
Von einem Comeback oder zumindest einer Lebensverlängerung für Verbrenner-Autos war zuletzt immer wieder die Rede. In China fahren längst nicht nur reine Batterieautos, in den USA setzt Donald Trump auf Öl statt erneuerbare Energien und auch in Europa wird das Aus für neue Verbrenner von 2035 immer mehr infrage gestellt. Ein bisschen Hybride hier, ein paar E-Fuels dort – das würde nicht nur der deutschen Autoindustrie im globalen Wettbewerb helfen, sondern sei ja auch umwelttechnisch kaum der Rede wert, heißt es von einigen aus der Autobranche.
Mit solchen Forderungen gehen auch immer die Zweifel einher, ob der Klimavorteil eines elektrischen Fahrzeugs gegenüber einem fossil angetriebenen Pendant gar nicht so groß ist. Ab welcher Lebensdauer das E-Auto im Vorteil ist, dazu gab es in der Vergangenheit viele Studien, etwa vom Umweltbundesamt oder dem Institut für Klima- und Umweltforschung in Heidelberg (IFEU), die allerdings zu ganz anderen Ergebnissen kommen als der Verein deutscher Ingenieure (VDI).
Nun legt das umweltnahe Forschungsinstitut International Council on Clean Transportation (ICCT) eine neue Analyse vor, die verschiedene Antriebe miteinander vergleicht. Es ist die wohl umfangreichste aktuelle Untersuchung zu diesem Thema. Am Ende der Analyse steht ein klarer Vorteil für das E-Auto. Heute verkaufte, vollelektrische Fahrzeuge verursachen demnach 73 Prozent weniger Treibhausgasemissionen über den gesamten Lebenszyklus als vergleichbare Benziner. Damit hat sich die Ökobilanz der E-Autos gegenüber einer ICCT-Studie von 2021 zum gleichen Thema noch einmal um 24 Prozent verbessert. Schon nach ein bis zwei Jahren Nutzung, so schreiben es die Studienautoren, sei ein E-Auto aus Emissionssicht besser als ein Verbrenner.
Auch Wasserstoff-Fahrzeuge schneiden sehr gut ab
„E-Autos schneiden in der Klimabilanz deutlich besser ab als alle anderen Technologien, auch Hybride und Plug-in-Hybride, und die Emissionen von Elektroautos sinken schneller als noch vor wenigen Jahren erwartet“, sagt Marta Negri, Wissenschaftlerin am ICCT und Mit-Autorin der Studie. „Dieser Fortschritt ist vor allem auf den beschleunigten Ausbau von erneuerbaren Energien und die hohe Effizienz batteriebetriebener Fahrzeuge zurückzuführen.“ Auch wasserstoffbetriebenen Autos stellt die Studie ein sehr gutes Klimazeugnis aus. Sie können die Emissionen gegenüber Verbrennern ähnlich stark senken wie reine E-Autos. Allerdings nur, wenn der Wasserstoff grün ist, was bisher in Europa noch eine Seltenheit ist.
Doch warum fallen die Ergebnisse des ICCT so eindeutig für das E-Auto aus? Ein Grund ist laut den Studienautoren, dass es oft eine „selektive Datennutzung“ bei bisherigen Studien gäbe. Beispiele sind demnach, dass eine viel zu kurze Lebensdauer für ein Fahrzeug angenommen oder nicht berücksichtigt werde, dass der Anteil an grünem Strom über die Lebensdauer des Fahrzeugs stetig steigt. Zudem nutzt das ICCT Verbrauchsdaten, die direkt aus den Bordcomputern von Millionen von Fahrzeugen ausgelesen werden, also realistischer sind als die Werte, die in offiziellen Testzyklen ermittelt werden. Vor allem Plug-in-Hybrid-Autos vermasseln diesen Spritdaten die Ökobilanz. Sie schneiden kaum besser ab als reine Verbrenner.
Oft wird auch behauptet, Elektroautos verursachten bei der Herstellung so viele CO₂-Emissionen, dass dieser Klimarucksack erst nach vielen Jahren abgetragen sei. Auch dieser Annahme widerspricht die neue Analyse. Dort heißt es, dass bei der Herstellung vollelektrischer Fahrzeuge rund 40 Prozent mehr Emissionen als bei Benzinern anfallen. Dieses anfängliche „Emissionsdefizit“ sei im Schnitt aber bereits nach rund 17 000 Kilometern ausgeglichen – in der Regel also innerhalb des ersten bis zweiten Nutzungsjahres.