Euro: Mit Beethoven oder Basstölpel? EZB will Scheine komplett neu gestalten

Die Europäische Zentralbank will die Euro-Banknoten komplett neu gestalten. Dafür hat sie einen Designwettbewerb ausgeschrieben. Für die Motive und Elemente gibt die Notenbank zwei Varianten vor – und macht jeweils konkrete Vorgaben. Wie sehen unsere Scheine künftig aus?

Banknoten sind die Visitenkarte einer Nation. Die USA porträtieren ihre ehemaligen Präsidenten, Indien huldigt Mahatma Gandhi, andere Länder zeigen ihre Natur oder technologische Errungenschaften. Die Eurozone zeigt seit Einführung der gemeinsamen Währung imaginäre Brücken und stilisierte, real nicht existierende Gebäudeteile, die auf verschiedene Architekturepochen verweisen sollen. Ziemlich öde.

Das soll sich ändern. Die Europäische Zentralbank (EZB) will in Kürze einen Designwettbewerb ausschreiben, in dem Künstler Vorschläge für eine neue Gestaltung der Geldscheine einreichen können. Dies ist an sich nichts Ungewöhnliches, viele Notenbanken machen das, und alle überarbeiten ihre Banknoten in regelmäßigen Abständen, um sie mit neuen Sicherheitsmerkmalen noch besser gegen Fälschungen zu schützen.

Auch die EZB hat ihre Geldscheine bereits einmal überarbeitet. Damals wurde das Design jedoch nur leicht modernisiert. Diesmal dagegen soll es komplett verändert werden, und am Freitag stellte die EZB die Themen vor, an denen sich die Design-Vorschläge im Wettbewerb orientieren müssen. Dazu machte sie auch konkrete Vorgaben für einzelne Elemente.

Das erste mögliche Gestaltungsthema ist recht allgemein mit „Europäische Kultur“ überschrieben. Konkret soll dabei auf den Vorderseiten der Banknoten jeweils eine historisch bedeutsame europäische Persönlichkeit abgebildet werden, die nicht ausschließlich mit einer Nation in Verbindung gebracht wird, sondern grenzübergreifend wirkte. Das soll auf dem 5-Euro-Schein Maria Callas sein, auf dem 10-Euro-Schein Ludwig van Beethoven und auf dem Zwanziger Marie Curie. Es folgen auf den weiteren Scheinen zu 50 Euro, 100 Euro und 200 Euro Miguel de Cervantes, Leonardo da Vinci und Bertha von Suttner.

Die Rückseiten sollen jeweils Szenen der Alltagskultur abbilden, etwa Straßenkünstler oder auch eine Bibliothek, und auf dem 20-Euro-Schein eine Schule oder Universität. Hier geht die Konkretisierung so weit, dass auf den Tischen Bücher und Notebooks zu sehen sein sollen, und daneben ein Lehrer, der Kinder oder Studenten unterrichtet. Und dieser soll ausdrücklich weiblich sein.

Die andere mögliche Designvariante thematisiert Flüsse und Vögel Europas. Die Flüsse sollen dabei nur stilisiert gezeigt werden, es sollen also keine eindeutig identifizierbaren Ströme zu sehen sein. Für die Vögel wurden jedoch wiederum klare Vorgaben gemacht: Der 5-Euro-Schein soll den Mauerläufer abbilden, der Zehner einen Eisvogel, der Zwanziger eine Kolonie von Bienenfressern. Es folgen auf den Noten zu 50 Euro, 100 Euro und 200 Euro ein Storch, ein Säbelschnäbler und ein Basstölpel.

Die Rückseiten sollen in dieser Variante jeweils die Gebäude europäischer Institutionen präsentieren, vom Europäischen Parlament über die Kommission, den Gerichtshof den Europäischen Rat und den Rechnungshof bis zur Europäischen Zentralbank selbst. Sie würde dann künftig den 20-Euro-Schein zieren, zusammen mit den Bienenfressern auf der anderen Seite.

„Wir freuen uns, diese lebensechten Motive präsentieren zu können, die unser Engagement für Europa widerspiegeln und sein kulturelles Erbe und seine natürliche Umwelt feiern“, kommentierte EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Pläne für die neuen Banknoten. „Die neuen Banknoten werden unsere gemeinsame europäische Identität und die Vielfalt symbolisieren, die uns stark macht.“

Erst 2026 wird nach bisheriger Planung jedoch entschieden, welches Design künftig die Banknoten zieren wird, und erst dann wird mit der Planung der technischen Umsetzung begonnen. Dabei werden dann auch neue Sicherheitsmerkmale ausgewählt werden. Hierzu will die EZB jetzt aber noch keine Details bekannt geben.

Die Einführung der neuen Banknoten wird dann erst in einigen Jahren beginnen, und wahrscheinlich erfolgt dies wieder gestaffelt, wie dies bei der zweiten Serie der jetzigen Euro-Banknoten der Fall war. Der neue 5-Euro-Schein wurde am 2. Mai 2013 in Umlauf gebracht, die neuen Scheine zu 100 und 200 Euro dagegen erst fünf Jahre später, am 28. Mai 2018.

Bis also Beethoven und Callas oder Basstölpel und Säbelschnäbler durch unsere Hände wandern, wenn wir bezahlen, wird es noch einige Jahre dauern. Sofern dann überhaupt noch in größerem Umfang bar bezahlt wird.

Frank Stocker ist Wirtschafts- und Finanzkorrespondent in Frankfurt. Er berichtet über Geldanlage, Finanzmärkte, Konjunktur und Zinspolitik. Zudem hat er mehrere Bücher veröffentlicht.