Dortmund in der Champions League: Ablenkung von der Weltuntergangsstimmung – Sport

Der FC Barcelona hatte am Dienstagabend vorgelegt und seither auf den nächsten Gegner gewartet. Am Mittwochabend nahm Borussia Dortmund die Einladung an. Tatsächlich darf der in der Bundesliga krisengeschüttelte BVB in der zweiten Aprilwoche zum Viertelfinal-Hinspiel der Champions League nach Katalonien reisen. Weil die jüngst beim 0:1 gegen Augsburg noch peinlich berührten Dortmunder ihr Achtelfinal-Rückspiel beim französischen Klub OSC Lille recht überzeugend mit 2:1 (0:1) gewannen, dabei einen Rückstand umdrehten und das maue 1:1 aus dem Hinspiel vergessen machten, dürfen sie nun um den Einzug ins Halbfinale gegen den spanischen Tabellenführer rund um seinen deutschen Trainer Hansi Flick, den früheren BVB-Stürmer Robert Lewandowski und Lamine Yamal spielen.

Dortmund dominierte, wie schon das Hinspiel, auch das Rückspiel über weite Strecken. Allerdings war Lille bereits in der 5. Minute in Führung gegangen. In der ersten Halbzeit vergaben die Borussen doch glatt fünf Riesenchancen, verzweifelten daran aber nicht. Im zweiten Durchgang brachte Kapitän Emre Can den BVB per Foulelfmeter (54. Minute) mit dem 1:1 zurück ins Spiel, ehe Maximilian Beier in der 65. Minute den umjubelten 2:1-Siegtreffer erzielte.

Zum zweiten Mal nacheinander und zum sechsten Mal seit 2013, als sie in London später das Finale gegen den FC Bayern München 1:2 verloren, stehen die Dortmunder im Viertelfinale der Champions League. Das ist eine starke Bilanz und passt gar nicht so recht zur Weltuntergangsstimmung, die bei den Borussen in der Bundesliga zurzeit herrscht. Dort ist der BVB bekanntlich nur Zehnter und sieben Punkte entfernt von jenem vierten Platz, der für eine erneute Königsklassen-Qualifikation in der kommenden Saison erforderlich wäre.

Der umjubelte Triumph könnte dringend erforderliches Selbstbewusstsein zurückbringen

Dortmund ist dieser Tage zwar eine verunsicherte Mannschaft, ihre Sorgen konnten die Schwarz-Gelben in Frankreich trotz missglückten Spielbeginns aber abschütteln. Wie schon in der vergangenen Saison, als Dortmund das Finale gegen Real Madrid (0:2) erreichte, kompensiert das Team auch in diesem Jahr eine maue Bundesliga-Saison mit respektablen Champions-League-Auftritten.

Das Spiel in Lille war noch keine fünf Minuten alt, da lagen die Dortmunder schon 0:1 hinten. Karim Adeyemi und der Rechtsverteidiger Waldemar Anton hatten im Vorwärtsgang per Hin und Her den Ball vertändelt. Torwart Gregor Kobel wurde beim Schuss von Jonathan David auch noch auf dem falschen Fuß erwischt und musste den Ball skurril durch die Beine rollen lassen. Auf den Rückschlag reagierte der BVB allerdings stark. Pascal Groß (17.), Julian Ryerson (19.), Julian Brandt und Guirassy (20.) erhielten binnen kürzester Zeit verheißungsvollste Chancen zum Ausgleich, scheiterten aber alle unglücklich. Weil spät ein Kopfball von Groß (45+1.) auch noch sanft nur die Latte streichelte, gingen die Dortmunder mit einem Rückstand in die Pause.

Diesmal machten ihnen die Zweifel aber keinen Strich durch die Rechnung. In der zweiten Halbzeit zahlte sich die Überlegenheit aus. Der frühere Dortmunder Thomas Meunier brachte den allzu leicht stürzenden Guirassy im Strafraum zu Fall, woraufhin Can in der 54. Minute per Elfmeter zum 1:1 ausglich. Die Führung vergab Adeyemi in der 62. Minute noch mit einem Kracher ans Lattenkreuz, ehe in der 65. Minute Beier, der auf dem linken Flügel den Vorzug vor Jamie Gittens erhalten hatte, den Ball zum Siegtreffer unter die Latte drosch.

Der umjubelte Triumph könnte dringend erforderliches Selbstbewusstsein zurückbringen. Neun Mannschaften haben die Dortmunder in der Bundesliga-Tabelle vor sich, gegen sieben davon spielen sie noch bis zum Saisonende – und haben es bis zu einem gewissen Grad selbst in der Hand, sich vielleicht doch noch für die nächste Champions League zu qualifizieren. Viel Zeit zum Feiern haben die Borussen nach ihrem Triumph in Lille aber nicht, schon am Samstagabend spielen sie bei RB Leipzig.