Etihad setzt auf mehr Luxus: „Wir würden einen neuen A380 kaufen, wenn wir ihn mitgestalten könnten“

Trotz vieler Krisen steigt die Nachfrage nach Flugreisen. Emirates-Chef Tim Clark erklärt im Gespräch mit ntv, warum das so ist, was sich seit der Corona-Pandemie geändert hat und mit welchen Problemen Airlines heute kämpfen.

Wie würden Sie die aktuelle Lage in der Luftfahrtindustrie beschreiben?

Tim Clark: Viele Fluggesellschaften melden gesunde Margen und damit setzt sich eine Entwicklung fort, die es seit der Corona-Pandemie gibt. Es ist eine gute Zeit für die Branche, die hoffentlich noch lange andauert. Gerade geht es den meisten Fluggesellschaften gut.

Wie waren die letzten Monate für Emirates?

Sehr stark. Wir haben eine sehr gute Auslastung und sehr gute Erträge. Angesichts der Tatsache, dass sich die Weltwirtschaft derzeit in einem Zustand des Wandels befindet, geht es uns als Branche eigentlich ziemlich gut. Bei uns läuft es weiterhin hervorragend.

Es läuft so gut, dass es schwierig ist, neue Flugzeuge zu bekommen. Es gibt Engpässe bei Airbus und Boeing. Warum ist die Branche so widerstandsfähig gegen die Krisen weltweit?

Das Erste ist die aktuell stabile Nachfrage. Während der Corona-Pandemie lag die Branche am Boden. Alle haben gesagt, die Nachfrage werde – wenn überhaupt -, auf einem sehr viel niedrigeren Niveau wiederkommen, und es werde keine Nachfrage mehr im Premium-Bereich geben. Als sich die Branche dann erholte, hieß es, das sei der Nachholeffekt. Tatsache ist, die Nachfrage ist immer noch stabil und wir sehen für dieses und nächstes Jahr kein Anzeichen einer Abschwächung.

Während der Pandemie ist etwas passiert. Die Nachfrage hat sich komplett verändert, die Marktsegmente haben sich verschoben. Wir versuchen das zu verstehen, was uns auch immer besser gelingt. Immer mehr Menschen besuchen die Emirate und sind auch bereit, höhere Preise zu bezahlen. Sie reisen auch nicht nur einmal im Jahr, sondern dreimal. Auch hier in Deutschland sind nach der Pandemie mehr Menschen mit uns geflogen.

Wie wichtig sind neue Produkte wie die Premium Economy Class?

Die neue Klasse hat alles übertroffen, was wir erwartet hatten. Wir hatten berechnet, was wir verdienen müssten, damit es sich lohnt, die Economy-Sitze herauszunehmen und die neue Klasse einzubauen. Wir haben diese Zahl um fast das Doppelte übertroffen! Wir versuchen, sie jetzt auf so vielen Strecken wie möglich einzuführen.

Sie haben gesagt, die Leute wollen mehr fliegen, aber viele Fluggesellschaften verlassen Deutschland wegen zu hoher Kosten. Planen Sie, Ihre Kapazitäten in Deutschland auszubauen?

Wenn wir mehr Flugzeuge hätten, wären wir präsenter auf dem deutschen Markt. Ja, die Kosten sind hoch in Deutschland. Und ja, ich kann nicht für andere Fluggesellschaften sprechen, die sich aus dem Markt zurückziehen. Aber das betrifft nicht nur Deutschland. Kostensteigerungen betreffen unser gesamtes Streckennetz. Damit müssen wir umgehen. Aber hält uns das davon ab, in ein Land zu fliegen? Das, was uns wirklich Sorgen bereitet, ist die Abwertung und die Volatilität mancher Währungen. Das gilt für eine ganze Reihe von Entwicklungsländern, die Währungen haben, die für uns schwer abzusichern sind. Das ist für uns ein größeres Problem als hohe Kosten für Flughäfen oder für Treibstoff.

Ich hoffe, dass sich irgendwann die Vernunft durchsetzen wird. Man kann nicht immer mehr Gebühren von den Fluggesellschaften verlangen. Sonst werden sie sich zurückziehen. Das betrifft vor allem die Billigfluggesellschaften, weil deren Margen so eng sind. Wir werden noch mehr in Deutschland investieren.

Planen Sie immer noch Flüge ab Berlin, also einen fünften Abflughafen in Deutschland?

Ich glaube, wir haben 1994 die Anfrage gestellt, nach Berlin zu kommen. Das ist jetzt 31 Jahre her. Ja, wir versuchen es immer noch.

Sie haben davon gesprochen, dass Sie nicht genug Flugzeuge haben, Sie hätten offenbar gerne einen neuen A380 von Airbus. Würden Sie ihn kaufen, wenn man Ihnen einen anbieten würde?

Wenn wir ein Mitspracherecht bei der Gestaltung hätten, würden wir das Angebot annehmen. Ich meine, unsere A380-Maschinen sind im Moment komplett ausgelastet. Sie sind wahrscheinlich die begehrtesten Flugzeuge, die heute fliegen, und die Leute wollen immer noch damit reisen. Es gibt immer noch Flughäfen, an denen die Zuschauertribünen voller Menschen sind, um den A380 beim Ein- und Aussteigen zu beobachten. Die Deutschen sind da keine Ausnahme. Für mich ist das ziemlich offensichtlich, dass es eine Nachfrage nach höheren Einheiten großer Flugzeuge gibt – vorausgesetzt man bekommt Slots an den Flughäfen für sie.

Sie haben bereits neue Produkte angesprochen. Bei der Economy-Klasse hat sich lange nichts geändert. Haben Sie dazu Pläne in der Schublade?

Daran arbeiten wir. Wir haben im Premium-Bereich viel erreicht. Aber wir müssen die Economy-Klasse besser machen und am Reißbrett gibt es bereits eine Reihe von Optionen. Ich werde nicht sagen, welche. Aber ich denke, wir können es besser machen, wenn man bedenkt, dass viele unserer Passagiere bis zu 18 Stunden im Flugzeug sitzen. Der Komfort muss sich verbessern. Wenn es sich um eine kostengünstige Kurzstrecke handelt, dann spielt das keine Rolle, weil man nur eine Stunde im Flugzeug ist, aber für Gäste, die lange im Flugzeug sitzen, müssen wir den Komfort verbessern. Seit den 90er und frühen 2000er Jahren ist da nicht viel passiert.

Welchen Wunsch hätten Sie für das nächste Jahr?

Ich würde gerne zweimal am Tag nach Berlin fliegen.

Mit Tim Clark sprach Thomas Wimmer