
Mit bis zu 4000 Euro sollen E-Autos ab 2026 gefördert werden. Die Prämie könnte spürbar mehr E-Autos auf die Straße bringen, wie eine Prognose des Händler-Verbands jetzt zeigt. Besonders Automarken aus dem Ausland dürften profitieren.
Die deutschen Autohändler rechnen mit deutlich mehr Verkäufen wegen der von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) angekündigten Zuschüsse für Elektroautos. Dadurch werde der Verkauf von Batteriefahrzeugen und Plug-in-Hybriden um 160.000 bis 180.000 Fahrzeuge zulegen, heißt es in einer Marktprognose des Händler-Verbands ZDK, die WELT AM SONNTAG vorliegt. Die Mehrzahl der zusätzlich verkauften Neuwagen sollen reine E-Autos sein, heißt es darin.
Insgesamt werden 2026 laut der Prognose 1,1 Millionen neue Batterieautos und Hybride verkauft, darunter 300.000 reine E-Autos für Privatkunden. Der Zuwachs geht zulasten des Verbrenners: Dessen Absatz werde um bis zu zwölf Prozent sinken, erwartet der Verband. Insgesamt rechnen die Händler für 2026 mit dem Verkauf von 2,95 Millionen Pkw – einem Plus von knapp vier Prozent. Trotz des Wachstums läge der Markt damit weiter deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau.
Ab Anfang 2026 sollen private E-Auto-Käufe mit bis zu 4000 Euro gefördert werden – für Haushalte mit einem zu versteuernden Einkommen von bis zu 90.000 Euro. Das soll die Nachfrage ankurbeln, die seit dem abrupten Ende der E-Auto-Förderung im Jahr 2023 schwächelt. Dabei geht es um nicht unerhebliche Summen.
Der ZDK rechnet damit, dass die Förderung breit ankommt: Die Zahl der geförderten Autos werden um 70.000 über 2023 liegen – dem letzten Jahr des alten Umweltbonus.
„Wir begrüßen diese Förderung“, sagte ZDK-Verbandschef Thomas Peckruhn. Allerdings warnt er vor Marktverzerrungen. Ähnlich sieht es Imelda Labbé, Präsidentin des Verbands der Automarken aus dem Ausland (VDIK). Die Umsetzung der E-Auto-Förderung und die notwendige Genehmigung aus Brüssel für die Subvention würden Monate in Anspruch nehmen, warnte sie. In der Zeit müsse die Branche damit rechnen, dass Interessenten mit dem Autokauf abwarteten.
Die Händler rechnen zudem damit, dass der staatliche Zuschuss die ohnehin schon niedrigen Wiederverkaufswerte von E-Autos und die Leasing-Restwerte unter Druck setzt. „Wir hätten uns gewünscht, dass auch junge gebrauchte E-Autos in die Förderung einbezogen werden“, sagte Peckruhn. Ein Problem dabei ist der schnelle technische Fortschritt bei E-Autos: Viele Modelle der vergangenen Jahre liegen bei Reichweite und Ladegeschwindigkeit sehr deutlich hinter den aktuellen Neuwagen zurück. Das macht sie schwer verkäuflich.
Umgekehrt setzt die Branche Hoffnungen in die neue Generation von Kleinwagen. Mit dem ID.Polo hat VW für 2026 ein erstes Modell um 25.000 Euro angekündigt, das mit aktueller Batterie-Technologie ausgestattet ist. „Je breiter das Angebot der Hersteller bei kleinen und kompakten E-Autos wird, desto stärker wird die Nachfrage anziehen“, sagte Peckruhn.
Kaum profitieren dürften von der auf mittlere Einkommen zielenden Förderung allerdings die deutschen Konzerne Mercedes und BMW, die in der Kompaktklasse nicht vertreten sind. Chancen rechnen sich dagegen Importeure aus. Renault etwa bringt mit dem elektrischen Twingo ein Auto um 20.000 Euro, auch Hyundai ist mit dem Modell Inster in der Preisklasse vertreten. Dazu kommen chinesische Anbieter wie Leapmotor. „Die chinesischen Marken sind eine Chance für den Kfz-Handel – auch weil sie Lücken schließen, die traditionelle Marken immer häufiger lassen“, sagte Peckruhn.
Auch Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) sieht die Chinesen als Wegbereiter für die E-Mobilität. Trotz ihres geringen Marktanteils von bislang fünf Prozent stützten sie die Aufmerksamkeit dafür. Laut Dudenhöffers monatlicher Untersuchung, die die WELT AM SONNTAG vorab vorliegt, sind Batterie-Autos deutlich billiger geworden. Ihr Preis lag am Jahresanfang im Schnitt bei 38.488 Euro. Im November waren es nur noch 34.674 Euro.
Anders sei es bei Plug-in-Hybriden: Sie seien trotz relativ hoher Preise fast ausschließlich deshalb stärker gefragt, weil sie als Dienstwagen steuerlich bevorzugt würden. Das führt laut Dudenhöffers Untersuchung dazu, dass der reale Durchschnittspreis samt Rabatten 2025 stabil bei gut 46.000 Euro geblieben ist. Ungewiss ist, ob die Förderung bei kleineren E-Autos auch verhindern wird, dass die realen Preise so stark sinken, wie es ohne Zuschuss der Fall wäre.
Dieses Interview wurde für das Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und Business Insider geführt.
Christoph Kapalschinski ist Redakteur und schreibt über die Auto-Industrie.
