Energie: RWE macht Kohleausstieg von Genehmigung für Gaskraftwerke abhängig

Der Stromversorger RWE macht den für 2030 geplanten Ausstieg aus der Stromgewinnung aus Kohle von den Rahmenbedingungen für neue Gaskraftwerke im kommenden Jahr abhängig. „RWE arbeitet am Kohleausstieg 2030, den wir mit Bund und Land vereinbart haben. Das funktioniert aber nur, wenn wir 2025 die Ausschreibung der Gaskraftwerke bekommen“, sagte RWE-Chef Markus Krebber der Rheinischen Post. Ansonsten müssten die Braunkohlekraftwerke und Tagebaue länger laufen. „Die neue Bundesregierung muss umgehend die Kraftwerksstrategie auf den Weg bringen, damit wir mit dem Bau der wasserstofffähigen Gaskraftwerke beginnen können. Wir wollen allein in Nordrhein-Westfalen mindestens drei Gigawatt bauen.“

Der RWE-Chef kritisierte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, weil er nur 12,5 Gigawatt an neuen Gaskraftwerken ausschreiben und Vorgaben zum Gasmix machen wolle. „Die Bundesregierung sollte 15 bis 20 Gigawatt an neuen Kraftwerken ausschreiben, damit wir künftig genug Back-up-Kapazitäten haben“, sagte Krebber. „Die Politik sollte den Brennstoffmix nicht vorschreiben, sondern dies dem Markt überlassen. Der Emissionshandel ist das zentrale Steuerinstrument für Klimaschutz und reicht zur Dekarbonisierung völlig aus.“

Eine Rückkehr zur Atomkraft lehnte Krebber ab: „Die Zeit für die drei Kraftwerke, die für sechs Prozent der deutschen Stromproduktion standen, ist abgelaufen.“ Das RWE-Kernkraftwerk Emsland sei seit dem 15. April 2023 abgeschaltet und werde zurückgebaut. „Derzeit sind hier noch 480 Mitarbeiter, die den Rückbau vorantreiben“, sagte Krebber. „Wollte man die drei Meiler wieder hochfahren, bräuchte es langwierige Genehmigungsprozesse, massive Investitionen in die Nachrüstung und den Aufbau einer qualifizierten Betriebsmannschaft. Will die Gesellschaft das?“

„Atomkraft hilft nicht bei den aktuellen Engpässen“

Unionspolitiker wollen bei einer Regierungsübernahme das Hochfahren der abgeschalteten Kernkraftwerke prüfen, wie aus einem Diskussionspapier der CDU/CSU-Bundestagsfraktion aus dem November hervorging.

Auch einen Neubau hält Krebber für aussichtslos: „Ein Neubau dauert bis zu zehn Jahre oder mehr, Atomkraft hilft nicht bei den aktuellen Engpässen. Aktuelle Kernkraftprojekte in anderen Ländern zeigen, sie sind oft doppelt so teuer wie geplant und kosten zweistellige Milliardenbeträge.“ Der RWE-Chef betonte: „Daher müsste der Staat das wirtschaftliche Risiko übernehmen, wenn er will, dass neue Anlagen gebaut werden.“

Krebber sieht kein Problem darin, dass Deutschland französischen Atomstrom importiert: „Es stimmt, dass Deutschland immer wieder mal französischen Atomstrom importiert. Zuletzt waren es zwei Gigawatt. Doch das ist in Europa normal. In der Energiekrise hat Deutschland Frankreich mit Exporten unterstützt.“