Die turbulente Hinrunde des TSV 1860: „Diese Achterbahnfahrt geht auf die Birne“

Dritte Liga, Saison 2025/26, fünfter Spieltag: Der TSV 1860 liegt mit drei Siegen, zwei Remis und noch ohne Pleite auf Tabellenplatz zwei und damit absolut im Soll. Klar, oder? Schließlich hat Geschäftsführer Christian Werner um die frenetisch gefeierten Rückkehrer Kevin Volland und Florian Niederlechner ein Team geformt, das Cheftrainer Patrick Glöckner nur noch locker-flockig zum Aufstieg führen muss. Oder?

Weit gefehlt! 1:2 in Rostock, 1:5 gegen Hoffenheim II, 0:2 bei Erzgebirge Aue, 2:2 gegen Viktoria Köln, 0:1 bei Wehen Wiesbaden: Nur fünf Spieltage später lag bei 1860 gefühlt mal wieder alles in Trümmern (Rang 13). Glöckner weg, was aufgrund der Kombination aus immenser Erwartungshaltung und sportlicher Talfahrt noch nachvollziehbar erschien.

Entlassung von Werner erscheint bis heute fragwürdig

Stichwort schwächstes Glied. Boss Werner weg – bitte was? Der Architekt des potenziellen Aufstiegskaders musste ebenfalls gehen? Dieser Schritt der Vereinsführung erschien – und erscheint – dagegen bis heute fragwürdig.

An der enormen Fallhöhe gescheitert: Ex-Coach Glöckner.
An der enormen Fallhöhe gescheitert: Ex-Coach Glöckner.
© picture alliance/dpa
An der enormen Fallhöhe gescheitert: Ex-Coach Glöckner.

von picture alliance/dpa

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Die Sechzger setzten auf NLZ-Chef Manfred Paula als neuen Geschäftsführer. Der wollte gleich vermehrt auf die Junglöwen auf dem Nachwuchsleistungszentrum einsetzen. Ein neuer Finanzchef und ein NLZ-Nachfolger werden – trotz anderslautender Aussagen des neuen Vereinspräsidenten Gernot Mang – erst mal nicht verpflichtet. Ein risikobehafteter Sparplan, doch das ist eine andere Geschichte.

1860 dank Kauczinski zurück im Aufstiegsrennen

Was das Wirken auf dem Rasen anbelangt, so gibt die restliche Hinrunde der Arbeit des neuen – von Paula verpflichteten – Cheftrainers Recht: Unter Markus Kauczinski, der die Löwen mehreren Spielern zufolge durch seine routinierte, sachlich-ruhige Art wieder in die Spur bekommen hat, holten die Blauen satte sechs Siege aus neun Spielen.

Der Lohn: die furiose Rückkehr ins Aufstiegsrennen.

Architekt eines Aufstiegskaders? Ex-Boss Werner.
Architekt eines Aufstiegskaders? Ex-Boss Werner.
© sampics
Architekt eines Aufstiegskaders? Ex-Boss Werner.

von sampics

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Niederlechner verlor unter Kauczinski den Startplatz

Weiß-blaue Überraschungen stellen dabei vor allem Sigurd Haugen und Florian Niederlechner dar: Der Norweger, weil er sich mit sieben Saisontreffern und einer Unmenge an gefährlichen Tiefenläufen an die Spitze der vereinsinternen Torjägerliste und in die Herzen der Sechzger-Fans manövrierte, ehe er im Spiel gegen Ingolstadt einen Kieferbruch erlitt. Und Niederlechner, weil der Rückkehrer nach zwei Toren in den ersten beiden Saisonspielen keinen einzigen Treffer mehr bejubeln durfte und unter Kauczinski folgerichtig seinen Startelfplatz verlor.

Kehrten im Sommer zum TSV 1860 zurück: Florian Niederlechner und Kevin Volland.
Kehrten im Sommer zum TSV 1860 zurück: Florian Niederlechner und Kevin Volland.
© IMAGO/osnapix
Kehrten im Sommer zum TSV 1860 zurück: Florian Niederlechner und Kevin Volland.

von IMAGO/osnapix

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Der zweite Hochkaräter, nämlich Volland, erkannte nach traumhaftem Auftakt (Premierentreffer bei der Heimpremiere beim 3:1 gegen Osnabrück) und ebenso holpriger Abwärtskurve eine „enorme Fallhöhe“ – nur um sich als Spielmacher mit zunehmender Saisondauer zu neuer Stärke aufzuschwingen.

Maier und Hobsch plötzlich beim TSV 1860 wieder gefragt

„Fußball ist auch viel Kopfsport. Irgendwann gehen die vielen Achterbahnfahrten auf die Birne“, fasste Kapitän Jesper Verlaat die turbulente Hinrunde treffend zusammen. Erstaunlich, dass der monatelang ausfallende Spielführer vom kampfstarken Kauczinski-Kollektiv und in Person von Max Reinthaler gut kompensiert werden konnte. Selbst der Kreuzbandriss von Spielmacher Tunay Deniz fiel angesichts der wiedergefundenen Volland-Geniestreiche kaum ins Gewicht.

Dafür zauberte der 55-jährige Trainerfuchs auch noch mit Philipp Maier und Patrick Hobsch einen totgesagten Abräumer und einen von der Bank frustrierten Torjäger aus seinem imaginären Hut. Maßnahmen, die 1860 dorthin zurückbrachten, wo sie am fünften Spieltag standen. In der Spitzengruppe. Als wären sie nie weg gewesen, diese Achterbahnfahrer.