Elementarschaden: Soll die Versicherung gegen Hochwasser zur Pflicht werden? – Wirtschaft

Die deutschen Versicherer wollen Bund und Länder mit einem eigenen Vorschlag von der Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden wie Hochwasser und Starkregen abbringen. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) legte am Mittwoch erstmals ein Konzept vor, mit dem Häuser an Flüssen und in anderen hochwassergefährdeten Gebieten zu bezahlbaren Preisen versichert werden können.

Dazu soll ein Rückversicherer namens Elementar Re gegründet werden, an den die Unternehmen Extremrisiken weiterreichen können. Der Staat käme nur bei Katastrophen mit Schäden von mehr als 30 Milliarden Euro ins Spiel. Eine Versicherungspflicht soll es nicht geben. Wer den Elementarschutz ablehnt, verzichtet damit im Schadenfall aber auch auf staatliche Hilfen.Die 16 Ministerpräsidenten, die sich am Donnerstag mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) treffen, hatten sich unter dem Eindruck der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal für eine Pflichtversicherung ausgesprochen. Die schwarz-rote Regierung hat sich im Koalitionsvertrag ebenfalls zu einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden bekannt, Details aber offengelassen. Die Versicherer warnen, dass eine solche Pflicht keine Anreize schaffe, das eigene Haus besser zu schützen und nicht in Hochwassergebieten zu bauen.

Der Schutz vor Hochwasser und Starkregen ist bisher nicht Teil einer gewöhnlichen Wohngebäudeversicherung, die Sturm und Hagel abdeckt, sondern muss zusätzlich versichert werden. Eine solche Elementarschadenversicherung haben aber bisher nur etwas mehr als die Hälfte der Wohnhäuser in Deutschland.Durch Elementar Re ließen sich auch die rund 400 000 Häuser versichern, die regelmäßig von Hochwasser heimgesucht würden, erklärte der GDV. Die Prämien sollen nach der Größe des Hauses gestaffelt werden. Finanziert werden soll Elementar Re durch eine Umlage auf alle Wohngebäudeversicherungen. „Viele zahlen sehr wenig, damit wenige nicht unbezahlbar viel zahlen müssen“, heißt es vom GDV. Bevor der Staat zahlen muss, greifen eine Rückversicherung und ein Sicherungsfonds der Branche. Der GDV lehnt sich damit an das System in Großbritannien an, wo seit Jahren eine „Flood Re“ solche Elementargefahren abdeckt.Der GDV sieht gute Chancen, dass mit einem solchen System die Versicherungsdichte deutlich steigt. Bei neuen Verträgen soll der Elementarschutz künftig automatisch enthalten sein, bestehende Policen sollen zu einem Stichtag umgestellt werden, wenn der Kunde nicht widerspricht. Neubauten in Hochrisiko-Gebieten sollen von einem Stichtag an nicht mehr versichert werden können.