

Denn in den nächsten Monaten geht es um nichts weniger als um die Zukunft des Breitensports, eine neue Steuerung des deutschen Spitzensports – und um Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland als verbindendes „nationales Projekt“. Viel mehr ist kaum möglich.
Wie wird Staatsministerin Schenderlein reagieren?
Den ersten Belastungstest fern einer orchestrierten Versammlung unter – halbwegs – Freunden wird der DOSB in den nächsten Tagen bestehen müssen, wenn eine Reihe seiner Mitglieder der Staatsministerin für Sport und Ehrenamt, Christiane Schenderlein, ihre Einschätzung zum Sportfördergesetz, besonders zur Machtstruktur in der geplanten Agentur für den Spitzensport übermittelt haben müssen.
Es war clever vom DOSB und vom Bundeskanzleramt, die Frist erst nach der Mitgliederversammlung auslaufen zu lassen. Ansonsten hätte Frau Schenderlein der Attacke von DOSB-Präsident Thomas Weikert auf das Primat der Politik in der Agentur, auf die fehlende Autonomie des Sports im Referentenentwurf – man spricht zu Recht vom Staat als Sportchef – konkret reagieren müssen, anstatt die Kritik über sich ergehen zu lassen.
Die Harmonie wäre im zweiten Satz weggefegt worden von einer heftigen Kakophonie. Das kann noch werden, wenn es zur Sache geht, besonders, falls es dem DOSB nicht gelingen sollte, alle Befragten auf Linie zu trimmen, ihm dadurch deutlich mehr Einfluss zu geben auf die Entscheidung in der Spitzensportagentur.
Allem Wohlklang zum Trotz ließ sich ein Missklang heraushören am Nikolaustag. Als der Sprecher der Landessportbünde (LSB) einen aussichtslosen Antrag angeblich entgegen der Absprache im Plenum begründete und eine Gegenrede provozierte. Eine „unglückliche“ Aktion, hieß es selbst aus der Reihe der Landessportbünde. Tags zuvor war laut Ohrenzeugen intern aber auch heftig, mitunter sehr emotional über die Veröffentlichung eines Zielprogramms des DOSB gestritten worden.
Bis 2035 soll zum Beispiel die Zahl der Mitgliedschaften um sechs Millionen auf 35 Millionen erhöht werden, jedem Kind soll bis dahin 90 Minuten Bewegung am Tag verschafft werden. Das hört sich großartig an, nachdem jahrzehntelang weitgehend vergeblich versucht wurde, eine dritte Sportstunde durchzusetzen – pro Woche.
Es kommt auf die Einheit des Sports an
Dass die Demographie in Deutschland einem sprunghaften Anstieg der Mitgliedschaften widerspricht, mag die Optimisten nicht bremsen. Aber die Realisten warnen. Zumal Vereine angesichts maroder Sportstätten und anderer Probleme gegenwärtig nicht den Spielraum genießen, Aufnahmestopps zu verhindern. Trotzdem ist dieser Antrag, andere auch, mit annähernd 100 Prozent der Stimmen angenommen worden.
Das spricht für das Gespür aller, nach außen hin den Zwist mit der Demonstration von Einheit in einem für den Sport heiklen Moment zu überbrücken. Im Frühjahr soll eine Klausurtagung von LSB und Spitzenverbänden zu einer Annäherung führen. Von der Einheit des Sports wird es abhängen, ob den ersten Takten eines großen, selbstgewählten Auftragswerks irgendwann ein furioser Schlussakkord folgt.
