Ein veganer Smoothie für 13 Euro

Auf acht Quadratmetern haben Lennart Schlüter und Moritz Grunicke eine grüne Oase geschaffen – mitten im Frankfurter Bahnhofsviertel. Zwischen den grauen Fassaden am Jürgen-Ponto-Platz sticht ihr kleiner Container deutlich hervor: Innen wie außen ranken sich Pflanzen, auf dem Tresen liegen frisches Obst und selbst gemachte Energieriegel. Dahinter mixen Schlüter und Grunicke seit Mai ausschließlich vegane Getränke – leuchtend, frisch, ungewöhnlich. „Vitamin B“ heißt ihre Smoothiebar. Einen vergleichbaren Ort gibt es in der Stadt bisher nicht.

Die Smoothies tragen Namen wie „Skyline Blue“. Dahinter steckt eine Mischung aus Ananas, Banane, Kokosmilch, Spirulina, Ashwagandha, Limettensaft und Cashews. „Purple Dreams“ vereint Heidelbeeren, Açai-Püree, Banane, Hafermilch, Maca-Pulver, Medjool-Datteln und Walnüsse. Bei „Mainhattan Greens“ landen Babyspinat, grüner Apfel, Matcha, Zucchini, Avocado, Kokoswasser und Zitronensaft im Mixer. Jede Portion enthält 400 Milliliter und kostet 10,50 Euro.

Wer möchte, kann für 2,50 Euro Extrazutaten hinzufügen – zum Beispiel Magnesium, Proteinpulver oder „Lion’s Mane“-Pulver, einen fein gemahlenen Igelstachelbartpilz, der als konzentrationsfördernd gilt und sich auch in Kaffee auflöst. Koffein enthält das Pulver zwar nicht, verspricht aber geistigen Schwung und soll den Magen schonen. Mit Zusätzen kostet ein Smoothie bis zu 13 Euro und mehr. „Uns ist bewusst, dass das hohe Preise sind“, sagt Grunicke. „Aber wir können sie rechtfertigen. Die Zutaten stammen von ausgewählten Fruchtlieferanten, nicht aus dem Supermarkt um die Ecke: Die Ananas kommt aus Costa Rica, die Mango aus Kolumbien, die Açai-Beeren werden handgepflückt und gefriergetrocknet, unser Matcha-Pulver beziehen wir aus Berlin.“

Das Auge trinkt mit: Moritz Grunicke (links) und Lennart Schlüter (rechts) in ihrer Smoothiebar
Das Auge trinkt mit: Moritz Grunicke (links) und Lennart Schlüter (rechts) in ihrer SmoothiebarSophie Boyer

Wer seinen Drink selbst zusammenstellen möchte, wählt als Basis (Eis-)Kaffee, Matcha oder Hojicha – einen gerösteten japanischen Grüntee. Hafer-, Soja-, Mandel- oder Kokosmilch gibt es ohne Aufpreis dazu. Selbst gemachter Sirup bringt mehr Geschmack. Dafür kochen die 26 und 34 Jahre alten Männer zum Beispiel regionale Bio-Erdbeeren mit Medjool-Datteln ein. Wer mag, bekommt vegane Schlagsahne obendrauf, etwa mit Vanille-Kokos-, Lavendel- oder Zitrushonig-Aroma. Weitere Zusätze wie Proteinpulver, Ashwagandha oder Kollagen stehen ebenfalls bereit. Am häufigsten werde der „Iced Strawberry Matcha Latte“ bestellt.

Alle Smoothies bestehen aus hochwertigen Zutaten.
Alle Smoothies bestehen aus hochwertigen Zutaten.Sophie Boyer

Als Stammkunden haben sich vor allem Menschen aus der Nachbarschaft etabliert – meistens Anwälte und Banker. In der Mittagspause oder zwischen Meetings holen sie sich einen der farbenfrohen Drinks. Schlüter erinnert sich an einen Fall, in dem ein Anwaltschef für sein Team gleich 25 Smoothies spendierte. „Burger hätte er wohl nicht gekauft. Die Leute sollen ja nach der Pause weiterarbeiten und nicht ins Mittagstief fallen.“

„Unsere Getränke sind sehr instagramtauglich“

Dass gesunde Ernährung für immer mehr Menschen zum Alltag gehört, beobachtet Schlüter täglich. „Das Bewusstsein für hochwertige Zutaten steigt ständig. Unsere Kunden wollen wissen, welche Nährstoffe in welchem Drink stecken, fragen, wie wir den Matcha zubereiten, und interessieren sich für die Wirkung der einzelnen Superfoods“, sagt er. Viele zahlten gern mehr für bessere und besondere Zutaten.

Doch nicht nur der gesundheitliche Aspekt zählt, sondern auch die Optik. Jeder Smoothie wird mit Kokosflocken, essbaren Blüten aus der Region oder frischen Beeren dekoriert. „Unsere Getränke sind sehr instagramtauglich. Klar, sie sollen schmecken, aber das Hauptziel ist: Jeder soll denken, davon mache ich jetzt ein Foto“, sagt Grunicke. Viele junge Kunden, besonders Frauen, posteten ihre Drinks bei Instagram oder Tiktok – und machten so Werbung für die kleine Bar.

Schlüter und Grunicke sind in Frankfurt aufgewachsen und kennen einander seit Kindertagen. Ihr Traum: ein eigener Laden, mit Angestellten und festen Öffnungszeiten. Bis es so weit ist, verkaufen sie dienstags bis donnerstags von 10 Uhr an, montags und freitags von 12 Uhr an jeweils bis 17 Uhr aus ihrem Container auf dem Jürgen-Ponto-Platz. „Hier gibt es viel Laufkundschaft. Das ist ein guter Testort“, sagt Grunicke. „Wenn unser Konzept hier nicht funktioniert, klappt es auch nicht im eigenen Geschäft.“