Elon Musk witzelt darüber, den linken US-Sender MSNBC zu kaufen

„Was soll es denn kosten?“ lautete die berühmte Frage von Elon Musk, bevor er Twitter kaufte und die Kurznachrichtenplattform in einen Tummelplatz für Rechtsaußen und Verschwörungstheoretiker und sein Herrschaftsinstrument verwandelte. Dass er jetzt dieselbe Frage über den linksliberalen TV-Sender MSNBC gestellt hat, sorgt für Beunruhigung in der amerikanischen Medienlandschaft.

Beobachter sind beunruhigt

Der Konzern Comcast hatte kürzlich angekündigt, den Sender, der sich in den vergangenen Jahren als eine Art Anti-Fox-News mit ähnlich erregtem Meinungsjournalismus erfolgreich bei einem linksliberalen Publikum etabliert hat, aus der Senderfamilie, zu der auch NBC News gehört, auszulagern. Gemeinsam mit einer Handvoll anderer Comcast-Kanäle soll MSNBC künftig unter dem Schirm einer Gesellschaft namens „SpinCo“ firmieren. All dies soll offenbar einem Markt Rechnung tragen, auf dem immer mehr Menschen ihre Kabelfernsehverträge kündigen und sich Streamingdiensten zuwenden. Bei Optimisten nährte dies die Hoffnung, dass die Auslagerung zu größeren Investitionen in den Sender und sein journalistisches Team führe.

Anderswo nahm man die Ankündigung mit Besorgnis auf. Zwar hat Comcast bisher nicht davon gesprochen, dass der Sender zum Verkauf stünde. Die künftigen SpinCo-Manager wiegelten laut CNN ab – hier hieß es, man wolle mit der neuen Marke eher Kanäle dazukaufen, anstatt alte zu veräußern. Aber Medienbeobachter halten es für durchaus möglich, dass vermögende Bieter nichtsdestotrotz ein Auge auf den Sender werfen, der als zurzeit schärfster Trump-Kritiker im amerikanischen Fernsehen wirkt. Informationen von CNN zufolge sind derartige Signale von Seiten „gutwilliger Milliardäre“ bereits MSNBC-Leuten zugetragen worden.

Joe Rogan will den Job von Rachel Maddow

Unterdessen witzelten Musk und Konsorten auf X über eine Übernahme des Senders. Musk hat MSNBC häufig als „Abschaum“ bezeichnet und dessen Machern „kindische Propaganda“ vorgeworfen. Zuletzt freute er sich darüber, dass „MSNBC abstürzt“, nachdem der Sender angesichts der Wahl Donald Trumps einen Zuschauerschwund verzeichnete. Als Donald Trump Jr. fälschlich postete, MSNBC stünde zum Verkauf, inszenierte sich Musk als Interessent; der Podcaster Joe Rogan meldete sich mit dem Wunsch, den Job von Rachel Maddow zu übernehmen, die der Star des Senders ist. Wenig später kursierte auf X ein manipuliertes Video, in dem Maddow angesichts von Musks Tweet unter Tränen „zusammenbricht“.

Aber das Ganze hat durchaus einen ernsten Unterton, wie Ian Bassin, Leiter des Project „Protect Democracy“ im Medienpodcast „The Hive“ zu Bedenken gibt. Bassin zufolge könnte sich ein Zugriff auf die Medien anbahnen, wie es in Ungarn unter Viktor Orbán mit privaten Fernseh- und Radiostationen geschah: Vermögende Freunde eines Autokraten verleiben sich Nachrichtenoutlets ein, um diese in regierungsfreundliche Organisationen umzubauen. „Die Gefahr besteht“, sagt Bassin, „dass wir das auf dem amerikanischen Markt in den unterschiedlichsten Sektoren zu sehen bekommen werden.“ Gerade erst hatte bei „Politico“ der ehemalige ungarische Parlamentsabgeordnete Gábor Scheiring autokratische Strategien zur Gängelung der Politik, der Wirtschaft und der Medien nachgezeichnet, wie er sie in Ungarn beobachtet hatte.

Beim öffentlichen Sender NPR meinte der Medienreporter David Folkenflik, dass die Ankündigung von Comcast, seinen Anti-Trump-Sender auszulagern, auch als Art Absicherung vor Drohungen des künftigen Präsidenten dienen könnte, gegen seine Gegner in den Medien „durchzugreifen“. Bassin hatte vor solchen Taktiken in den Medien mit Blick auf Ungarn unter Orbán als „anticipatory obedience“, also vorauseilender Gehorsam, gewarnt. Die amerikanische Medienlandschaft muss sich auf Aushöhlungsversuche unter Trump gefasst machen. Auch, wenn Musk mit Blick auf MSNBC nur Witze machen sollte.