glimt bei Lazio Rom 3:2 nach Elfmeterschießen. Entscheidenden Anteil daran hatte Torhüter Nikita Haikin, 29, er hielt gleich zwei Elfmeter. Nach Ablauf der Verlängerung hatte Lazio mit 3:1 geführt.

Im Rückspiel lief Bodö/Glimt zunächst oft hinterher

Taty Castellanos (21. Minute), Tijjani Noslin (90.+3) und Boulaye Dia (100.) erzielten in regulärer Spielzeit und Verlängerung die Tore für Lazio, das im Hinspiel kein einziges Mal gefährlich vor dem Tor der Norweger aufgetaucht war. Vor einer Woche war in der Nacht vor dem ersten Aufeinandertreffen in Bodö so viel Schnee gefallen, dass der Klub auf die vielen Helfer und ihre Schneeschippen angewiesen war, um die Austragung zu sichern. Gespielt wurde bei Minusgraden und auf Kunstrasen.

Bodö/Glimts Medienmanager Simen Pedersen sagte später, sie hätten im Klub schon die Hoffnung gehabt, dass solche Bedingungen „grundsätzlich nicht die besten für italienische Seidenfüße“ seien.

Das Rückspiel in Rom fand auf Naturrasen statt, es fiel auch kein Schnee. Die Laziali kamen mit diesen Bedingungen ziemlich gut klar, sie kontrollierten Ball und Gegner und damit auch das Spiel. Italienische Seidenfüße eben. Zur Pause hatte Bodö/Glimt Glück, dass Lazio von seinen vielen guten Chancen nur eine verwertete, als Castellanos sehenswert mit der Hacke traf.

Bei Lazio treffen auch zwei Einwechselspieler

In der zweiten Hälfte wurden die Norweger stärker, zumindest ein wenig. Sie kombinierten nun manchmal ansehnlich, so wie sie das im Hinspiel und in den Runden zuvor gegen Klubs wie den FC Porto, Besiktas oder Olympiakos Piräus oft getan hatten. Nur ein Tor erzielten sie nicht. Es jubelte erneut Lazio, diesmal nach einer Ecke, die Joker Noslin aus kurzer Distanz über die Linie beförderte.

Das Spiel also ging in die Verlängerung, weil Bodö/Glimt das Hinspiel 2:0 gewonnen hatte. In der Verlängerung jubelte zunächst erneut Lazio Rom: Eine Flanke von der linken Seite köpfte Dia, auch er zuvor eingewechselt, ins Tor.

Helmersen kurioser Joker-Einsatz

Wäre dies der Schlusspunkt gewesen, dann stünde nun Lazio Rom im Halbfinale. Doch es war nicht der Schlusspunkt. Und in Rom jubelt keiner, der es mit Lazio hält.

In der 109. Minute hatte stattdessen einer seinen großen Auftritt, der zuvor nur Zuschauer gewesen war: Bodö/Glimts Andreas Helmersen, 27, hatte große Teile des Spiels von der Ersatzbank aus verfolgt. Erst in der 75. Minute wechselte Trainer Knudsen ihn ein, und der Plan ging auf.

Nach einer Flanke tauchte Helmersen im Strafraum auf und köpfte unten links ins Eck. Es war der Treffer, der Bodö/Glimt ins Elfmeterschießen rettete. Helmersen gehörte dort nicht zu den Schützen. Er hatte in der Nachspielzeit der Verlängerung Gelb-Rot gesehen.

Als Bodö/Glimts Torhüter Haikin Minuten später im Elfmeterschießen erst den Versuch von Loum Tchaouna hielt und ganz am Ende auch noch den von Castellanos, war Helmersen schon wieder Zuschauer. Er wird es verschmerzen können.