
Liebe Leserin, lieber Leser, Maximilian Janisch ist 21 Jahre alt, ein Schweizer, hochbegabt. Er ist ein Mathegenie. Mit uns hat er über die Eleganz der Zahlen gesprochen, über die Vorurteile gegen Mathematiker – und warum er beim Dating eher auf Risiko setzt als auf Berechnung. Zum Studieren ging er mit 15 Jahren an die Universität und steht jetzt, nur sechs Jahre später, kurz davor, seine Promotion in Mathematik zu beenden. Als Doktorand der Uni Zürich beschäftigt er sich unter anderem mit Machine Learning, also einem Bereich der Künstlichen Intelligenz. Sein Intelligenzquotient liegt bei 149+.
Hier ein paar seiner Antworten: „Es gibt diese Vorurteile, Mathematiker seien schüchtern und sozial komisch drauf. Aber ganz ehrlich, das ist nicht gerechtfertigt. Ich habe viel mit anderen Mathematikern zu tun, und die weisen ähnliche Eigenschaften auf wie Nichtmathematiker. Vorurteile spüre ich vor allem dann, wenn ich merke, dass Leute von mir überrascht sind.“ „Mathematik hat etwas Interessantes, Unzugängliches. Aber ich spreche auf Dates nicht nur über Mathe, sondern auch über meine Hobbys zum Beispiel.“ „Was mir an der Mathematik gefällt, ist, dass es auf eine mathematische Frage eine richtige Antwort gibt, und die hängt nur von der Frage ab. In der Philosophie dagegen gibt es oft Fragen, deren Antwort von den persönlichen Präferenzen der Person, die sie beantwortet, abhängig ist. So was gibt es in der Mathematik nicht. Außerdem mag ich die Effizienz der Mathematik. Wenn man eine Aussage beweisen will, versucht man, den kürzesten und effizientesten Beweis zu finden für diese Aussage. Das hat etwas Elegantes.“ Auch das übrige Gespräch ist lesenswert.
Das gilt für das Interview mit Arndt Geiwitz ebenfalls, der spätestens als Insolvenzverwalter von Schlecker bekannt geworden ist: „Grundsätzlich ist der Marktaustritt eines Unternehmens nichts Schlimmes. Und ich habe größten Respekt davor, wenn man ein Unternehmen liquidieren kann, ohne einen Insolvenzantrag zu stellen. Alarmierend finde ich jedoch, dass sich das in bestimmten Branchen häuft, vor allem in personalintensiven Branchen wie Gastronomie oder Pflege. Die Unternehmer resignieren, weil sie keine Leute finden.“ Und er sagt auch: „Im Falle einer Insolvenz muss als Erstes ein Schuldiger her. Das fordern viele Gläubiger. Im Zweifelsfall ist das der Geschäftsführer, egal ob der Krise nun Managementfehler zugrunde liegen oder externe Faktoren. Das finde ich zu einfach. Das ist ein Grund, weshalb ein Insolvenzantrag noch immer oft zu spät gestellt wird. Und natürlich gehen die Verantwortlichen weniger Wagnisse ein. In den USA ist Scheitern kein Malus, man lernt dazu und steht wieder auf. Ich bin überzeugt, dass amerikanische Start-ups auch deshalb erfolgreicher sind. Wer nicht wagt, der kann kein Amazon, kein Google und auch kein Tesla oder SpaceX bauen.“ Eine neue Erkenntnis ist das nicht, nur: Es verändert sich in dieser Hinsicht in Deutschland dennoch nichts.
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Carsten Knop
Herausgeber
Frankfurter Allgemeine Zeitung