
Wenn die Stimme ein eher abstrakter Begriff ist: Bei den Donaueschinger Musiktagen scheint es, als zöge sich die zeitgenössische Musik in Selbstreferenzialität zurück.
© Ralf Brunner/ SWR
Der dichte Nebel über Donaueschingen scheint ein Weltgefühl
einzufangen am vergangenen Wochenende, und die kleine Stadt beweist einmal mehr ihr
theatralisches Talent. Wo die Donau entspringt, quillt seit über 100 Jahren auch
die musikalische Avantgarde, und gerade 2025 drängt sich die Frage auf: Was
macht die Kunst in einer so instabilen, bedrohlichen Gegenwart?
Lydia Rilling,
die Leiterin der Musiktage, hat mit Voices unbound ein ultimativ politisches
Motto für das Festival ausgegeben und gleichzeitig auch ein maximal offenes:
Wer erhebt seine Stimme, wer nicht, wer wird gehört, wer nicht? Nach dem
vergangenen Jahr schien die künstlerische Stoßrichtung der zeitgenössischen
Musik weitgehend klar zu sein: Da sprudelte queere Freude, mahnte feministische
Kritik und half eine KI bei der Würdigung antirassistischer Utopien.
Eine wohltuend extrovertierte, direkte Kunst präsentierte sich da mit einem klaren Programm. Kunst wie eine Nebelschlussleuchte.