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Man begrüße die Entlastungssignale der Bundesregierung für den Luftverkehr, so der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV). Die für 2026 angekündigte Rücknahme der letzten Luftverkehrssteueranhebung sei ein ebenso wichtiger Schritt zur Senkung der Standortkosten wie die stufenweise Reduktion der Flugsicherungsgebühren. Auf der 10. Luftfrachttagung des DSLV am Mittwoch, 19. November, in Raunheim stellte die Branche einen Maßnahmenplan Luftfracht vor. An der Veranstaltung nahmen über 100 Personen teil, so der DSLV. Darin wird deutlich, dass die Forderungen der Luftfrachtspeditionen über finanzielle Entlastungen hinausgehen und auch organisatorische Schritte umfassen.
Laut DSLV werden annähernd 98 Prozent des Luftfrachtexports und 80 Prozent der auf dem Luftweg nach Deutschland importierten Güter in der Organisationszuständigkeit von Speditionen abgewickelt. Bereits 33 Prozent der deutschen Speditionshäuser weichen für die Hälfte der von ihnen versandten Luftfrachtsendungen inzwischen auf Flughäfen im Ausland aus, wie eine Erhebung des DSLV unter seinen Mitgliedsunternehmen zeige. Dieser Trend habe sich in diesem Jahr verfestigt. Ausschlaggebend sind laut Verband „neben den hohen Standortkosten die angebotenen Netzwerke sowie die Frequenz der Frachtverbindungen“. Zudem würden unterschiedliche Auslegungen und Anwendung von Luftfrachtsicherheitsstandards innerhalb der EU sowie die Schnelligkeit und Zuverlässigkeit der Frachthandling-Prozesse ebenfalls eine Rolle spielen. Hinzu kämen Unterschiede in der lokalen Umsetzung EU-weiter Zollstandards und -prozesse sowie bei den Betriebszeiten der Flughäfen.
Die Branche sieht „strukturelle Wettbewerbsnachteile“ hierzulande und diese würden fortbestehen, solange Deutschland gemeinsame europäische Grundstandards für die Luftsicherheit restriktiver auslege als andere EU-Mitgliedstaaten. Deshalb verlangt der DSLV neben der Senkung staatlicher Standortkosten (Handlungsfeld 1), Luftfrachtsicherheit prozessorientierter umzusetzen und dafür u. a. deutsche Kontrollverfahren an EU-Standards anzugleichen (Handlungsfeld 2). Mit einem dritten Handlungsfeld fordert der DSLV eine schnelle Modernisierung von Infrastrukturen und Digitalisierung von Prozessen. Dazu zählen unter anderem die Befreiung von Road-Feeder-Verkehren vom Sonn- und Feiertagsfahrverbot für Lkw sowie die zügige Umsetzung des europäischen elektronischen Frachtbeförderungs-Informationssystems eFTI.
Etwa die Hälfte der weltweiten Luftfrachttonnage wird als Beiladefracht (Belly-Fracht) in Passagierflugzeugen befördert. Jede Flugverbindung, die von oder nach einem deutschen Flughafen gestrichen wird, schränkt das Frachtraumangebot weiter ein. Die Folgen seien die Abwanderungen zu ausländischen Airports, warnte der DSLV. „Die Luftverkehrssteuer um 350 Millionen jährlich zu senken ist deshalb standortpolitisch wichtig und richtig“, sagte DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster, er warnt aber gleichzeitig: „Wenn die Steuermindereinnahmen dafür zu Einsparungen an anderer Stelle im Verkehrsetat führen, könnte dies für den Logistiksektor zu einem Nullsummenspiel werden.“ Weiter forderte Huster, dass auch administrative Prozesse beim Zoll und beim Luftfahrtbundesamt (LBA) schlanker und digitaler werden.
Luftfrachtsicherheit behalte selbstverständlich höchste Priorität, doch inzwischen übersteige der administrative Aufwand für die behördliche Anerkennung eines Unternehmens als sicheres Lieferkettenglied dessen operativen Nutzen, so der DSLV. „Die Bundesregierung muss deshalb regulatorische Übersteuerung im Bereich der Luftfrachtsicherheit dringend zurückfahren und deutsches Gold-Plating beenden“, sagte Huster. „Der Luftfrachtstandort Deutschland benötigt einen ganzheitlichen Ansatz, der Kostensenkungen mit der Beseitigung regulatorischer Wettbewerbsnachteile, Digitalisierung der Abläufe und einer konsequenten Modernisierung der behördlichen Infrastruktur verbindet“, sagte Timo Stroh, Vorsitzender des DSLV-Luftfrachtausschusses und Mitglied im Erweiterten Präsidium des DSLV.
