
Ihr Haus wurde umgebracht, sagt sie, Menschen wurden getötet oder verschwanden, ihre Sprache durfte sie nicht sprechen, der Ort, aus dem sie kam, wurde verwüstet, doch seine Trümmer leben in ihrem Körper weiter, werden dort zu Zahntrümmern, die ihr nachts aus dem Mund bröseln. Die junge Frau, die in dem Buch ë von Jehona Kicaj keinen Namen trägt, ist kurz vor dem Ausbruch des Kosovokriegs 1998 mit ihren Eltern und Geschwistern nach Deutschland gekommen. Sie lebte fremd in einem mittelständisch geprägten, recht biederen Dorf bei Göttingen, das ihr ausgerechnet deshalb als verwunschen erschien, weil sie arm und ausgeschlossen war in einer Gesellschaft, die sich immer noch nicht an Migranten gewöhnt hatte.