Esa Merzaie geht mit laufender Kamera auf Obdachlose zu, um ihnen Lebensmittel und Hotelübernachtungen zu schenken. Auf Tiktok fliegen ihm dafür die Herzen zu. Ist das wirklich Nächstenliebe oder bloß die Zurschaustellung der eigenen Großherzigkeit?
Für ihn ist die Sache klar: Was er tut, ist etwas Gutes. Esa Merzaie hat in seiner Mensa Platz genommen, er will das gern erklären. Durch den Saal tönt Geplapper, Geschirr klimpert. Dazwischen beugt sich nun Merzaie an einem langen Tisch über sein Handy, um mal zu zeigen, wie sehr man ihn mag. Vor ein paar Minuten erst schrieb ihm jemand: „Ich würde mir wünschen, dass es mehr Leute wie dich geben würde.“ Ein anderer: „Hey, du hast meinen vollsten Respekt, für das was du machst.“ Merzaie kommt mit dem Lesen solcher Nachrichten kaum hinterher. „Das motiviert mich noch mehr“, sagt er. Auf seinem Gesicht macht sich ein zaghaftes Lächeln breit. „Das ist, wie wenn der Chef sagt: Das hast du super gemacht.“