

Etliche Beamte des amerikanischen Justizministeriums haben in den vergangenen Wochen die Datensätze der Ermittlungsakten im Fall Jeffrey Epstein durchforstet, Passagen geschwärzt und Gesichter auf Fotos unkenntlich gemacht. Mit gutem Recht. Die überwiegende Mehrheit der Opfer des Sexualstraftäters, der einen Ring zur Ausbeutung junger Frauen, darunter minderjähriger, betrieb, will anonym bleiben. Auch der Umstand, dass erst ein Teil des Materials fristgerecht veröffentlicht wurde, sollte nicht im Zentrum der Kritik stehen. 30 Tage für Hunderttausende Dokumente ist viel verlangt.
Ein corpus delicti
Die Umsetzung des „Epstein Files Transparency Act“ ist aus anderen Gründen nicht geeignet, den Streit über die Aufarbeitung der Affäre zu entgiften. So ist es kein Zufall, dass mehrere Bilder von Bill Clinton zu finden sind, darunter eines, das ihn vergnügt im Whirlpool zeigt – gleichsam als corpus delicti für die MAGA-Bewegung, in der es zuletzt Risse gab. Moralisch kann jeder zu seinem Urteil kommen – strafrechtlich relevante Vorwürfe gegen den früheren Präsidenten gibt es bisher keine.
Ebenso wenig wie gegen Donald Trump, über den die „Epstein Library“ bislang nichts Neues hervorgebracht hat. Der Präsident hat aus dem „Department of Justice“ längst seine erweiterte Anwaltskanzlei gemacht. Dass die Transparenz, die nun gewährt wird, sehr selektiv ist, passt ins Bild. Klagen dürften folgen.
