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Eisbaden soll viele Vorteile haben: So soll es zum Beispiel das Immunsystem stärken und gut für die Psyche sein. Aber ist Eisbaden wirklich so gesund? Und was bringt eigentlich die Wim Hoff Methode?
Eis- oder auch Winterbaden ist nichts für Feiglinge: Während man beim Eisbaden für Sekunden oder wenige Minuten ins eisige Nass eintaucht, gehören beim Winterbaden meistens auch Schwimmzüge dazu. Was für viele unvorstellbar ist, weckt bei Liebhabern des Kälteschocks pure Lebensfreude – und sie schwören auf die gesundheitlichen Effekte.
So gesund ist Eisbaden
Eis- und Kaltbaden ist noch wenig erforscht, aber es gibt eine Auswertung mehrerer kleinerer Studien, die auf positive gesundheitliche Wirkungen hindeuten: Demnach sei Eisbaden gut für das Herz-Kreislauf-System, einige Stoffwechselprozesse, das Immunsystem und die Psyche. Dennoch betonen die Forschenden: Es sind weitere Untersuchungen nötig, um die tatsächlichen Effekte des Eis- oder Winterbadens auf die Gesundheit zu ermitteln.
Kann Eisbaden das Immunsystem stärken?
Als sicher gilt: Eisbaden ist ein gutes Training für die Gefäße. Beim Eintauchen ins eisige Wasser ziehen sich die Hautgefäße zusammen und das Blut wird im Körperkern zentralisiert, um die Körpertemperatur zu halten. Steigt man aus dem Wasser, weiten sich die Gefäße und es kommt zu einer verstärkten Durchblutung (reaktive Hyperämie).
Die stärkere Durchblutung der Muskulatur und des Körperkerns führen zu einem wohligen Gefühl. Durch den Wechsel von Kälte und Wärme kann auch das Immunsystem stimuliert werden: Viele Fans des Kaltbadens berichten, dass sie nicht mehr so oft krank würden.
Eisbaden gegen Depression – wie sinnvoll ist das?
Der Kälteschock kann positive Auswirkungen auf die Psyche haben: Beim Eintauchen ins eisige Wasser werden Adrenalin und Endorphine freigesetzt. Viele berichten daher von einem euphorischen Glücksgefühl nach dem Bad, das sie Tag für Tag wieder ins kalte Nass lockt. Auch die Analyse der Studien deutet auf positive Effekte des Eisbadens auf die mentale Gesundheit hin. Ob diese sich verallgemeinern lassen und ob das auch für Menschen mit Depressionen gilt, muss in wissenschaftlichen Studien weiter untersucht werden.
Braunes Fett: Eisbaden gegen Übergewicht?
Studien zufolge aktiviert Eisbaden das sogenannte braune Fett. Es unterscheidet sich vom „normalen“ weißen Fett: Statt die Energie zu speichern, wandeln aktivierte braune Fettzellen Kalorien in Wärme um – der Körper verbraucht also Energie durch das aktivierte braune Fett, während weißes Fett bei Übergewicht problematisch sein kann. Eisbaden kann Studien zufolge helfen, das „normale“ weiße Fett teilweise in braunes Fett umzuwandeln und diese braunen Fettzellen zu aktivieren. In der Folge verbrennt der Körper mehr Kalorien.
Eisbaden: Gesunder Kreislauf ist wichtig
Achtung: Bevor man ins kalte Wasser geht, sollte man sich einmal durchchecken lassen. Besonders Menschen mit Vorerkrankungen müssen vorsichtig sein. Denn nicht nur Mut und gute Nerven sind gefragt, wenn man mit dem Kaltbaden beginnen möchte – auch ein gesunder Kreislauf ist wichtig. Wer unter Herz- oder Gefäßproblemen leidet, für den ist das kalte Wasser tabu. Zum Beispiel kann die Kälte bei Durchblutungsstörungen am Herzen dort eine lebensgefährliche Gefäßverengung auslösen. Wichtig auch: Wegen der Gefahr des Unterkühlens darf man nicht zu lange im kalten Wasser bleiben und sich danach auch nicht zu schnell aufwärmen – sonst macht der Kreislauf schlapp.
Was ist die Wim Hoff Methode?
Ein Name, der im Zusammenhang mit Eisbaden immer wieder fällt, ist der von Wim Hoff. Der Niederländer wird auch „the Iceman“ genannt und hält zahlreiche Kälteweltrekorde. Die Methode, die er dafür nutzt und lehrt, basiert auf drei Säulen: Die erste Säule ist die Atmung, die zweite die Kältetherapie und die dritte Säule ist das Commitment – übersetzt bedeutet es so viel wie Verpflichtung, diese Säule wird aber häufig als Meditation beschrieben. In Kursen, die die Wim Hoff Methode vermitteln, machen die Teilnehmenden zunächst eine Atemübung und steigen nach einer Pause ins Eiswasser. Das soll verschiedene positive Effekte auf die Gesundheit haben. Aber ob die Methode etwa Infektionskrankheiten vorbeugt, gegen Depressionen oder Gelenksentzündungen hilft, ist wissenschaftlich nicht belegt.
Tipps zum Winterbaden
• Als Training kalt duschen und dabei langsam und gleichmäßig ein- und ausatmen. Dann das Wasser nach und nach immer kälter stellen. Ziel ist es, die Atmung bei kaltem Wasser zu kontrollieren und nicht hektisch zu atmen. Das Eintauchen ins eisige Wasser ist dann nicht so schmerzhaft.
• Einsteiger sollten nicht einfach ins eiskalte Wasser springen, sondern langsam hineinsteigen.
• Nie alleine: Beim Kaltbaden sollte man stets in einer Gruppe oder mindestens zu zweit sein – denn es besteht immer die Gefahr, einen Kälteschock zu erleiden.
• Nur kurz: Das eisige Bad sollte nicht länger als fünf Minuten dauern – anschließend sofort warme Kleidung anziehen.
• Kopf und Haare schützen: Mütze oder Badekappe tragen und nicht untertauchen – denn über den Kopf geht sehr viel Wärme verloren. Auch Handschuhe können die Kälte etwas erträglicher machen.
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